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Vorläufiges Endergebnis

Das Kurz-Beben: Triumph für ÖVP, Debakel für SPÖ & FPÖ

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Zugewinne für NEOS - JETZT gescheitert - Briefwahlstimmen werden noch ein wenig Veränderung bringen.

Exakt 135 Tage nach Platzen des Ibiza-Skandals und 134 Tage, nachdem Sebastian Kurz die Koalition mit der ÖVP aufgekündigt hatte, feiert die ÖVP ihren größten Wahlsieg des Jahrzehnts. Die Türkisen legen an diesem Sonntag dramatisch zu und springen locker über die 37-%-Marke. Ein Triumph: Die ÖVP liegt in allen Ländern außer Wien vorn. Ein letzter Turbo war da wohl der FPÖ-Spesen-Skandal rund um den ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

SPÖ. Pamela Rendi-Wagner konnte sich – nachdem die SPÖ Kurz im Mai im Parlament gestürzt hatte – nicht mehr erholen. Erstmals kam die SPÖ mit der ÖVP nicht in ein Kanzler-Duell, die roten Wähler des Jahres 2017 wechselten in Scharen zurück zu den Grünen. Die Folge: ein Absturz, der sich gewaschen hat, das schlechteste SPÖ-Ergebnis der Geschichte –­ und der größte Abstand zwischen dem Ersten, der ÖVP, und dem Zweiten, eben der völlig zerstörten Ex-Kanzlerpartei SPÖ.

FPÖ. Noch schlimmer hat es allerdings die Freiheitlichen erwischt, der Spesenskandal hat die Hofer-Kickl-Doppel­strategie über den Haufen geworfen – und jetzt hat Norbert Hofer als neuer FPÖ-Chef sogleich einen Mega-Absturz zu verantworten.

Das Kurz-Beben: Triumph für ÖVP, Debakel für SPÖ & FPÖ
© oe24

Türkis-Grün in aller Munde – doch Kogler ziert sich

Grüne. Werner Kogler und seine runderneuerte Grünen-Truppe sind indes die anderen Wahlsieger des Tages – das Grünen-Plus ist sogar noch größer als das der ÖVP. Kogler fährt jetzt das beste Ergebnis für die Grünen aller Zeiten ein.

Die Folge: ÖVP und Grüne haben derart stark zugelegt, dass sie eine gemeinsame Bundesregierung bilden könnten. Laut vorläufigen Endergebnis ohne Briefwahl geht sich eine bequeme Mandatsmehrheit aus (siehe weiter unten) – und das sogar ohne einen dritten Partner (Neos). Kein Wunder, dass die türkis-grüne Variante in aller Munde war – doch Kogler zierte sich und beharrte darauf, dass die ÖVP sich völlig ändern müsse.

Neos. Doch auch die pinke Partei von Beate Meinl-Reisinger gehört zu den Wahlsiegern dieses gestrigen Abends: Die Neos legen ebenfalls zu, kamen aber an das selbst gesteckte Ziel von 8 % nicht ganz heran. Und: Sie kommen auch in keine Koalitionsdiskussion – als Partner werden sie nicht gebraucht.

Aus für Pilz. Bleibt als dritter Verlierer die Liste Jetzt: Die Versuche von Peter Pilz, in den letzten Tagen noch Unentschlossene zu überzeugen, war vergebens – Pilz wird in Pension gehen und Journalist werden. 

Video zum Thema: NR-Wahl: Runde der Klubobleute

Rot und Blau stürzen ins Polit-Aus

Crash, Absturz, Desaster – in den Parteizentralen von SPÖ und FPÖ suchte man nach den richtigen Worten für das, was am gestrigen Sonntag passiert ist:
Pamela Rendi-Wagner fuhr an diesem Tag das schlechteste SPÖ-Wahlergebnis bei einer Bundeswahl aller Zeiten ein. Über die Gründe waren sich die Polit-Analytiker und Insider völlig einig: Rendi-Wagner konnte sich im Wahlkampf zwar unglaublich steigern – die Abwahl von Sebastian Kurz am Tag nach der für die ÖVP so siegreichen EU-Wahl konnte die SPÖ-Vorsitzende bis heute nicht erklären. Das haben vor allem die älteren Wählerinnen und Wähler der SPÖ bis zum Wahltag nicht verziehen. Allerdings: Im Gegensatz zur FPÖ gab es bei den Roten zunächst keine Personaldiskussion.

Video zum Thema: Rede von Rendi-Wagner

Spesen-Konto von 11.000 Euro für Strache empörte

Brauer Fall. Bei der FPÖ hat der Absturz weit unter die 20-%-Marke einen anderen Grund: War die Partei durch den Ibiza-Skandal ohnehin schon angeschlagen, so kam wenige Tage vor der Wahl noch der Spesen-Skandal rund um Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache dazu. Dass der frühere Parteichef zusätzlich zu seinem 15.000-Euro-Gehalt ein 10.000-Euro-Spesenkonto hatte und seine Frau vom FPÖ-Klub zudem 11.000 Euro brutto als Redakteurin kassierte, konnten selbst die gestandenen Blauen nicht mehr verstehen.

Vilimsky führte Revolte gegen Norbert Hofer an

Bei den Blauen startete wenige Minuten nach der ersten Hochrechnung bereits eine Revolte: Man müsse „neue Gesichter in verantwortungsvolle Rollen holen“, sagte General Harald Vilimsky in einer ersten Reaktion. Zudem müsse man nun eine „Wählerrückholaktion“ starten, die sicher nicht wieder zehn Jahre dauern werde. Vilimsky und auch der Wiener FP-Chef Dominik Nepp betonten, in Opposition gehen zu wollen.

Video zum Thema: Mega-Schlappe für FPÖ: Hofer im Interview

Mandats-Verteilung

In Mandaten bedeutet das vorläufige Ergebnis vom Sonntag übrigens folgende Verteilung: Die ÖVP kommt auf 73 Sitze im neuen Nationalrat, die SPÖ auf 41 und die FPÖ auf 32 Mandatare. Die Grünen erhalten 23 Mandate. Für die NEOS bedeutet das vorläufige Endergebnis 14 Nationalratsitze.
 
Die noch nicht ausgezählten Wahlkarten (mehr als 1 Million) bringen für manche Parteien noch Verbesserungen, für andere leichte Verschlechterungen. Das Ergebnis der ÖVP wird dann (laut Briefwahlschätzung der Hochrechner der ARGE Wahlen) etwas niedriger liegen, bei etwa 37,4 Prozent. SORA/ORF sieht die Partei schlussendlich bei 37,1 Prozent. Gegenüber der Wahl 2017 bedeutet das ein Plus von rund sechs Prozentpunkten. Der Vorsprung auf die zweitplatzierte Partei von rund 15,5 Prozentpunkten ist der größte in der Zweiten Republik.
 
Mandate
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Video zum Thema: Nach der Wahl: Statement von Van der Bellen

Wahlkarten

Spannend wird übrigens auch der Montag. Denn noch nie wurden so viele Wahlkarten (1,07 Millionen) ausgegeben. Damit fehlt beim amtlichen Ergebnis am Sonntagabend (20–21 Uhr) noch ein Fünftel der Stimmen. Das wird am Montag ausgezählt.

 

G. Schröder


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