Man rechnet mit starker Zunahme der Flüchtlingsströme über das Mittelmeer.
Mindestens 200.000 Flüchtlinge warten in Libyen auf die Abfahrt nach Europa, wie der italienische Admiral und Kommandant des EU-Einsatzes EUNAVFOR Med (Mission Sophia), Enrico Credendino, berichtete. Nach der Schließung der Balkanroute sei seiner Ansicht nach mit einem zunehmenden Migrantenstrom über das Mittelmeer nach Italien zu rechnen.
2016 rechne man mit 300.000 übers Mittelmeer
Der französische Innenminister Yves Le Drian sagte vor zwei Wochen, dass in Libyen rund 800.000 Flüchtlinge auf ihre Weiterreise nach Europa warten. Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) erklärte am Dienstag, dass man für das Jahr 2016 mit rund 300.000 über die "zentrale Mittelmeerroute" einreisenden Flüchtlingen rechne.
Die EUNAVFOR-Mission gegen Schlepper kann Schiffe im Verdachtsfall anhalten, durchsuchen und beschlagnahmen. Im Rahmen des Einsatzes, an dem sich 24 Länder beteiligen, wurden seit vergangenem Juni 63 Schlepper festgenommen, 101 Schiffe beschlagnahmt und 12.000 Migranten gerettet. Weitere 26.000 Migranten wurden zusammen mit Einheiten anderer EU-Missionen in Sicherheit gebracht.
Schiffe sollen Schleppern entzogen werden
"Wir wollen die Schiffe nicht zerstören, sondern sie Schleppern entziehen. Sie sollen wieder eingesetzt werden. Die Libyer haben ein reiches Meer, doch sie haben mit der Fischerei aufgehört", betonte Credendino.
Er bezweifelt, dass sich IS-Terroristen unter den Flüchtlingen befinden könnten. "Es hat keinen Sinn, dass sich Terroristen unter Verzweifelte auf den Booten mischen. Sie haben einen Pass und könnten auch mit dem Flugzeug reisen", so Credendino.