Bei -25 Grad erfroren
39 Chinesen starben im Kühl-Container
24.10.2019Die Toten aus dem Kühlcontainer sind Chinesen: 31 Männer und acht Frauen erfroren bei 25 Grad.
This browser does not support the video element.
London. Fest steht: Der Kühlcontainer, in dem die 39 Menschen tot lagen, kam am Dienstag um 14.49 Uhr im Hafen von Zeebrugge in Belgien an. Stunden später wurde der Container auf ein Fährschiff verladen. Ob die Migranten erst im belgischen Hafen in den Container kletterten oder schon viel früher, ist noch offen. Möglich ist auch, dass es blinde Passagiere waren. In Großbritannien kam der Container schließlich am Mittwoch um 1 Uhr früh im Hafenterminal von Purfleet an.
Lkw-Fahrer öffnete Truck und fand die toten Körper
Schock. Dort holte der 25-
jährige Lkw-Fahrer Mo Robinson den Kühlcontainer mit seiner Scania-Zugmaschine ab. Robinson kam mit seinem Sattelschlepper direkt aus seiner Heimatstadt Portadown in Nordirland. Die britische Polizei geht davon aus, dass er keine Ahnung gehabt hat, dass sich Flüchtlinge im Kühlcontainer befanden. Normalerweise wird in diesem Container Tiefkühlgeflügel transportiert. Er koppelte im Hafen den Container an seinen Sattelschlepper und fuhr ins Industriegebiet von Thurrock, 30 Kilometer östlich von London.
Dort holte er die Frachtpapiere und öffnete schließlich um 1.45 Uhr den Truck. Ein Schock. Er entdeckte die tiefgefrorenen Leichen und informierte Polizei und Rettung. Richard Burnett, Chef der britischen Transporteure, sagt: „Wenn die Kühlung eingeschaltet war, könnte es bis zu –25 Grad kalt gewesen sein. Die Kälte hätte die Menschen schnell getötet.“
Das ist der Fahrer des Todes-Trucks:
Der 25-jährige Nordire Mo R. ist der Lastwagenfahrer, der festgenommen wurde, nachdem 39 Menschen tot im Anhänger eines Lastwagens gefunden wurden, den er fuhr.
Bulgarische Mafia? Gemeldet ist Robinsons Lkw übrigens seit 2007 in der bulgarischen Hafenstadt Warna am Schwarzen Meer. Seither ist das Fahrzeug aber in Irland stationiert. Aus steuerlichen Gründen sei das üblich, heißt es.(wek)
Schlepper: "Hochbetrieb auf Balkanroute"
Gerald Tatzgern, Austro-Chef der Gruppe zur Bekämpfung der Schlepper, schlägt Alarm.
Wien/Sofia/London. Seit Monaten herrscht wieder Hochbetrieb auf der Balkanroute: „Wir haben zuletzt viele Flüchtlinge aufgegriffen“, sagt Fahnder Tatzgern zu ÖSTERREICH, „die in Containern nach Großbritannien wollten.“ „Behältnisschleppungen“ nennt der Fahnder den Menschenschmuggel. Er nennt Beispiele: „Im September wurden in OÖ in einem Zugcontainer 41 Flüchtlinge entdeckt. Sie kamen aus Thessaloniki (Griechenland). Schlepper hatten die Plomben manipuliert. Kurz danach wurden 43 Migranten in einen Kastenwagen in Ungarn entdeckt.“
Soko Briten. Seit Monaten ermitteln nun die Österreicher gemeinsam mit Briten, Bulgaren und Europol gegen einen bulgarischen Schlepperring: „Ob es einen Zusammenhang zwischen der jetzigen Tragödie in London und dem bulgarischen Schlepperring gibt“, sagt Tatzgern, „ist völlig offen.“ Möglich sei es aber.
Millionen. Flüchtlinge, sagt Tatzgern, müssen stets im Voraus zahlen: „Zwischen 400 und 1.500 Euro kostet ein Platz.“ Und: „Die Schleppern kassieren, ob die Flüchtlinge ankommen, ist ihnen in den meisten Fällen egal.“