Hitze, Regen, Flut, Verzweiflung. 2010 war der Sommer der Wetter-Extreme
Die Bilanz der Wetterforscher: 190.449 Blitze, Tausende Gewitter mit Hagel und unglaublicher Heftigkeit, Überschwemmungen, Muren.
Ein Rekordsommer. In jeder Hinsicht. Und punktgenau zum Ende des meteorologischen Sommers am 31. August Neuschnee in den Bergen – 40 Zentimeter am Arlberg und in den Hohen Tauern, 20 Zentimeter am Hochschwab: "Einen so frühen Wintereinbruch gab es zuletzt 1995", berichtet ZAMG-Klimatologin Johanna Nikitsch.
Tornados, Hochwasser und extreme Hitze mit 38 Grad
Das Panikwetter 2010 ging bereits im Frühling los. Am 13. Mai schüttete es in Wien derart, dass ganze Straßenzüge wie die Lerchenfelder Straße mehr als einen Meter hoch unter Wasser standen. Autos wurden weggeschwemmt, Geschäfte zerstört – Millionenschaden. In dieser Tonart ging es weiter: Am 26. Mai legten zwei mächtige Tornados Katastrophenschneisen ins Tullnerfeld und in eine Siedlung bei Klosterneuburg (NÖ).
Den Gewitterkatastrophen in Mai und Juni folgte die Sahara-Hitze im Juli: "Fast 20 Tage mit Rekordtemperaturen", sagt Herbert Formayer, Klimaexperte an der Wiener Universität für Bodenkultur. Der Hitzerekord wurde in St. Andrä im Kärntner Lavanttal erreicht: 37,2 Grad. Wien schwitzte bei durchschnittlich mehr als 35 Grad, die Bäder-Betreiber jubelten: "In Summe verlief der Sommer 2010 um bis zu 2,2 °C zu warm, die Niederschlagssummen liegen fast durchwegs über dem Mittel", sagt Wetterforscher Formayer.
Mega-Gewitter, Muren und Überschwemmungen
Unterbrochen wurde die Hitzewelle von Megagewittern, die es in dieser Heftigkeit in Österreich selten zuvor gegeben hat. Am schlimmsten war es in der Nacht von 26. auf 27. Juli im Raum Bregenz in Vorarlberg: Binnen weniger Stunden fielen 128 Liter pro Quadratmeter, eine Jahrhundertkatastrophe mit Muren und Überschwemmungen. Insgesamt schüttete es in Vorarlberg während des Sommers 1.000 Liter/m² – das entspricht knapp 200 % des Mittelwerts.
Aber auch im Burgenland und in Niederösterreich wurden rekordverdächtige Regenmengen registriert. In Eisenstadt kamen rund 410 Liter/m² zusammen, was der doppelten zu erwartenden Niederschlagsmenge entspricht.
Besonders schlimm wütete das Katastrophen-Wetter am 13. August in Eisenstadt und Umgebung: 64 Liter pro Quadratmeter, es schüttete, als wäre der Himmel offen. Dazu Starkwind, Blitze, Hagel: "Trotzdem", behauptet Wetterforscher Formayer, "war der Sommer 2010 in Österreich kein Katastrophensommer." Denn: "Verglichen mit den internationalen Naturkatastrophen von Deutschland bis Pakistan, kamen wir noch gut weg."