Start vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana - Auch Technik aus Österreich mit an Bord
Knapp zwei Jahre nach dem fehlgeschlagenen Start der europäischen Vega C ist erstmals wieder eine Rakete des Typs abgehoben. Die Rakete startete um etwa 22.20 Uhr MEZ vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana. Mit an Bord befindet sich auch Technik aus Österreich. Sowohl die Thermalisolation wie auch der Navigationsempfänger des Satelliten stammen von dem heimischen Weltraumunternehmen Beyond Gravity.
Bei der Hülle handle es sich um eine mehrschichtige Thermalisolation aus mehreren Lagen ultradünner Spezialfolien aus Polyimid, die die Instrumente des Satelliten trotz der extrem rauen Umgebung im Weltraum auf der erforderlichen Betriebstemperatur hält, hieß es in einer Aussendung. Der Navigationsempfänger ermögliche es, die Position des Satelliten in einer Höhe von etwa 700 Kilometern im Weltraum zu bestimmen.
Für ESA enorm wichtig
Für die europäische Raumfahrtbehörde ESA ist der Start enorm wichtig, um kleinere Satelliten eigenständig ins All zu bringen und Europas Zugang zum All somit zu stärken. Die Vega C ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die von 2012 bis zu diesem Herbst leichte Satelliten ins All brachte. Laut ESA kann die neue Rakete etwa 800 Kilogramm mehr Last transportieren, also insgesamt mehr als zwei Tonnen Nutzlast ins All bringen. Außerdem ist sie demnach billiger und kann Satelliten auf Umlaufbahnen in unterschiedlichen Höhen bringen.
Europas Raumfahrt soll sie wettbewerbsfähiger machen. Laut ESA-Chef Josef Aschbacher deckt die Vega C genau den Bereich ab, den die ESA für sehr viele Missionen brauche. "Das ist wirklich ein Bedarf, den wir bisher nicht so erfüllen konnten."
Start bereits 2022
Eigentlich war die Vega C bereits vor mehr als zwei Jahren an den Start gegangen. Doch nach einem erfolgreichen Erstflug im Juli 2022 missglückte der erste kommerzielle Start im Dezember des gleichen Jahres. Die Rakete kam wenige Minuten nach ihrem Start wegen eines technischen Problems beim Triebwerk Zefiro-40 von ihrem Kurs ab. Daraufhin wurde das Flugobjekt zerstört und fiel ins Meer. Alle weiteren geplanten Starts bis jetzt wurden abgesagt.
Laut Untersuchungskommission hatte es an der Auskleidung des Schubdüsenhalses in dem Triebwerk eine unerwartete Erosion gegeben. Grund dafür sei wahrscheinlich, dass das verwendete Material nicht homogen genug gewesen sei.
Knapp zwei Jahre Arbeit für Raketenrückkehr
Während die Rakete ursprünglich schon 2023 wieder abheben sollte, analysierten und testeten die ESA und ihre Partner, allen voran der italienische Hauptauftragnehmer Avio, letztlich fast zwei Jahre, bis das Modell schließlich zurück auf die Startrampe kam. Avio gab zu, dass die Düse aus ukrainischer Produktion vor dem Fehlstart nicht oft getestet worden war. Die neue Düse kommt aus Frankreich.
Der rund zweijährige Ausfall der Vega C war für die ESA besonders misslich. Denn auch die Ariane 6, die größere Satelliten ins All bringen soll, stand wegen Verzögerungen erst in diesem Juli erstmals zur Verfügung. Der europäische Trägerraketensektor befand sich deswegen in einer Krise. Teils wich die Esa für Satellitenstarts auf Falcon-9-Raketen des US-Unternehmens SpaceX von Elon Musk aus.
Zuversicht ist groß
An Bord hat die Rakete den Satelliten Sentinel-1C des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Aschbacher sagte: "Wir sind wirklich sehr zuversichtlich, dass heute alles gut geht."
Eigentlich war der Abflug bereits am späten Mittwochabend deutscher Zeit vorgesehen gewesen. Kurzfristig wurde er dann verschoben, weil das bewegliche Portal um die Rakete wegen eines technischen Problems nicht für den Start entfernt werden konnte, wie es von Raketenbetreiber Arianespace hieß.