Einstiges Todesurteil beruhte auf Falschaussage von Zwölfjährigem.
Nach 39 Jahren hinter Gittern hat ein zum Tode verurteilter Schwarzer im US-Bundesstaat Ohio am Freitag das Gefängnis als freier Mann verlassen, weil seine Verurteilung auf der erlogenen Aussage eines Zwölfjährigen beruhte. Noch nie sei jemand in den USA so lange unschuldig im Gefängnis gewesen, sagte Ricky Jacksons Anwalt Mark Godesey, auf der Facebook-Seite seines Vereins Ohio Innocence Project.
Jackson, heute 57 Jahre alt, war 1975 zum Tode verurteilt worden, weil er mit zwei Komplizen in einem Lebensmittelgeschäft einen Weißen erschossen und eine Frau schwer verletzt haben soll. Jackson war damals 18 Jahre alt. Die Verurteilung beruhte auf Aussagen eines Zwölfjährigen, der die vermeintlichen Täter identifizierte. Erst als Erwachsener vertraute er zunächst einem Priester an, dass er gar kein Zeuge des Verbrechens war. Später widerrief er seine Aussage auch vor Gericht. Tatsächlich saß er zur Tatzeit in einem Schulbus mehrere Blocks vom Ort des Geschehens entfernt.
Ricky Jackson, der stets seine Unschuld beteuert hatte und dessen Todesurteil 1978 wegen Verfahrensfehlern in lebenslange Haft umgewandelt worden war, verließ am Freitag in der Früh gegen 09.00 Uhr (Ortszeit) das Gefängnis in Cleveland, wie die Behörden mitteilten. Nach fast 15.000 Nächten in der Zelle hatte er keinen Cent in der Tasche und auch keine Winterkleidung. Das Ohio Innocence Project will ihn unterstützen, bis der Staat ihn möglicherweise entschädigt.
Jackson gab sich trotz der schlimmen Ungerechtigkeit, die ihm widerfuhr, versöhnlich. Der damalige falsche Zeuge sei von der Polizei zu seiner Falschaussage gedrängt worden, sagte er vor Reportern. "Ich wünsche ihm alles Gute, ich hasse ihn nicht."
Nach Angaben des Informationszentrums für die Todesstrafe war Jackson seit 1973 bereits der 149. Todeskandidat, der für unschuldig erklärt wurde, und der fünfte in diesem Jahr.