Auch in der Millionenmetropole Hongkong gab es nun einen ersten Todesfall.
Toter in Hongkong
Coronavirus: China räumt erstmals Fehler ein
Chinas Führung räumte "Unzulänglichkeiten" ein
Chinas Führung hat "Unzulänglichkeiten und Defizite" in der Reaktion auf den Ausbruch der neuartigen Lungenkrankheit eingeräumt. Nach einem Treffen unter Vorsitz von Staats- und Parteichef Xi Jinping ließ das Politbüro nach Angaben des Staatsfernsehens vom Dienstag mitteilen: "Wir müssen die Erfahrungen zusammenfassen und Lehren daraus ziehen."
Das nationale Krisenmanagement müsse verbessert werden. Das Gesundheitssystem solle auf den Prüfstand kommen - und "Mängel" müssten beseitigt werden.
Erste Ansteckung innerhalb des Stadtstaates Singapur
In Singapur haben sich erstmals Menschen innerhalb des Stadtstaates mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt. Das Gesundheitsministerium von Singapur meldete am Dienstag sechs neue Fälle, darunter vier Mensch-zu-Mensch-Übertragungen des Erregers. Insgesamt gibt es in Singapur damit 24 Coronavirus-Fälle.
Bei den vier Erkrankten, die sich in Singapur ansteckten, handelt es sich den Angaben zufolge um vier Frauen. Zwei von ihnen arbeiten in einem Geschäft für Gesundheitsprodukte, in dem viele chinesische Touristen einkaufen. Die dritte Frau arbeitet als Reiseleiterin und brachte chinesische Touristen zu dem Geschäft. Die vierte Frau ist eine Indonesierin, die als Hausangestellte für eine der drei Frauen aus Singapur arbeitet. Bei den beiden anderen Coronavirus-Fällen handelt es sich um Menschen aus Singapur, die aus Wuhan in China zurückgekehrt waren.
Trotz der vier Ansteckungen in Singapur könne noch nicht von einer "weitverbreiteten und anhaltenden" Übertragung des Erregers in Singapur gesprochen werde, erklärte das Ministerium. Im Falle einer starken Ausbreitung sei Singapur aber bereit, "menschliche Interaktionen" einzuschränken, sagte Gesundheitsminister Gan Kim Yong. Am Dienstag war wegen der Epidemie bereits eine wichtige Konferenz der Luftfahrtbranche in Singapur abgesagt worden.
Hyundai setzt gesamte Produktion in Südkorea aus
Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in China trifft zusehends die eng getakteten Lieferketten der großen Autobauer. Der größte südkoreanische Hersteller Hyundai Motor kündigte am Dienstag an, seine gesamte Produktion im Heimatland noch in dieser Woche auszusetzen. Grund für den Stopp der Bänder ist demnach, dass für die Produktion benötigte Kabelbäume, die sich Hyundai üblicherweise aus China zuliefern lässt, derzeit fehlen.
Hyundai habe deshalb entschieden, seine Produktionsstraßen in Südkorea zu stoppen, erklärter der Autobauer. Insgesamt betreibt das Unternehmen sieben Fabriken in Südkorea, weltweit sind es 13 Werke. Im vergangenen Jahr verkaufte Hyundai 4,4 Millionen Fahrzeuge, rund 1,8 Millionen davon liefen in Südkorea vom Band.
Wann genau welche Produktionslinie ausgesetzt werden soll, kann nach Unternehmensangaben variieren. Bis Ende der Woche wird demnach aber die gesamte Produktion in Südkorea zum Stillstand gekommen sein. Der Konzern wäge derzeit seine Optionen ab, um die Störung der Betriebsabläufe zu minimieren, erklärte Hyundai. Dazu gehöre auch die Suche nach "alternativen Zulieferern in anderen Regionen".
Sollte dies erfolgreich sein, könnte die Produktion womöglich bereits in der kommenden Woche wieder aufgenommen werden, zitierte die Nachrichtenagentur Yonhap einen Unternehmensvertreter.
Zwei weitere Verdachtsfälle in Tirol
Im Tiroler Bezirk Kufstein gibt es seit Dienstag zwei weitere Personen, die am Coronavirus erkrankt sein könnten. Nach Informationen des Landes Tirol werden die Betroffenen, die zuvor in China waren, nun häuslich isoliert. Bereits am Montag wurde ein Verdachtsfall im Bezirk Kufstein bekannt - die Testergebnisse wurden für heute, Dienstag, erwartet.
"Beide Personen klagten infolge der Rückkehr von einer - nicht zusammenhängenden - Chinareise über Erkältungs- bzw. grippeähnlichen Symptome", berichtete Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Die Blut- und Abstrichproben seien bereits am Weg nach Wien, um dort untersucht zu werden.
Behinderter Bub in China tragisch gestorben
In der Provinz Hubei ist ein schwerbehinderter Jugendlicher auf tragische Weise zu Tode gekommen: Der Vater des 17-jährigen Yan Cheng wurde in Quarantäne genommen und musste seinen auf einen Rollstuhl angewiesenen Sohn allein zu Hause zurücklassen. Da der Bub weder sprechen noch laufen oder selbständig essen konnte, starb er nach einer Woche, wie die Regierung des Bezirks Hongan mitteilte.
Der Vater, Yan Xiaowen, kam am 22. Jänner in Quarantäne. Fünf Tage später wurde beim ihm das neuartige Virus diagnostiziert. Verzweifelt veröffentlichte er einen Hilferuf in den Online-Netzwerken und bat darum, dass jemand nach seinem hilflosen Sohn sehen möge. Der Hilferuf kam jedoch zu spät: Der Jugendliche, der an den Folgen einer frühkindlichen Hirnschädigung litt, starb am 29.
Yan habe darauf gehofft, dass sich Angehörige, die Vorsteher seines Heimatdorfes oder Ärzte um seinen Buben kümmern würden, erklärte die Regierung von Hongan. Nach dem Vorfall wurden der örtliche Vorsitzende der Kommunistischen Partei und der Bürgermeister abgesetzt. In den Online-Netzwerken brachen sich Wut und Empörung Bahn. "Ich bin so wütend und traurig", schreib ein Nutzer. "Es ist zu widerlich."
Weitere Metropole stoppt Busverkehr
Wegen des Ausbruchs der Lungenkrankheit hat jetzt auch die ostchinesische Metropole Hangzhou starke Einschränkungen des Verkehrs erlassen. Es ist schon die zweite Stadt außerhalb der schwer von dem Coronavirus betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina, die radikale Maßnahmen ergreift.
Die Transportbehörden von Hangzhou teilten am Dienstag mit, dass in dem mehr als zwei Millionen Einwohner zählenden Stadtbezirk Xiaoshan der innerstädtische und überregionale Busverkehr eingestellt werde. Ferner forderte die Stadtregierung alle zehn Millionen Bewohner der Metropole auf, möglichst nicht vor die Tür zu gehen. Familien sollten ein Mitglied bestimmen, das alle zwei Tage zum Einkaufen vor die Tür gehen könne. Hangzhou liegt rund 750 Kilometer östlich der schwer heimgesuchten Stadt Wuhan in der Provinz Hubei, wo das Virus seinen Ausgang genommen hatte.
Zuvor hatte schon die neun Millionen Einwohner zählende ostchinesischen Metropole Wenzhou ähnliche Beschränkungen für die Mobilität seiner Bewohner erlassen, sie aber nicht als Empfehlung formuliert, sondern zwingend vorgeschrieben. Beide Metropole gehören zur Provinz Zhejiang, die bisher etwas mehr als 800 Virusfälle zählt.
Japan nahm Kreuzfahrtschiff in Quarantäne
Wegen des Coronavirus hat Japan ein Kreuzfahrtschiff unter Quarantäne gestellt. Fernsehbilder zeigten, wie am Montagabend im Hafen von Yokohama Gesundheitsbeamte an Bord der "Diamond Princess" gingen. Sie sollten den Gesundheitszustand sämtlicher 2.500 Passagiere und 1.000 Besatzungsmitglieder überprüfen.
Der Verdacht, dass Menschen an Bord mit dem Erreger infiziert sein könnten, war wegen eines 80-jährigen Passagiers aufgekommen, der einige Tage zuvor das Schiff in Hongkong verlassen hatte. Er wurde von den Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone positiv auf das Virus getestet.
Die "Diamond Princess" war bereits am Samstag in einem Hafen im japanischen Naha kurzzeitig unter Quarantäne gestellt worden. Zu diesem Zeitpunkt war die Infektion des 80-Jährigen in Hongkong aber noch nicht bestätigt. Nachdem der dortige Test bei dem Mann dann positiv ausfiel, wurde das Schiff nach der Ankunft in Yokohama am Montagabend erneut unter Quarantäne gestellt. Die Passagiere wurden unterrichtet, dass sich ihre Weiterreise um 24 Stunden verzögern würde.
Macao schließt zwei Wochen lang Casinos
Die chinesische Sonderverwaltungszone Macao schließt wegen des Coronavirus zwei Wochen lang ihre Casinos. Dies teilte der Regierungschef von Macau, Ho Iat-seng, am Dienstag mit. Die Glücksspielmetropole ist ein beliebtes Ziel von Reisenden aus Festlandchina.
In Festlandchina gibt es inzwischen 425 Tote und mehr als 20.000 Kranke durch das Virus, wie die Regierung in Peking bekanntgab. Auch in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong wurde mittlerweile ein erster Todesfall gemeldet.
Eine Südkoreanerin erkrankte indes nach einer Thailandreise an dem Virus. Die 42-Jährige sei am 19. Jänner nach Südkorea zurückgekehrt, teilen die Koreanischen Zentren für Seuchenkontrolle (KCDC) mit. Ein Aufenthalt in China wurde in der Mitteilung nicht ausdrücklich ausgeschlossen. Es wäre der erste Fall einer Ansteckung in Thailand.