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Unsere Tiere

Zu viel CO2 versauert die Meere

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Ozeane zählen zu den größten natürlichen CO2-Speichern des Planeten. Das Gas wird entweder durch Meeresströmungen in die Tiefsee transportiert und abgelagert oder nahe der Meeresoberfläche von Algen und Plankton durch Photosynthese umgewandelt.  

Damit haben die Ozeane bisher den Klimawandel abgemildert. Anders als Plastik ist Kohlenstoffdioxid ein natürlicher Bestandteil des Erdsystems und damit eigentlich kein Verschmutzer im herkömmlichen Sinn. "Aber es ist diese zusätzliche menschengemachte Menge, die man durchaus als Verschmutzung werten kann, denn sie hat überwiegend schädliche Auswirkungen, auch auf den Ozean", so Hans-Otto Pörtner, Klimaforscher am Alfred-Wegener-Institut und ehemaliger Leiter einer Arbeitsgruppe für den Bericht des Weltklimarats (IPCC), gegenüber dem stern.

Die bedrohliche Versauerung der Meere durch CO2-Emissionen 

Schon länger warnen Forscher vor den schädlichen Folgen von zu viel CO2 für die Meere. Seit der Industrialisierung haben die Ozeane etwa ein Drittel der weltweiten Emissionen aufgenommen, das entspricht etwa 24 Millionen Tonnen pro Tag. So viel produziert Deutschland jährlich durch Müllverbrennung. Zu hohe Mengen an Kohlenstoff lassen die Meere versauern. Der Säuregehalt ist dadurch seit der Industrialisierung um 28 Prozent gestiegen, hat das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel (Geomar) errechnet. Werden die Emissionen nicht reduziert, könnte sich der Wert bis zum Ende des Jahrhunderts verdoppeln, heißt es in einer Mitteilung des Geomar.

Verlust der klimaschützenden Funktion der Meere 

Mit zunehmenden Temperaturen verlieren die Meere auch ihre klimaschützende Wirkung. In einer Studie konnten US-Forscher der Duku University und der University of Santa Barbara mithilfe von Computersimulationen zeigen, dass bestimmte Organismen die Photosynthese mit steigenden Temperaturen einstellen. Kohlenstoffdioxid wird dann nicht mehr umgewandelt, sondern entweder gar nicht mehr aufgenommen oder sogar abgegeben.

Noch verlangsamen die Meere die Klimaerwärmung, weil sie ein wichtiger Puffer sind. Rund 90 Prozent, der durch den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre zurückgehaltenen Wärme, wird in den Meeren gespeichert. Zudem nehmen sie rund ein Viertel der CO2-Emissionen auf, die der Mensch in die Atmosphäre entlässt.

„Unsere Meere haben Fieber: Seit einem Jahr erreichen die Meere jeden Monat neue Rekordtemperaturen. Die Ozeane versauern, der Meeresspiegel steigt, Tiere sind bedroht – wir sind schon mitten in der Klimakrise. Das Tempo, mit dem wir gegen die Ozeanerhitzung vorgehen, ist zu langsam.“ So Till Seidensticker, Meeresexperte bei Greenpeace

Intensive marine Hitzewellen im Nordostpazifik könnten zukünftig noch extremer ausfallen 

Eine neue Studie zu sommerlichen Hitzewellen im Nordostpazifik geht davon aus, dass diese noch intensiver und länger ausfallen könnten, als es anhand der langfristigen Erwärmung angenommen wurde. Dies könnte schwerwiegende Auswirkungen auf Meeresökosysteme und die Fischereiwirtschaft haben. Die Studie wurde kürzlich in der Zeitschrift Communications Earth & Environment von Forschenden des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), veröffentlicht
Die Studie zeigt, dass marine Hitzewellen in Zukunft wahrscheinlich noch extremer werden, selbst wenn man den langfristigen Anstieg der Meerestemperaturen aufgrund des Klimawandels berücksichtigt.

Dies wird auf Rückkopplungen zwischen Luft und Meer zurückgeführt, die Temperaturänderungen innerhalb von marinen Hitzewellen beeinflussen können. Zu den identifizierten Prozessen gehören die Verringerung der Wolkenbedeckung und der Tiefe der Mischungsschicht im Ozean sowie die Advektion, also der Transport, von Luft aus sich schnell erwärmenden subpolaren Regionen. Die Autor:innen betrachten das komplexe Zusammenspiel dieser Luft-Meer-Prozesse und modellieren deren Reaktion auf ein 4 °C wärmeres Klima. Sie stellen insgesamt eine Verstärkung der Temperaturen innerhalb der marinen Hitzewelle fest, die im küstennahen und zentralen Nordostpazifik besonders ausgeprägt ist.

Klimawandel bedroht die Fischpopulationen: Der Fall des Herings 

Durch den Temperaturanstieg verändern sich auch die Verbreitungsmuster der Fischarten, das kann zum Beispiel ihre Wanderungen und auch das Verhalten ihrer Nahrungsquellen verändern. Einige Arten könnten gezwungen sein, sich in kühlere Gewässer zu bewegen, was zu Konflikten mit anderen Arten führen könnte. Andere könnten Schwierigkeiten haben, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen, was zu einem Rückgang der Populationen führen könnte. Ein gutes Beispiel dafür ist der Hering. Durch die steigenden Temperaturen schlüpfen die Heringslarven zu früh, die Meeresumwelt hält für sie jedoch noch nicht genügend Nahrung bereit. Infolge dessen verhungern viele Jungtiere.

Meeresvögel und Säugetiere: Auswirkungen der veränderten Fischbestände auf ihre Nahrungsversorgung 

Meeresvögel und Säugetiere, die von Fischen und anderen Meereslebewesen abhängig sind, leiden ebenfalls. Die sich verändernden Fischbestände beeinträchtigen die Nahrungsversorgung der Tiere.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 30.06.2024, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 07.07.2024, 18:30 Uhr 

Einfluss von Temperatur und Nährstoffverfügbarkeit auf das marine Plankton: Herausforderungen und Auswirkungen 

Planktonische Organismen wie z.B. Phytoplankton bilden die Grundlage vieler mariner Nahrungsnetze im Meer. Höhere Temperaturen und indirekte Veränderungen in der Nährstoffverfügbarkeit des Wassers beeinträchtigen das Plankton.

Integration von Ozean- und Meeresschutz in den globalen Klimaschutz 

Ozean- und Meeresschutz muss eng mit Klimaschutz verknüpft werden: Die weltweiten CO2-Emissionen sowie Luftschadstoffe müssen verringert und die internationalen Klimaschutzziel erreicht werden, um so Auswirkungen klimabedingter Umweltstressoren – wie die ⁠Versauerung⁠ der Meere – abzumildern.

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