Ausnahmezustand

40 Tote: Blutige Unruhen in Kirgistan

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Ausnahmezustand: Tausende Menschen lieferten sich eine blutige Auseinandersetzung.

Bei offenbar ethnisch motivierten blutigen Unruhen im Süden des zentralasiatischen Landes Kirgistan sind mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 600 weitere Menschen wurden verletzt, als sich Jugendliche in der Stadt Osch (Osh) und Umgebung schwere Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften lieferten. Eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde in der Hauptstadt Bischkek schloss am Freitag im Gespräch mit der kirgisischen Agentur Akipress einen weiteren Anstieg der Opferzahl nicht aus.

Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa, die auch die Regierung führt, warnte vor einer weiteren Eskalation. Die Ausschreitungen seien ethnisch motiviert, sagte ein Regierungssprecher. Es seien gepanzerte Fahrzeuge nach Osch geschickt worden, um wieder Ruhe herzustellen. Offenbar herrschte jedoch weiter Chaos. Zeugen berichteten am Telefon, in Osch werde geschossen.

Mehrere tausend Menschen beteiligt
Viele Opfer hätten Schusswunden erlitten, sagte Gesundheitsministerin Jelena Bailinowa. Zahlreiche Häuser standen in Flammen. Mit Eisenstangen und Steinen bewaffnete junge Männer überfielen Geschäfte und steckten Autos in Brand. Besonders stark betroffen waren offenbar die Viertel der usbekischstämmigen Minderheit. Nach Schätzungen der Polizei waren mehrere tausend Menschen an den blutigen Ausschreitungen beteiligt.

Was die Unruhen auslöste, war zunächst unklar. Die Gewalt griff am Freitag auch auf die Hauptstadt Bischkek über: Auf einem beliebten Markt wurden Angehörige der usbekischstämmigen Minderheit von wütenden Kirgisen angegriffen und ausgeraubt. Im Süden von Kirgistan kommt es immer wieder zu Gewalt zwischen Kirgisen und Usbeken.

Militär rollt mit Panzern an
Die Interimsregierung des Landes ordnete für Osch und Bezirke in der Umgebung den Ausnahmezustand sowie eine nächtliche Ausgangssperre an. Das Militär patrouillierte am Abend mit gepanzerten Fahrzeugen. Otunbajewa machte Konflikte zwischen einzelnen Interessengruppen für die Eskalation verantwortlich. Es handle sich vermutlich auch um einen gewaltsamen Versuch, die für den 27. Juni geplante Volksabstimmung über eine neue Verfassung zum Scheitern zu bringen.

Beobachter bezeichneten den neuen Ausbruch von Gewalt als Provokation, um die instabile Lage in Kirgistan weiter zu verschärfen. Auch die Regierung von Otunbajewa gilt als gespalten. In Osch gibt es besonders viele Anhänger des gestürzten Präsidenten Kurmanbek Bakijew, der Asyl in Weißrussland gefunden hat.

Reisewarnung
Bakijew war Anfang April gestürzt worden, im Zuge der Unruhen während des Umsturzes kamen 87 Menschen ums Leben. Seit dem Umsturz gibt es immer wieder Zusammenstöße zwischen Usbeken und Kirgisen. Otunbajewa will nun neue Präsidentin des Landes werden, die zunächst für den Herbst geplanten Wahlen wurden jedoch nach gewaltsamen Demonstrationen im Mai wieder abgesagt.

Die US-Botschaft in Bischkek rief die rivalisierenden Volksgruppen auf, Differenzen friedlich und unter Einhaltung des Rechts beizulegen. Die USA haben einen strategisch wichtigen Militärstützpunkt in Manas unweit der kirgisischen Hauptstadt, von wo aus sie ihre Soldaten in Afghanistan versorgen. Auch Russland und China äußerten sich besorgt über die Unruhen.

Das Wiener Außenministerium riet am Freitag von nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Kirgistan, "speziell in den Süden des Landes", bis auf weiteres ab. "Die Sicherheitslage in Kirgisistan ist derzeit ruhig, muss allerdings weiterhin als instabil bezeichnet werden", heißt es auf der Homepage des Ministeriums mit Verweis auf die Lage in Osch.

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