In Deutschland, Polen und Tschechien hat der starke Regen arge Konsequenzen gehabt. Hunderte Menschen fliehen vor den Fluten.
Hochwasser-Katastrophe an der deutschen Grenze zu Polen: Nach starken Regenfällen ist der Fluss Neiße in Sachsen auf ungeahnte Höhen angeschwollen. In der Nacht zum Sonntag stieg der Strom nach einem Dammbruch in Polen rasend schnell an. Binnen drei Stunden kletterte der Pegel in Görlitz um vier Meter, die Sieben-Meter-Marke wurde knapp erreicht. Mindestens neun Menschen kamen bisher durch Hochwasser ums Leben. Im Erzgebirge in Deutschland ertranken drei Menschen im Keller ihres Hauses, in Polen wurden drei Menschen von den Fluten mitgerissen und in Tschechien ertranken ebenfalls drei Männer.
Trotz zwischenzeitlicher Stagnation war in Görlitz in den frühen Morgenstunden noch kein Sinken des Pegels in Sicht. Für den Vormittag wurde der Hochwasserscheitel vom Oberlauf der Neiße erwartet. In Teilen des Landkreises Görlitz und der Sächsischen Schweiz war bereits am Samstag Katastrophenalarm ausgerufen worden.
Hunderte Menschen fliehen
Entlang der Neiße, aber auch im
Gebirge mussten Hunderte ihre Häuser verlassen. Allein in Zittau waren etwa
800 Menschen teilweise mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht worden. Die
genaue Zahl der Betroffenen war am Morgen noch unklar, zumal die
Evakuierungen flussaufwärts Richtung Brandenburg weitergingen. So musste in
Rothenburg im Landkreis Görlitz eine Einrichtung geräumt werden, in der etwa
280 behinderte Menschen leben. Sie kamen in einer Polizeischule unter.
Erinnerungen an Jahrhundertflut
In Sachsen wurden Erinnerungen
an das Jahrhunderthochwasser im August 2002 wach: Auch damals waren nach
heftigen Regengüssen zunächst Bergflüsse über die Ufer getreten, dann große
Wasserläufe bis hin zur Elbe. 21 Menschen starben damals, die Schäden gingen
in die Milliarden.
Staumauer gebrochen
Gegen 04.00 Uhr zeigte der Neißepegel in
Görlitz 6,98 Meter an, normal sind im Jahresmittel 1,70 Meter. Ursprünglich
war erwartet worden, dass nach Mitternacht mehr als 7 Meter erreicht würden.
Die Neiße war nach dem Bruch einer Staumauer am Witka-Stausee in Polen
zusätzlich mit Wasser gespeist worden. Der Fluss ergoss sich dann aber in
der Nähe von Görlitz teilweise in den entstehenden Berzdorfer See und
verschaffte so eine Atempause.
Drei Deutsche ertrunken
Am Samstag hatte das Tief "Viola"
auf dem Weg gen Osten unter anderem im Erzgebirgsort Neukirchen gewütet.
Dort ertranken eine 72-Jährige, ihr 74-jähriger Ehemann und ein 63-jähriger
Nachbar, als sie versuchten, Waschmaschinen vor den Fluten aus dem Keller
ihres Hauses zu retten.
Drei Tote in Polen
Wegen Hochwassers an der Elbe wurde der
Zugverkehr zwischen Sachsen und Tschechien unterbrochen. In Polen wurde die
Stadt Bogatynia an der Grenze zu Sachsen fast vollständig überflutet. Drei
Mensch kam dabei ums Leben gekommen.
Auf Wunsch der Regierung in Prag schickte das Deutsche Rote Kreuz vier seiner Luftretter mit Hubschraubern der Bundespolizei nach Tschechien. Viele Menschen warteten auch dort auf den Dächern ihrer Häuser auf Rettung.