Sie werfen auch dem Papst schwere Versäumnisse vor.
In Belgien haben etwa 80 mutmaßliche Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche gerichtliche Schritte gegen den Vatikan und Kirchenobere im eigenen Land eingeleitet. Auf einer Pressekonferenz in Brüssel sagte einer der Opferanwälte am Mittwoch, Vorladungen des Gerichts in Gent seien auf dem Weg - sowohl an belgische Bischöfe als auch nach Rom.
Vorwürfe gegen den Papst
Der Heilige Stuhl sei die "zentrale Verwaltungsinstanz der römisch-katholischen Kirche und die Verkörperung des Papsttums", fügte der Anwalt Walter Van Steenbrugge hinzu. Der Papst ernenne die Bischöfe, habe Autorität über sie und könne deshalb für deren Fehler haftbar gemacht werden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche könne aber auch für seine eigenen Fehler verantwortlich gemacht werden. Der Papst habe es "versäumt, persönlich zu intervenieren und Anweisungen zu geben, wodurch die Missbrauchsfälle weitergehen konnten und der Schaden sich verschlimmern konnte". Van Steenbrugge zufolge könnte das Gericht in Gent im September Anhörungstermine festlegen. Das gesamte Verfahren könne Jahre in Anspruch nehmen.
Skandale um Kindesmissbrauch hatten die katholische Kirche und andere Institutionen in den vergangenen Monaten in zahlreichen Ländern erschüttert. In Belgien schlugen sie besonders hohe Wellen. Im September 2010 erklärte eine von der Kirche eingesetzte Kommission, rund 500 Zeugnisse mutmaßlicher Missbrauchsopfer erhalten zu haben, von denen sie einen Teil veröffentlichte.