Anwalt Verges
"Advokat des Teufels" gestorben
16.08.2013
Der Franzose verteidigte Nazi-Verbrecher und Diktatoren.
Der bekannte französische Strafverteidiger Jacques Verges, der unter anderem den Nazi-Kriegsverbrecher Klaus Barbie verteidigte, ist tot. Der umstrittene Rechtsanwalt starb am Donnerstagabend im Alter von 88 Jahren in Paris, wie der Präsident der französischen Anwaltsvereinigung, Christian Charriere-Bournazel, mitteilte. Seine Vorliebe für die Verteidigung prominenter Verbrecher brachte Verges den Beinamen "Advokat des Teufels" ein.
Herzstillstand
Verges war nach Angaben Charriere-Bournazels vor einiger Zeit gestürzt und hatte sich davon nicht mehr erholt. Nach Angaben des Verlags Pierre-Guillaume, der im Februar die Memoiren des Anwalts veröffentlicht hatte, starb Verges an einem Herzstillstand.
Verges, der 1925 im heutigen Thailand geboren wurde, übernahm während seiner langen Karriere als Anwalt immer wieder spektakuläre und als aussichtslos geltende Mandate. Unter anderem verteidigte er den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie. Zu Verges' Klienten zählte auch der Terrorist Ilich Ramirez Sanchez, besser bekannt als Carlos. Dem Venezolaner wird auch der Überfall auf die OPEC-Zentrale in Wien im Dezember 1975 angelastet, für den er nie verurteilt wurde. Bei dem Angriff kamen drei Menschen ums Leben.
Außerdem verteidigte der streitbare Jurist Khieu Samphan, einen hohen Funktionär des Todesregimes der Roten Khmer in Kambodscha, den jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic sowie Mitglieder verschiedener linksextremer Gruppierungen.
Seine Kindheit verbrachte Verges größtenteils im französischen Überseegebiet La Reunion. Während des Zweiten Weltkriegs schloss er sich mit 17 Jahren französischen Widerstandskämpfern an und trat später in die Kommunistische Partei Frankreichs ein. In den 50er-Jahren lebte Verges zunächst in Prag, bevor er 1955 sein Jusstudium in Paris begann. Er war ein militanter Gegner des französischen Kolonialismus und heiratete 1962 die algerische Unabhängigkeitskämpferin Djamila Bouhired, die wegen Bombenanschlägen zunächst zum Tode verurteilt, dann aber freigelassen wurde.
Als Verteidiger suchte der als selbstverliebt gebrandmarkte Verges stets die Konfrontation und machte sich mit seiner provokativen Art viele Feinde. Im Barbie-Prozess erwiderte er, als Widerstandskämpfer vom Lächeln des Gestapo-Chefs von Lyon beim Foltern berichteten, dies sei ein Zeichen für dessen "Höflichkeit". "Ich hätte Hitler verteidigt", sagte er einmal.
Verges sei ein sehr brillanter und kultivierter Anwalt gewesen, sagte Anwälte-Präsident Charriere-Bournazel, "sehr mutig und unabhängig" aber auch "sehr narzisstisch". In Erinnerung zu behalten sei Verges' "Talent, sein Mut und sein Engagement". Er habe gerne widersprochen, dabei jedoch nie den Respekt für sein Gegenüber verloren.