US-Präsident: 'Es hätte in China gestoppt werden können"
US-Präsident Donald Trump hat China mit "Konsequenzen" gedroht, sollte das Land "wissentlich verantwortlich" für die weltweite Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sein. "Es hätte in China gestoppt werden können, bevor es begann, und das wurde es nicht", sagte Trump am Samstag (Ortszeit) bei seiner täglichen Corona-Pressekonferenz im Weißen Haus. "Und jetzt leidet die ganze Welt deswegen."
Sollte die Pandemie lediglich die Folge versehentlicher "Fehler" sein, könne man nichts daran ändern. "Aber wenn sie wissentlich verantwortlich wären, ja, dann sollte es Konsequenzen geben", sagte der US-Präsident und schob die Frage nach: "War es ein Fehler, der außer Kontrolle geriet, oder wurde es absichtlich getan? Da gibt es einen großen Unterschied."
Kritik an WHO
Der US-Präsident und seine Berater haben China bereits öfter vorgeworfen, beim Ausbruch des Virus in der Metropole Wuhan nicht transparent genug gewesen zu sein. Er warf auch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor, zu China-freundlich zu sein, und stellte diese Woche die Zahlungen an die WHO ein. Die Organisation habe die Desinformationskampagne aus China unterstützt und damit wahrscheinlich eine größere Ausbreitung des Coronavirus gefördert als es andernfalls geschehen wäre.
Trumps Regierung schließt nach eigenen Angaben nicht aus, dass das Virus versehentlich von einem Labor im chinesischen Wuhan aus verbreitet wurde, in dem Fledermäuse untersucht werden. Das chinesische Außenministerium weist diese Theorie als "wissenschaftlich unbegründet" zurück.
Zweifel an offiziellen Zahlen
Der US-Präsident äußerte am Samstag auch starke Zweifel an den offiziellen chinesischen Zahlen, wonach dort je 100.000 Einwohner nur 0,33 Todesfälle durch das Coronavirus verzeichnet wurden. "Die Zahl ist unmöglich", sagte Trump. Laut bei der Pressekonferenz verbreiteten Zahlen der US-Regierung liegt die Zahl der Corona-Todesfälle in den USA bei 11,24 je 100.000 Einwohner, in Frankreich bei 27,92 und in Spanien bei 42,81.
Die Volksrepublik hatte die Zahl der Toten am Freitag deutlich nach oben korrigiert. China räumte ein, dass fasst 1.300 Tote in Wuhan zunächst nicht erfasst wurden. Damit stieg die Zahl der Todesopfer in ganz China auf 4.632. In den USA sind inzwischen mehr als 37.000 Menschen an den Folgen der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben - so viele wie in keinem anderen Land der Welt.
Weltweites Epizentrum
In den USA gibt es weltweit auch die meisten Infektionen - mehr als 720.000. Epizentrum ist New York. Der Gouverneur des US-Staates sah am Samstag erste Anzeichen, dass der Höhepunkt der Krise erreicht sein könnte. Die Zahl der Toten durch Covid-19 habe sich zuletzt verlangsamt, sagte Andrew Cuomo.
Erste US-Staaten haben in den vergangenen Tagen damit begonnen, die Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu lockern. Trump hatte am Donnerstag Richtlinien zum Wiederhochfahren der Wirtschaft vorgestellt, die Entscheidung über den Zeitpunkt und die Umsetzung aber den Gouverneuren überlassen. Trump selbst dringt wegen der massiven wirtschaftlichen Belastungen auf eine schnelle Öffnung. Auch unter der Bevölkerung wird der Unmut über die Einschränkungen immer lauter.
Im Verlauf der Woche gab es zahlreiche Proteste unter anderem in den Hauptstädten von Ohio, Minnesota, Michigan und Virginia. Dabei missachteten viele Demonstranten die empfohlenen Abstandsregeln und trugen auch keinen Mund-Nasen-Schutz. Am Samstag wurde auch in Texas für eine Aufhebung der Beschränkungen protestiert. In Austin riefen die Demonstranten "USA! USA!" und "Lasst uns arbeiten!" Binnen vier Wochen haben 22 Millionen US-Amerikaner wegen der Coronakrise ihren Job verloren. In Texas und Vermont würden am Montag Einschränkungen aufgehoben, sagte Trump am Samstag. Montana folge am Freitag.