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UNSERE TIERE

Erste Stadt Deutschlands verbietet Tierauftritte im Zirkus

Tiger, die durch brennende Reifen springen, Affen, die Kunststücke vorführen oder Alligatoren, die vor einem Publikum gezeigt werden: Damit soll im hessischen Rodgau bald per Gesetz Schluss sein.

Mit einem Verbot will die Stadtverordnetenversammlung von Rodgau keine Tiere mehr ausstellen. Von dem Verbot sind nicht nur Zirkusse betroffen, sondern generell Veranstaltungen wie zum Beispiel Jahrmärkte oder Rummelplätze, in denen "Tiere zur Schau" gestellt werden.

Dabei gilt das Verbot auf Grundstücken, die in kommunaler Hand sind. Auf diesen dürften demnach derartige Events nicht mehr stattfinden. Auf privaten Grundstücken hingegen dürfen Zirkusse und dergleichen nach wie vor mit Tieren in Rodgau auftreten. Laut der Tierschutzorganisation PETA ist Rodgau damit die deutschlandweit erste Kommune, die ein solches Verbot für kommunale Grundstücke ausspricht. Den Antrag zu dem Verbot hatte die Tierschutzpartei eingebracht. Sie waren bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr neu ins Stadtparlament gewählt worden.


Der Stadtverordneter der Tierschutzpartei Fabian Schelsky ist entsprechend zufrieden mit der Neuregelung. Wie er gegenüber der Frankfurter Rundschau aber betont: "Wir wollen damit nicht den Zirkussen einen reinwürgen, sondern Menschen zum Nachdenken anregen." Jeder kleine Schritt in Richtung Tierschutz sei gut. Ralf Huppertz vom Verband Deutscher Circus Unternehmen (VDCU) kündigte dagegen rechtliche Schritte an. Ihm zufolge werde in deutschen Zirkussen bereits weitestgehend eine tiergerechte Haltung praktiziert.


Dies hat jedoch PETA erneut im Jahr 2021 widerlegt. Ein Beispiel ist der Circus Krone mit Stammsitz in München der als einer der weltweit größten Zirkusse gilt. Im Fokus des Programms steht die Dressur von Tieren, die für den Profit unter Zwang Kunststücke aufführen müssen. Rund 100 Tiere leiden im Circus Krone unter teils massiven Missständen, wie behördliche Dokumente sowie Bild- und Videomaterial belegen.


Circus Krone unterhält in München ein festes Winterquartier, den sogenannten Krone-Zoo, in dem auch im Winter Zirkusshows stattfinden. Während der Transporte sind die Tiere auf engstem Raum eingesperrt und können sich nur wenige Stunden am Tag in ebenfalls stark begrenzten Außengehegen bewegen – das bedeutet eine enorme Belastung.

Die rechtliche Lage zu Zirkustieren sieht in Deutschland wie folgt aus: Anders als in anderen Ländern gibt es kein generelles Verbot für die Zirkusauftritte von Tieren. Das heißt, dass auch Elefanten und Affen zum Zirkus gehören dürfen. Dennoch gibt es strenge Regeln, die die Zirkusbetreiber einhalten müssen und die auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft nachzulesen sind.
So heißt es dort unter anderem, dass im Zirkus nur solche Tiere gehalten werden sollen, die „regelmäßig – das heißt täglich – beschäftigt werden und die unter Zirkusbedingungen verhaltensgerecht untergebracht und schadensfrei transportiert werden können“. Laut der Tierrechts-Organisation Peta könne ein Zirkus „insbesondere den Ansprüchen von Wildtieren an ihren natürlichen Lebensraum nicht gerecht werden“. Und: „Gewaltvolle Dressuren, winzige Käfigwagen und ständige Transporte zeichnen das Leben von Tieren im Zirkus aus.“


In Österreich ist die Haltung oder Mitwirkung von Wildtieren wie Löwen, Elefanten, Tiger und anderen Wildtieren in Zirkussen seit 1.1.2005 durch das Tierschutzgesetz verboten. Im Zirkus gehören Platzmangel, ständige Transporte und zweifelhafte Dressuren zum Alltag. Wildtiere können unter diesen Bedingungen kein artgemäßes Leben führen. Innerhalb der Europäischen Union können die Mitgliedstaaten selbst entscheiden, wie sie Wildtiere im Zirkus schützen. Erst nachdem die Europäische Kommission im Jahr 2006 ein Vertragsverletzungsverfahren zum österreichischen Wildtierverbot in Zirkussen einstellte, haben viele andere Länder Wildtiere im Zirkus ganz oder teilweise verboten.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 27. Februar 2022, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 06. März 2022, 18:30 Uhr.     


  

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