Katastrophendramen ziehen Zuschauer weltweit in ihren Bann. Sie kombinieren spannende Geschichten mit der Faszination für das Unvorhersehbare.
Die neue Netflix-Miniserie „La Palma“ greift ein erschreckendes Szenario auf: Wie ein Vulkanausbruch auf den Kanarischen Inseln eine globale Kettenreaktion auslösen könnte. Doch wie realistisch ist dieses Szenario? Wir werfen einen Blick auf die Hintergründe der Serie und die wissenschaftlichen Fakten.
Ein packendes Szenario in der Netflix-Topliste
Die vierteilige Miniserie „La Palma“, die letzte Woche auf Netflix Premiere feierte, hat es direkt in die Top-10-Listen geschafft – besonders im Vereinigten Königreich. Sie erzählt die Geschichte einer Familie, deren Weihnachtsurlaub plötzlich zum Albtraum wird, als ein Wissenschaftler beunruhigende vulkanische Aktivitäten auf der spanischen Insel La Palma (Kanarische Inseln, Spanien) bemerkt.
Die Handlung ist ebenso dramatisch wie fesselnd: Ein massiver Vulkanausbruch könnte einen Erdrutsch auslösen, der in den Atlantik stürzt und einen gigantischen Tsunami verursacht. Die Familie sieht sich mit der Frage konfrontiert, ob sie den drohenden Gefahren aus Lava, Asche und Gas entkommen kann.
Wissenschaft trifft Fiktion
Die Serie basiert auf einer Theorie, die erstmals 2001 von den Forschern Steven N. Ward und Simon Day vorgestellt wurde. Ihre Arbeit beschreibt ein Szenario, bei dem der Vulkan Cumbre Vieja auf La Palma ausbricht und dabei einen massiven Erdrutsch auslöst. Dieser würde angeblich Tsunamiwellen erzeugen, die die Ostküste Nordamerikas, Südamerikas und Westeuropas erreichen könnten.
Die Theorie des „Mega-Tsunamis“ wurde in den letzten zwei Jahrzehnten intensiv untersucht. Neuere Forschungen relativieren die Dramatik der ursprünglichen Hypothese.
Die Theorie stützt sich auf die Idee eines zusammenhängenden und plötzlichen Hangabbruchs, bei dem eine Landmasse von der Größe Manhattans (USA) ins Meer stürzt. Die dabei freigesetzte Energie könnte eine gigantische Welle verursachen, die mehrere Kontinente bedroht.
Realität versus Drama
Die Theorie des „Mega-Tsunamis“ wurde in den letzten zwei Jahrzehnten intensiv untersucht. Neuere Forschungen, darunter eine Studie des United States Geological Survey (USGS) aus dem Jahr 2021, relativieren die Dramatik der ursprünglichen Hypothese:
- Schrittweiser statt plötzlicher Kollaps: Die Kartierung des Meeresbodens um die Kanarischen Inseln zeigt, dass Erdrutsche in der Vergangenheit nicht als einheitliche Massenbewegung, sondern stückweise auftraten. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit einer massiven Tsunamiwelle erheblich.
- Kleinere Volumina: Aktuelle geomorphologische Analysen zeigen, dass das potenzielle Kollapsvolumen viel geringer ist als in der Studie von 2001 angenommen. Die Auswirkungen wären also weniger katastrophal als in der Serie dargestellt.
- Erfahrung mit dem Cumbre Vieja: Der Vulkan brach zuletzt im Jahr 2021 aus. Zwar verursachte der Ausbruch erhebliche regionale Zerstörungen, aber ein globales Katastrophenszenario blieb aus.
Warum „La Palma“ dennoch sehenswert ist
Obwohl die dargestellten Ereignisse überdramatisiert sein könnten, bietet die Serie eine spannende Mischung aus Unterhaltung und Nachdenklichkeit. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf die möglichen Gefahren vulkanischer Aktivitäten und zeigt zugleich die unberechenbare Macht der Natur. Darüber hinaus ist „La Palma“ ein Beispiel dafür, wie wissenschaftliche Hypothesen als Grundlage für fesselndes Geschichtenerzählen dienen können.