Nach hartem Gefecht

3. TV-Duell: Obama herzt Romneys Enkel

21.10.2012

Showdown in Boca Raton im US-Bundesstaat Florida. Obama landet im 3. TV-Duell Punkte-Sieg.

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Showdown in "Boca": Präsident Obama errang bei der letzten der drei 90-Minuten-Debatte einen neuerlichen Punktesieg. Die Erfahrung als Präsident im Oval Office half ihm enorm beim Thema Außenpolitik. Doch gleich nach der harten Debatte zeigte der US-Präsident seine sanfte Seite und grüßte herzlich den kleinen Miles (4), eines der Enkelkinder seines Kontrahenten Mitt Romneys.

Video: So lief das letzte TV-Duell:

Zuvor blieb bei den Brennpunkten Iran, Israel, Afghanistan bis hin zur Frage der Führungsrolle Chinas Romney oft nichts anderes übrig, als mit Obama übereinzustimmen. Zwischendurch allerdings zeigt Romney auch Schwächen: Er musste sich mehrmals korrigieren, verwechselte den Iran mit dem Irak sowie Syriens Präsident Assad mit Kofi Annan.

US-Präsident macht sich über Romney lustig
Obamas "Schwäche" schien, dass er mit einem aggressiven Stil offenbar früher verlorenes Terrain aufholen wollte. Damit könnte er wieder Wechselwähler abgeschreckt haben, die vom Polit-Hickhack angewidert sind. Und Romney gelang es zumindest, grobe Schnitzer zu vermeiden. Er schaffte den "Commander-in-Chief"-Test. Doch die Höhepunkte lieferte Obama mit schlagfertigen Pointen – besonders dann, als Romney einen geringeren Bestand an Schiffen als während des ersten Weltkrieges beklagte. "Wir haben heute auch weniger Pferde und Bajonette", konterte Obama: "Unsere Streitkräfte haben sich verändert über die Jahre". Pferde und Bajonette wurde prompt zum Haupttrend auf Twitter. Obama weiter: Die Welt würde sich verändern, das Militär werde moderner. Heute gebe es "solche Dinger, die wir Flugzeugträger nennen" und "so Schiffe, die unter Wasser tauchen, U-Boote", führte er süffisant aus.

© AP

(c) Reuters, Blick auf das Podium in der Uni von Boca Raton, Florida: Hier findet das TV-Duell statt.

Überraschend schien Romneys Rolle als plötzlicher "Kandidat des Friedens": Er verlangte zwar eine internationale Anklage gegen Irans Ahmadinedschad, doch wollte die USA im Nahen Osten sonst lieber friedliche Lösungen suchen lassen. Obama punktete klar mit der Tötung Bin Ladens, vermenschlichte die Mission auch durch die Erinnerungen an Gespräche mit Angehörigen von 9/11-Opfern. Die große Überraschung: Das bisher heißeste außenpolitische Thema des Wahlkampfes, der US-Botschafter-Mord in Bengasi, kam kaum zur Sprache, Romney verpasste hier wohl endgültig seine Chance für eine effektive Attacke. Die Debatte könnte Obama im Umfragen-Thriller geholfen haben, doch dürfte insgesamt die Nadel nicht arg bewegen.

 

 

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04:31 Uhr: Moderator Bob Schieffer beendet jetzt die Runde mit einem Zitat seiner Mutter: "Go vote" richtet er an die Zuseher: "Gehen Sie wählen". Die Kandidaten erheben sich, werden nun von ihren Frauen in die Arme genommen.

04:25 Uhr: Schlussargumente haben begonnen, das Thema Außenpolitik ist beerdigt: Obama wirft Romney vor, 7 Billionen Dollar an Militärausgaben und Steuersenkungen dem Defizit hinzuzufügen. Romney beklagt den Zustand Amerikas in den letzten vier Obama-Jahren.

04:22 Uhr: Romney versucht neuerlich, sein Fallenlassen von Detroit zu kaschieren. Obama korrigiert ihn neuerlich: "Sie können die Geschichte nicht airbrushen..."

04:18 Uhr: Romney landet den ersten wirklichen Treffer des Abends: Während Obama bei der Frage nach der größten Bedrohung für die USA laviert, antwortet Romney bestimmt: "Die größte Bedrohung ist ein nuklearer Iran!" Romney, nun in Fahrt, verspricht jetzt den Chinesen den Start eines Handelskrieges am ersten Tag im Oval Office...

04:12 Uhr: Peinlicher Patzer des Moderators: Bob Schieffer verspricht sich: Er sagt "Obama Bin Laden" statt "Osama Bin Laden". Dann Themenwechsel: Die Kandidaten werden zur immer größeren Wirtschaftskraft Chinas und der damit verbundenen internationalen Bedeutung gefragt. Obama verteidigt seine harte Linie gegen China: Seine Administration habe mehr Beschwerden gegen Pekings Handelspraktiken eingebracht als Bush alle acht Jahre zusammen. Und jeden dieser Handelskonflikte hätte er gewonnen.

04:06 Uhr: Obama spielt jetzt die Osama-Bin-Laden-Karte aus: Der US-Präsident erzählt von einem Gespräch mit einem Angehörigen eines 9/11-Opfers, der noch aus einem der brennenden Twin-Towers anrief. Obama erklärt, dass die Tötung Bin Ladens politisch nicht zwingend war  - doch er befahl sie,  um den Opfern der Terrorattacke bei der Trauerarbeit zu helfen. Obama bringt hier gekonnt persönliche Schicksale ins Spiel. 

04:01 Uhr: Obama lästert über Romney, nachdem ihm dieser keinen guten Bande zu Israel vorwarf: "Als ich als Kandidat Israel besuchte, habe ich keine Wirtschaftsleute für Fundraiser mitgenommen". Zuvor verwies er auf Romneys Investments in eine chinesische Firma, die Öl aus dem Iran bezieht. Dann Themenwechsel: Es geht nun Afghanistan und die Frage, wann die US-Truppen abgezogen werden sollen.

03:55 Uhr: Thema Iran und die Bedrohung aus Teheran: Romney geht nun voll auf den Iran los: Der will Präsident Ahmadinedschad vor dem internationalen Gerichtshof wegen Völkermordes anklagen lassen, Teherans Diplomaten als "Paria" isolieren. Obama bietet sein eigens Säbelrasseln: Die Uhr ticke für den Iran, das Regime könne die Welt nicht mit endlosen Verhandlungen zum Narren halten.

03:51 Uhr: Kurzer Blick auf die Zeit: Romney hat bisher 21:26 Minuten gesprochen. Obama 22:40 Minuten. Es geht jetzt um den Iran: Romney fordert schärfere Sanktionen für Teheran; Obama widerspricht.

© CNN

03:41 Uhr: Thema Israel: Moderator Bob Schieffer will wissen, ob ein möglicher Angriff auf Israel auch ein Angriff auf die USA sei? Obama stellt klar: "Wir stehen unseren Freunden in Israel zur Seite". Dann führt der US-Präsident aus, welche Bedrohung der Iran für die Welt darstellt.

03:35 Uhr: Thema Militär: Romney führt nun aus, dass die Navy heute weniger Schiffe hat als im ersten Weltkrieg. Obama kontert schlagfertig: "Wir haben heute auch weniger Pferde und Bajonette... "

03:36 Uhr: Romney lädt Moderator Bob Schieffer ein, seine Website zu besuchen... Versucht nun zu erklären, woher er die zwei Billionen für den Ausbau der US-Streitkräfte hernehmen will...

03:33 Uhr: Thema Außenpolitik vorerst vorbei: Die Rivalen bekriegen sich nun voll über die Wirtschaftspolitik in den USA. Dabei war die Frage: "Welche Rolle soll die USA künftig in der Welt spielen?"... Romney sieht Amerika wegen dem Schuldenberg bereits auf Griechenland-Kurs.

03:28 Uhr: Romney verhaspelt sich jetzt immer wieder, verwechselt beispielsweise den Iran und den Irak - korrigiert sich dann. Dann kündigt Mitt Romney den weiteren Ausbau der ohnehin aufgeblähten US-Streitkräfte an - auf Verdacht: "Wir wissen ja nicht, was die Welt uns entgegenwirft..." Laut früheren Studien will er zwei Milliarden Dollar mehr ausgeben.

03:25 Uhr: Thema Ägypten: Romney muss wieder mit Obama übereinstimmen, hätte sich ebenfalls gegen Mubarak gestellt. Republikaner tut sich bisher schwer, echte Kontraste in seiner Außenpolitik herauszuarbeiten....

03:21 Uhr: Romney beklagt mangelnden US-Leadership im Syrien-Bürgerkrieg, doch bietet keine neuen Ideen, wie jetzt Obama genüsslich ausführt.

03:15 Uhr:  Mitt Romney versucht gleich zum Start der Debatte Obama mit der Gratulation zur Tötung von Osama Bin Laden den Wind aus dem Segeln zu nehmen bei Obamas größter Trumpfkarte... Abzuwarten, wie der Präsident Bin laden wieder ins Spiel bringen wird.

03:09 Uhr: Mitt Romney, der mit Säbelrasseln gegen den Iran und anderen Nationen bisher auffiel, liefert nächsten "Etch a Sketch"-Moment: "Wir können uns aus der brenzligen Lage in Nahost nicht heraustöten..." Obama greift Romney jetzt frontal an: Romney verfolge eine Außenpolitik aus den Achtzigern...

03:05 Uhr: Schieffer startet mit einem Hinweis auf das Jubiläum der Kuba-Raketenkrise. Beide Rivalen sind in geteilten TV-Fenstern zu sehen, müssen daher genau auf ihre Mimik achten wenn der Kontrahent redet. Debatte startet mit der brisanten Debatte um den Mord an Botschafter Chris Stevens in Bengasi (Libyen). Romney beginnt.

03:00 Uhr: Es geht los: Obama und Romney betreten die Bühne. Moderator Bob Schieffer begrüßt die Kandidaten. 

© AP

02:49 Uhr: Diesmal kein pinker Paarlauf der First Ladys: Michelle Obama wählte ein graues Kostüm, Ann Romney setzt auf dunkelgrün. Offenbar sind beim Außenpolitik-Duell ihrer Männer solide Farben angesagt...

02:41 Uhr: Der Konvoi mit Obama hat das Uni-Gebäude in Boca Raton erreicht. Obama-Anhäger jubelten ihm bei der Fahrt zu, einige hielten "Binder full of Women"-Schilder hoch, eine Anspielung auf Romneys Patzer von der letzten Debatte über "Mappen voller Frauen".

02:35 Uhr: Aktuellste, nationale Umfrage kommt gerade rein: Laut CBS/Quinnipiac führt Obama knapp mit 48 zu 46 Prozent vor Romney. Im "RealClearPolitics"-Schnitt führt nun Romney 47,6 zu 47,2. Ein Plus von 0,4 %. So geht das schon seit dem Wochenende, beide Kandidaten liegen zwischen 0,1 % Vorsprung für Obama bis Plus 0,7 % für Romney. Knapper könnte das Rennen zur Zeit nicht sein.

02:33 Uhr: Team Romney veröffentlicht Backstage-Foto des Republikaners: Der Kandidat wartet mit Frau Ann, einigen seiner Söhne und Enkelkinder. Die ganze Welt sieht bei der Debatte zu: CNN International und BBC übertragen live, Rede Globo sendet in Brasilien, TV5Monde in Frankreich.

02:30 Uhr: Obama absolvierte am Nachmittag bereits eine Besichtigung der Debattenhalle. Die Kandidaten werden diesmal an einem Tisch sitzen, Moderator Bob Schieffer vor ihnen. Die erbitterten Rivalen können sich diesmal nicht "umkreisen" wie zwei Raubtiere wie in Debatte Nr. 2. Dafür sitzen sie näher beisammen als jemals zuvor. Obama, der fast drei Tage lang im Sommersitz in Camp David paukte, stärkte sich vor dem finalen TV-Duell mit einem Steak und Erdäpfeln. Amerikanischer geht es kaum. 

Alle Hintergrund-Infos:

 

 

© Getty, Bob Schieffer

Der TV-Journalist Bob Schieffer, der die Debatte moderiert, hat mehrere Themen für den außenpolitischen Schlagabtausch ausgewählt. Der Krieg in Afghanistan und der Atomstreit mit dem Iran sollen ebenso diskutiert werden wie "der Aufstieg Chinas und die Welt von morgen". Den größten inhaltlichen Block widmet Schieffer aber den Umwälzungen in der arabischen Welt und den neuen Herausforderungen im Kampf gegen den Terrorismus.

Wahlkampf ist ein echter Thriller
Das Rennen ist ein Thriller, Obama hat seine solide Favoritenrolle vergeigt, doch insgesamt noch leicht die Nase vorne. Eine Zwischenbilanz der Wahlschlacht 2012 vor den finalen zwei Wochen:

  • Obama leistete sich mit dem Verschlafen der ersten Debatte in Denver einen furchtbaren Fehler. Denn es geht ja nicht, wie leider meist in der US-Politik, um Substanz: Der Präsident wirkte so als würde es ihn gar nicht mehr so richtig freuen im Oval Office. Das Image gravierte sich in die Psyche der Zuseher ein. Dabei hatte er die Chance gehabt, Romney, der nach seinem "47-Prozent"-Videodebakel, den verkorksten Tampa-Parteitag und Dauer-Patzereien längst in den Seilen hing, eiskalt abzuservieren. Schlecht auch, dass Obama seinen Fehler erst zwei Wochen später in Duell Nr. 2 ausbessern konnte. Das gab Romney mehr Zeit für ein Comeback. Obama widerlegte jetzt zwar die Kritik über mangelndes Feuer, ja schlimmer noch Lust beim hitzigen Duell in New York klar: Doch Romney ging keineswegs so unter wie er in Denver. Und vielen Wechselwählern stieß das Testosteron-Duell mit all den Untergriffen, dem Ins-Wort-Fallen und gegenseitigem Umkreisen wie zwei Raubkatzen sauer auf. Obamas Comeback dürfte daher maximal Romneys Schwung bremsen. Eine Umkehr der Dynamik ist fraglich.
  • Obamas Strategie könnte sich am Ende als grober Fehler erweisen: Er setzte alles darauf, den abgehobenen Multimillionär Romney als ernsthafte Alternative im Oval Office zu diskreditieren. Er sollte eine klare "Choice"-Wahl sein, impft Team Obama seit Monaten der Nation ein: Vorwärts mit Obama. Oder zurück in Zeiten, wo nur die Reichen profitieren, mit Romney. Das klappte so lange bis Romney in Denver erstmals Statur zeigte: Viele konnten sich den Mann nun doch irgendwie im Oval Office vorstellen. Seine herbe Kritik an den enttäuschenden Obama-Jahren fällt plötzlich auf fruchtbareren Boden. Komiker Jon Stewart brachte es beim Obama-Interview Donnerstag auf den Punkt: "Was ist stärker? Ihr Argument für Ihre Errungenschaften und Visionen für die zweite Amtszeit oder jenes gegen Romney als glaubwürdige Alternative?" Obama hat bisher verabsäumt, Begeisterung für "Four more Years" zu schüren. Seine Ziele zu umreißen, Visionen zu offenbaren, wohin er Amerika führen will
  • Die Umfragen bieten derzeit ein gemischtes Bild, doch es dürfte knapp werden, so viel scheint klar: National fiel Obama nach dem Denver-Flop im Schnitt mit 46,9 zu 47,6 (Stand Freitag vormittag) zurück. Gerätselt wird dabei jedoch über eine "Gallup"-Umfrage, ein echter Ausreißer, wo Romney sieben Punkte vor Obama lag während alle anderen Erhebungen ein Kopf-an-Kopf-Rennen maßen. Sollte es für Obama einen "Bounce" nach dem Sieg in Debattenrunde 2 geben, dürfte sich der erst übers Wochenende manifestieren. Wenn überhaupt. Mit Spannung erwartet wird auch, ob Romney nach Patzern bei Frauenfragen ("Mappen voller Frauen") Boden bei den Wählerinnen verliert, die heuer die Wahl entscheiden dürften. Schaden kann ihm auch der Rechtskurs in Abtreibungsfragen: Laut "Gallup"-Umfrage wurde das Thema Abtreibung von Frauen mit 39 % als wichtigstes Anliegen genannt, weit vor Jobs oder der Wirtschaft. Obamas "Firewall" im Mittleren Westen hält dazu noch: Gewinnt er Iowa, Wisconsin und Ohio kann er den Rest der Schaukelstaaten verlieren. Doch Team Obama weiß: Stürmt Romneys vorwärts wie in den letzten Wochen, könnten auch diese Staaten fallen wie Dominosteine.

Es dürfte spannend bis zuletzt bleiben. Die USA ist weiter ideologisch gespalten, ja zweigeteilt. Vielleicht so tief wie nie in ihrer Geschichte. Einige sehen bereits eine lange Wahlnacht mit Stimmen-Nachzählungen, Protesten, ja Klagen. "Alltag" inzwischen in der US-Politik.

Mehr von unserem US-Korrespondenten Herbert Bauernebel finden Sie hier auf : www.AmerikaReport.com

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