Keine Versorgung: Heckenschützen hielten Ärzte von dem Krankenhaus fern.
Während der Gefechte um die libysche Hauptstadt Tripolis sind mindestens 80 Patienten eines Krankenhauses in einem umkämpften Viertel wegen fehlender Versorgung gestorben. Wie Reporter berichteten, verlegten Hilfskräfte des Roten Kreuzes am Freitag aus der Klinik 17 überlebende Patienten in andere Krankenhäuser der Stadt. Ärzte berichteten, dem Machthaber Muammar al-Gaddafi treue Heckenschützen hätten bis Donnerstag jeden auf Distanz gehalten, der sich dem Krankenhaus im Viertel Abu Slim nähern wollte. Daher seien die Patienten einer nach dem anderen gestorben. Die überlebenden Patienten, unter ihnen ein Kind, mussten demnach tagelang den Geruch verwesender Leichen ertragen.
Die verlassenen Gänge des Krankenhauses waren mit Blut übersät, wie die Reporter berichteten. Die Leichenhalle war völlig überfüllt, auch in den Krankenzimmern lagen Tote. Etwa 20 Leichname wurden aus Platzmangel auf dem Rasen vor dem Krankenhaus abgelegt. "Das ist eine Katastrophe", sagte der Zahnmedizinstudent Mohammed Younes, der in dem Krankenhaus als Pfleger eingesprungen war. "Es gibt keine Medikamente mehr in dem Krankenhaus, kein medizinisches Personal." Alle seien aus Angst vor den Scharfschützen geflohen.