EU-Stresstest

5 Schrott-AKW an unserer Grenze

04.10.2012

Kommission fordert Verbesserungen für praktisch alle Reaktoren.

Zur Vollversion des Artikels
© EPA
Zur Vollversion des Artikels

Eineinhalb Jahre ist die Atomkatastrophe von Fukushima her, nun veröffentlichte die EU-Kommission ihren Stresstest: Auch die europäischen AKW sind längst nicht so sicher wie gedacht. Ergebnis des Berichts: In fast jedem Atomkraftwerk gibt es teils massive Mängel. Bis zu 25 Milliarden Euro sollen jetzt investiert werden, nur um die Anlagen nachzurüsten.

>> Der EU-Bericht zum Download (PDF, englisch)

Unvollständige Unfallpläne und schlechte Filteranlagen
Gleich fünf Schrott-AKW stehen genau an der österreichischen Grenze. Temelin und Dukovany in Tschechien, Bohunice und Mochovce in der Slowakei und Krsko in Slowenien – alle haben dringenden Nachrüstungsbedarf.

Die Mängel reichen von unvollständigen Unfallplänen, mangelhaften Filteranlagen bis zu unzureichendem Schutz gegen Wasserstoff-Explosionen.

Terrorismus-Gefahren 
gar nicht berücksichtigt
EU-Energiekommissar Günther Oettinger zeigt sich alarmiert: „Es besteht kein Anlass zur Selbstzufriedenheit.“ Wie schlimm es um die 145 Reaktoren in den 64 geprüften Atomkraftwerken tatsächlich steht, sagte er dabei nicht.
Denn: Weder die Gefahr von Cyberangriffen noch die Terrorismusgefahr wurden bei dem Test berücksichtigt.

Ebenfalls in der Kritik: Jedes Land hat seine Tests eigenständig durchgeführt und: „In Fukushima kamen mit einem Erdbeben und einem anschließenden Tsunami gleich zwei Naturkatastrophen zusammen. Bei diesem Stresstest wurde so etwas gar nicht untersucht“, erklärt Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster.

Die Mängel-Liste unserer Grenz-AKW

1 Krsko (Slowenien) 117 km von Graz
Besonders die erhebliche Erdbebengefahr macht diesen Reaktor so gefährlich. Die EU will nun sicherere Filteranlagen und verbesserte Unfallpläne.

2 Temelin (Tschechien) 100 km von Linz
Das größte Kraftwerk Tschechiens gerät schon seit Jahren immer wieder in die Kritik. Die EU verlangt jetzt bessere Maßnahmen gegen Wasserstoff-Explosionen.

3 Dukovany (Tschechien) 120 km von Wien
Wurde in den 1980ern gebaut. Gerade das Alter macht dieses Atomkraftwerk störungsanfällig. Unter anderem die Abluftsysteme müssen jetzt aufgerüstet werden.

4 Bohunice (Slowakei) 120 km von Wien
Das AKW produziert die Hälfte des slowakischen Stroms, gilt aber als sehr störungsanfällig. Auch vor möglichen Erdbeben ist das Kraftwerk nicht gut genug geschützt.

5 Mochovce (Slowakei) 180 km von Wien
Wurde ebenfalls in den 1980ern gebaut und später mit westlicher Technik aufgerüstet, was zu vielen Systemproblemen führt. In einigen Monaten soll ein neuer, besonders gefährlicher Reaktor ans Netz gehen.
 

Zur Vollversion des Artikels