Franzosen setzen in Paris ein Zeichen für die Freiheit und gegen den Terror.
Paris, Sonntag, kurz vor 15 Uhr, ein unfassbares Bild der Solidarität: Hunderttausende sammeln sich am überfüllten Platz der Republik, die Zufahrtsstraßen sind verstopft. Sie singen die Marseillaise, hissen französische Flaggen, halten die Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo in die Höhe, skandieren „Charlie, Charlie!“ oder „Liberté, Liberté“.
Staatschefs in Trauer vereint
20 Minuten später: Der „Republikanische Marsch“ setzt sich in Bewegung. Hinter den Opfer-Familien die 50 Staats- und Regierungschefs. Von Frankreichs Präsident François Hollande über Angela Merkel bis zu Israels Premier Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas. Sie sind schwarz gekleidet, halten einander die Hände symbolhaft für den Kampf der Welt gegen Terror. „Das ganze Land steht heute auf für seine Werte. Paris ist heute die Hauptstadt der Welt“, sagt Hollande. Parlamentspräsidentin Doris Bures (SPÖ), Außenminister Sebastian Kurz und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) vertreten Österreich.
Merkel und Hollande in Trauer - Foto: Reuters
Fast 4 Millionen Franzosen auf der Straße
Am Ende sind es weit über eine Million Menschen, die in Paris auf den Straßen trauern. Es es ist die größte Versammlung seit der Befreiung von Paris 1944. Tausende Polizisten und Soldaten sorgen für die Sicherheit, Scharfschützen sind einsatzbereit. Im ganzen Land gab es weitere Trauermärsche. Insgesamt sind, nach Schätzungen der Behörden, 3,7 Millionen Franzosen an den Märschen gegen den Terror beteiligt. Auch in Berlin, Madrid, London und den USA wird am Sonntag demonstriert. Die Welt, in Trauer vereint.
Austro-Delegation trifft auf Außenminister Steinmeier - Foto: APA/Außenministerium
Kurz: "Starkes Signal der Solidarität"
ÖSTERREICH: Herr Außenminister, wie empfanden Sie den Trauermarsch?
Sebastian Kurz: Der Trauermarsch war für mich sehr eindrucksvoll und ein starkes Signal der Entschlossenheit für eine offene und freie Gesellschaft. Das zeigte auch die breite Beteiligung durch die französische Bevölkerung.
ÖSTERREICH: Was bedeutet der Aufmarsch der internationalen Politik?
Kurz: Es ist ein klares Zeichen der Solidarität. Es ist ein Zeichen der Geschlossenheit, für die Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung einzutreten. Unsere Aufgabe ist es, entschlossen gegen Terror zu kämpfen.
ÖSTERREICH: Wie kann das funktionieren?
Kurz: Mit dem Modell des individuellen Jihadismus ist die Bedrohung nahe. Geheimdienste in Europa müssen enger zusammenarbeiten. Die Polizei muss gegen Rückkehrer härter vorgehen. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen.
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