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Ganze Städte zerstört

241 Tote nach Erdbeben in Italien

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Katastrophe in unserem Lieblingsurlaubsland: 241 Tote in Italien nach Erdbeben.

Bei dem Erdbeben in Italien sind nach einer vorläufigen Bilanz des Zivilschutzes mindestens 241 Menschen ums Leben gekommen. Die Behörde korrigierte die bisherige Zahl von 247 damit am Donnerstag nach unten.

In der Gegend um Arquata seien 46 statt 57 Tote gezählt worden. In den Gemeinden Amatrice und Accumoli stieg die Zahl von bisher 190 auf 195 Tote.

Das Erdbeben der Stärke von mehr als 6 hatte in der Nacht zu Mittwoch mehrere Orte in Mittelitalien dem Erdboden gleichgemacht. Auch am Donnerstag gab es immer noch zahlreiche Nachbeben. Weiterhin wird nach Überlebenden gesucht.

Betroffenheit

Die Erdstöße waren bis nach Rom (150 Kilometer entfernt) deutlich zu spüren, sogar die Messstationen der ZAMG im Süden Österreichs haben ausgeschlagen.

Die hohe Opferzahl löste international Betroffenheit aus. In der Nacht auf Donnerstag sprach UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon den Angehörigen sein Beileid aus. Italiens Regierungschef Matteo Renzi sprach von "grenzenlosem Schmerz" in seinem Land.

Mädchen nach Stunden aus Trümmern gerettet

Als Giorgia lebend aus den Trümmern geborgen wird, sind Freudenrufe in Pescara del Tronto, eine der am stärksten vom Erdbeben in Mittelitalien betroffenen Gemeinden, ertönt. Das 10-jährige Mädchen konnte 16 Stunden nach dem Erdbeben aus den Trümmern geholt werden.

"Hunde hatten uns gemeldet, dass sich unter den Trümmern jemand befand, doch wir hörten keine Stimme. Wir haben aber trotzdem unermüdlich gesucht. Als wir das Kind lebend bergen konnten, war es für uns eine riesige Freude", berichtete der Feuerwehrsprecher Danilo Dionisi.

Erst am Mittwochabend konnten die Rettungsteam den genauen Punkt lokalisieren, wo sich das Zimmer Giorgias befand. Die Schwester der Überlebenden konnte allerdings nicht gerettet werden. "Die Schwester lag neben Giorgia im Bett, für sie kam jede Hilfe zu spät", sagte Dionisi. In Pescara del Tronto wird weiterhin nach Überlebenden gesucht. Allein hier wurden bis dato 37 Todesopfer gezählt.

Ein Zwilling (6) gerettet, Bruder noch unter Geröll

Der Horror ist noch lange nicht vorbei: „Viele sind noch unter den Trümmern. Wir bereiten einen Ort für die Leichen vor“, sagt Sergio Pirozzi, Bürgermeister der besonders stark betroffenen Stadt Amatrice. Hier werden Dutzende Tote erwartet. Helfer graben verzweifelt mit ihren Händen nach Überlebenden: „Wir hören Kinder, die unter den Trümmern schreien.“

Erschütternde Szenen spielen sich hier ab: Etliche Häuser sind in sich zusammengebrochen, die Straßen sind mit meterhohen Geröllbergen bedeckt. Ärzte versorgten gestern einen verletzten sechsjährigen Zwilling – von seinem Bruder fehlte jede Spur. „Die Hälfte der Stadt ist weg. Es gab auch einen Erdrutsch, und eine Brücke könnte einstürzen“, so Bürgermeister Pirozzi.

Der Ort ist bei Reisenden sehr beliebt: Amatrice wurde in die Liste der schönsten Dörfer aufgenommen. Und hier wurde die berühmte Pasta all’amatriciana erfunden. Nächste Woche sollte das jährliche Spaghettifest stattfinden.

Schreckensmeldungen gibt es aber aus fast jedem Ort in der Umgebung. In Accumoli etwa ist eine vierköpfige Familie verschüttet – noch immer kein Lebenszeichen. Tausende Menschen wurden mit einem Mal plötzlich obdachlos.

GRafik
© APA

Straßen blockiert, Strom und Telefon unterbrochen

Die Helfer stehen vor einer „Mission Impossible“: Viele Zufahrtsstraßen sind blockiert, Strom- und Telefonleitungen sind unterbrochen. Dennoch sind Tausende Soldaten und Rettungsteams im Einsatz. „Wir lassen niemanden alleine“, sagte Regierungschef Matteo Renzi. Das Wirtschaftsministerium sagte 234 Millionen Euro Soforthilfe zu.

Im Durchschnitt bebt in Italien alle zehn Jahre die Erde mit solcher Wucht. Besonders diese Region ist sehr gefährdet. 2009 starben mehr als 300 Menschen nach einem Beben in L’Aquila – nur 30 Kilometer entfernt vom jetzigen Epizentrum.

Horror-Erdbeben in der Nähe von Rom

Experte: "Es bleibt keine Zeit, um aus Haus zu laufen"

Geophysiker Wolfgang Lenhardt (ZAMG)im ÖSTERREICH-Interview.

ÖSTERREICH: Wie kann man sich dieses Beben der Stärke 6,2 vorstellen?

Wolfgang Lenhardt: Es hatte etwa die Energie des Erdbebens im Friaul vor 40 Jahren (980 Tote, Anm.). Allerdings war die Erdtiefe damals 15 Kilometer, jetzt war sie nur 4 oder 5 km tief. Dadurch sind die Auswirkungen entsprechend stark.

ÖSTERREICH: Wenn man vor Ort gewesen wäre, was hätte man gespürt?

Lenhardt: Rund um einen wären die Gebäude zerstört, man würde keine Zeit finden, aus dem Haus zu laufen. Man wäre vermutlich im Inneren gefangen. Es kann durchaus sein, dass die Menschen in die Höhe gewirbelt werden.

ÖSTERREICH: Kann man die Häuser nicht erdbebensicher bauen?

Lenhardt: Könnte man. Die Erdbebennorm weist ja dieses Gebiet als sehr bedroht aus. Aber es gibt eben sehr viel alte Bausubstanz – das ist ja eigentlich das Schöne. Ein Stahlbetongebäude würde das leicht überstehen.

ÖSTERREICH: Ist so ein Beben bei uns vorstellbar?

Lenhardt: In den letzten 1.000 Jahren hatten wir kein Erdbeben dieser Stärke.

(pom)

Video zum Thema: Horrorbeben auch in Österreich spürbar
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