Pestizide
Welche Chemikalien unsere Umwelt und Gesundheit bedrohen
11.11.2024Pflanzenschutzmittel stehen zunehmend in der Kritik – jetzt sogar mit konkreten Forderungen nach einem Zulassungsstopp.
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Eine neue Analyse zeigt, dass Pestizide in Österreich erhebliche Spuren hinterlassen, die nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit gefährden. Eva Schmidt von der Umweltschutzorganisation Global 2000 erklärt die Situation.
Eva Schmidt, Umweltschützerin von Global 2000:
„Viele dieser Pestizide hinterlassen gefährliche Rückstände wie Trifluoracetat, kurz TFA. Diese Chemikalie, auch bekannt als „Ewigkeits-Chemikalie“, bleibt extrem lange in der Umwelt erhalten. Die Stoffe, die wir hier in Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen haben, reichern sich im Grund- und Trinkwasser an – und können bei Tieren schwere Missbildungen verursachen.“
Das Umweltgift TFA ist ein Abbauprodukt von bestimmten Chemikalien, den PFAS, die unter anderem in Pflanzenschutzmitteln enthalten sind. Diese Chemikalien sind wegen ihrer Langlebigkeit besonders problematisch: Sie bleiben jahrzehntelang in der Umwelt und reichern sich in Flüssen, Grundwasser und sogar im Leitungswasser an. In den letzten Monaten wurde TFA europaweit in Flüssen und Grundwasser gefunden – auch in Österreich.
Chemiker Helmut Burtscher-Schaden, Global 2000 ist besorgt:
„Durch die Zulassung und den Gebrauch dieser Pestizide gelangten im Jahr 2022 mehr als 41.000 Kilogramm TFA in unsere Umwelt. Diese Menge ist alarmierend und zeigt, wie dringend hier gehandelt werden muss, um die Belastung zu stoppen.“
Das Gutachten, das von Peter Hilpold, Rechtswissenschaftler an der Universität Innsbruck, erstellt wurde, weist darauf hin, dass eine Aufhebung der Zulassung rechtlich möglich ist. Die EU-Vorschriften für Pflanzenschutzmittel verpflichten die Mitgliedsstaaten dazu, ihre Zulassungen zu überdenken, wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen – insbesondere wenn Grundwasserbelastungen und gesundheitsgefährdende Wirkungen nachgewiesen werden. Das macht diese aktuellen Erkenntnisse so brisant.
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Statement von Peter Hilpold, Universität Innsbruck fordert den Zulassungsstopp:
„Die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die reproduktionstoxische Wirkung von TFA und die nachgewiesene Wasserbelastung verpflichten die Staaten, sofortige Maßnahmen zu ergreifen. Es gibt keine rechtliche Hürde, die gegen einen sofortigen Zulassungsstopp dieser Chemikalien spricht.“
Die Umweltschutzorganisation Global 2000 appelliert nun an Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, die Zulassung dieser Pestizide mit sofortiger Wirkung zurückzuziehen. Die Risiken für Tiere und die Gesundheit des Menschen seien zu gravierend, um die Gefahren weiter zu ignorieren. Sie fordern einen klaren Kurswechsel in der Pestizidzulassungspolitik.
Pflanzenschutzmittel, die sich im Trinkwasser und sogar in unseren Flüssen anreichern und gefährliche Missbildungen hervorrufen können – die Erkenntnisse sind besorgniserregend. Die Verantwortung liegt jetzt bei den politischen Entscheidungsträgern, wie sie mit diesen wissenschaftlichen Befunden umgehen.