Die Frau des Medientycoons schlug den Angreifer im Ausschuss nieder.
Für den erfolgsverwöhnten Rupert Murdoch glich der Auftritt im britischen Unterhaus einem Gang nach Canossa: "Dies ist der Tag größter Demut in meinem Leben", gab sich der 80-jährige Chef des Medienkonzerns News Corp vor dem Medienausschuss ob des Abhör- und Schmiergeldskandals um seine britischen Zeitungen zerknirscht. Doch für den Australier mit US-Pass sollte es noch dicker kommen. Mitten in seiner Vernehmung griff ihn ein Mann mit einer Schaumtorte an. Murdochs mit einem rosa Jackett von Chanell bekleidete Frau Wendi Deng ging wie eine Löwin auf den Angreifer los.
Die Presse feiert jetzt die Chinesin mit dem harten rechten Haken wie einen Star. In ihrer Heimat titeln Zeitungen:"Schnell wie ein Tiger" und "Leg Dich nicht mit Wendi Deng an". Murdochs Frau heißt eigentlich Deng Wen Di (übersetzt: "Kulturrevolution"). 1997 lernte die damals 29-Jährige Rupert Murdoch in Hongkong kennen. Es war die wohl wichtigste Begegnung in ihrem leben.
Cameron beruft Parlament ein
Der britische Premierminister David Cameron versucht unterdessen den Befreiungsschlag in der Abhöraffäre rund um das Medienimperium von Rupert Murdoch. "Meine Verantwortung ist es, diesen Schlamassel aufzuräumen", sagte Cameron am heutigen Mittwoch im Londoner Unterhaus. Konkret kündigte er eine umfassende Polizeireform an. Auch werde die Untersuchungskommission unter Führung von Lordrichter Leveson werde umfassende Vollmachten bekommen "und alle Zeugen einberufen dürfen, die sie wünscht", versprach der konservative Politiker.
Unter Druck
Cameron ist in der Affäre massiv unter Druck geraten, weil er den Hauptverdächtigen im Abhörskandal, den früheren Chefredakteur der Boulevardzeitung "News of the World", Andy Coulson, zu seinem Pressechef machte. "Rückblickend betrachtet hätte ich ihm diesen Job nicht angeboten", gestand der konservative Politiker ein. "Aber man trifft Entscheidungen nicht im Rückblick, sondern wenn sie anstehen." Zugleich übernahm Cameron die Verantwortung für die Ernennung Coulsons, die er bereue und sehr bedauere. Coulson war bereits Anfang des Jahres kurz nach Ausbruch der Abhöraffäre als Camerons Pressechef zurückgetreten.
Murdoch unterstützte die Konservativen
Das Medienimperium Murdochs steht den Konservativen nahe und hat diese auch vor der Unterhauswahl im Mai 2010 unterstützt. Damals gelang es Cameron, die Labour-Regierung abzulösen. Der Regierungschef räumte ein, dass in der vergangenen Legislaturperiode sowohl die Labour-Regierung als auch die von ihm geführte Opposition Fehler begangen hätten. Daher sei es nun erforderlich, die Dinge "ein für alle Mal" zu regeln statt "politisches Kleingeld zu wechseln", sagte er unter dem Gejohle der konservativen Abgeordneten.
Die Abhöraffäre habe nämlich das Vertrauen der britischen Öffentlichkeit in die Presse und auch die Polizei erschüttert, sagte Cameron. Die Korruption bei der Polizei müsse "ausgerottet" werden, betonte er. Einer der Maßnahmen dafür sei, dass es künftig bei der Polizei gewählte Spitzenbeamte geben soll. Wegen nachlässiger Ermittlungen und einem persönlichen Naheverhältnis zu Murdoch-Medien mussten bereits der Chef der Londoner Polizei, Paul Stephenson, sowie der damalige Chefermittler John Yates ihren Hut nehmen.
Cameron wies Vorwürfe, seine Regierung habe die Ermittlungen in der Abhöraffäre behindert, vehement zurück. Man habe der Polizei gesagt, "dass die verhaften können, wen sie wollen und genau das haben sie getan". "Wir haben die Ermittlungen nicht beeinflusst". Auch Absprachen bezüglich des mittlerweile gescheiterten Milliardendeals rund um den Fernsehsender BSkyB, den der Murdoch-Konzern übernehmen wollte, dementierte Cameron.