350 Sexual-Übergriffe seit 23 Jahren. Mann zwang Kinder zur Prostitution.
Wieder erschüttert ein Missbrauchsfall ganz Europa. In Rheinland-Pfalz (Deutschland) soll Detlef S. (48) jahrelang seine Tochter und seine Stieftochter missbraucht haben. Die Geschehnisse erinnern an den Fall Fritzl: Der Familienvater zeugte angeblich acht Kinder mit seiner Stieftochter.
Im Herbst 1987 begann das Martyrium im kleinen Ort Fluterschen (750 Einwohner) nur 40 Kilometer südöstlich von Bonn entfernt. Im Dorf tuschelte man schon lange über die vielen Kinder, die in und um das weiße Haus mit dem schwarzen Dach herumliefen. "Wir haben uns schon lange gewundert, warum sie ihm so ähnlich sahen", sagt eine Nachbarin.
Doch Familie S. führte nach außen hin ein biederes Familienleben. Sie behauptete immer, ein Fremder sei der Vater. Doch medizinische Fakten beweisen jahrelange Inzestübergriffe. Alle acht Kinder wurden nach dem Jahr 2000 geboren. Für sieben der Kinder gibt es einen DNA-Test, der beweist, dass Detlef S. der Vater ist. Nur ein Kind wurde nicht untersucht: Baby Kevin starb bereits im Alter von drei Monaten (Dezember 2001). Das bestätigte gestern Donnerstag das Gericht.
Das Martyrium der Kinder blieb all die Jahre vollkommen verborgen. Wieder fragt sich die Öffentlichkeit: Wie konnte man so lange so eine Wahnsinnstat vor der Umwelt verbergen? Bekannt wurde alles erst jetzt, denn eine der misshandelten Töchter schilderte die jahrelange Gewalt in einem Brief. Das Jugendamt Altenkirchen bekam dieses Schreiben.
Lkw-Fahrer missbrauchte auch seinen eigenen Sohn
Am 10. August 2010 griff die Polizei zu und verhaftete S. Seitdem sitzt er in Koblenz im Gefängnis – er schweigt beharrlich zu den Vorwürfen.
Sogar erfahrene Ermittler sind extrem schockiert wegen der grausamen Details der Tat. Ein Einblick in die Polizeiakten: 350 Sexualdelikte werden dem Lkw-Fahrer vorgeworfen (zwischen 1987 und 2010).
Detlef S. vergriff sich nicht nur selbst an seinen Töchtern. Er zwang sie auch zur Prostitution. S. brachte die Mädchen selbst zu insgesamt drei Kunden. Und auch den Stiefsohn verschonte er nicht. Seit Ende der 80er-Jahre misshandelte S. auch ihn.
Ab Dienstag steht S. vor Gericht. Bis Ende des Monats soll es ein Urteil geben.
Fritzl wartet auf den Tod
Der Horrorvater ist in Konkurs und bekommt in Haft keine Post und nie Besuch.
Seine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes, Versklavung, Vergewaltigung und Blutschande sitzt Josef Fritzl (75) in der Justizanstalt Stein ab. Und in der "Sonderabteilung für geistig abnorme Rechtsbrecher". Dort brachte er seine Bewacher nur einmal gegen sich auf: Als er im Vorjahr zwei vermeintliche Anwälte empfing, um seine Memoiren abzusprechen. Einer der Herren war allerdings ein deutscher Reporter.
Einsam
Mittlerweile hat Fritzl ein Memoiren-Verbot. Und sein Leben in der Einzelzelle ist ohne Perspektive: Konkurs, ein früheres Bauprojekt gescheitert, keine Post, niemals Besuch. Der Horrorvater hat kapituliert, oder wie es in der Vollzugsdirektion heißt: "Er verhält sich angepasst, ein Musterhäftling." Auf seiner Zellentür steht: "Haftende: der Tod." Fritzl wirkt nicht, als würde er ihn fürchten.