Kampf um Weltrettung
20 Topnationen ringen um Weltwirtschaft
25.06.2010
Nächste Runde im Ringen um das Comeback der Weltwirtschaft nach dem Crash 2008: Die USA wollen weiter Geld pumpen, Europa eher sparen.
US-Präsident Barack Obama stärkte sich vor dem Abflug zum nächsten diplomatischen Kraftakt beim G20-Gipfel der Top-Industrienationen am Wochenende in Toronto bei einem deftigen Burgeressen mit Russenpräsident Dmitri Medwedew. Ganz so gemütlich wird es beim neuerlichen Megatreffen zur Weltrettung nicht werden: Risse in der nach der Horrorrezession noch geeinten Allianz (85 Prozent des Welt-BIP) sind sichtbar.
Erwartet wird ein Showdown zwischen Obama und Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel (siehe rechts). Konkret geht es um die von den USA empfohlene Fortführung staatlicher Milliardenprogramme zur weiteren Wirtschaftsankurbelung. Durch die wurde eine Depression zwar verhindert. Doch explodierende Staatsschulden trieben Europa in die Schuldenkrise, schürten Angst vor einer neuen Rezession und dem Kollaps der EU-Gemeinschaftswährung.
Obama: Weltkonsum als Stütze der US-Wirtschaft
Die USA –
deren Dollar trotz gleichfalls explodierender Defizite (Staatsverschuldung
liegt mit 13 Billionen Dollar bei 88,9 Prozent des BIP) noch nicht ins
Visier von Währungsspekulanten geriet – hofft auf größeren Weltkonsum als
Stütze für die eigene stotternde Wirtschaft: Die hartnäckig hoher
Arbeitslosenrate von fast zehn Prozent drückte Obamas Popularität (neben dem
BP-Öl-Debakel) auf Tiefstwerte von 45 Prozent. Obama, durch seine
US-Probleme auch international geschwächt, signalisierte gegenüber Merkels
Forderungen nach einem Sparkurs Kompromissbereitschaft. „Die individuellen
Umstände von Nationen müssen berücksichtigt werden“.
Sprengstoff bieten auch Beratungen zur Harmonisierung der Reformen des Finanzsektors. Obama reiste mit einem Triumph nach Toronto: Der Kongress einigte sich auf das, so Obama, „strengste Finanzreformpaket seit der Great Depression“. Vorgesehen ist der Schutz von Konsumenten sowie die Einschränkung riskanter Finanzpraktiken von „Wall Street“-Banken. Die USA drängen auf eine weltweite Harmonisierung der Regeln, damit eigene Banken keine „Wettbewerbsnachteile“ haben. Eine in Europa vorgesehene Bankensteuer lehnen die USA ab. Fest steht schon jetzt der Preis, sollte sich die Welt wieder nicht einigen: Vier Billionen Dollar an globaler Wirtschaftsleistung und 30 Millionen Jobs stehen in den nächsten Jahren am Spiel, so der Internationale Währungsfonds .