Human Rights Watch

Ägypten: 297 Todesopfer bestätigt

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5.000 bis 10.000 weitere Personen gelten bis dato als vermisst.

Bei Unruhen in den Ägypten hat es nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) bisher mindestens 297 Todesopfer gegeben. Diese Zahl sei bestätigt, die wirkliche Opferzahl liege aber womöglich weitaus höher, erklärte HRW am Dienstag. Die UNO hatte am 1. Februar von insgesamt 300 Toten gesprochen, die ägyptischen Behörden veröffentlichten bisher keine Angaben.

Bis zu 10.000 Vermisste
5.000 bis 10.000 weitere Personen gelten laut dem Hisham Mubarak Law Center bis dato als vermisst. "Wir haben keine genauen Zahlen", so ein Mitarbeiter des Zentrums. Rund 20 nichtstaatliche Organisationen bemühten sich demnach herauszufinden, wo sich Verschwundene befinden. Schwierig machten dieses Unterfangen Militärpolizei, Polizei und Staatssicherheit. Viele Aktivisten sind nach Angaben des Law Centers "gekidnappt" worden.

Verfassungsreform
Unter dem anhaltenden Druck der Massenproteste hat der ägyptische Präsident Hosni Mubarak eine Verfassungsreform eingeleitet. Der Staatschef ordnete am Dienstag außerdem eine Untersuchung der Gewalt an, der nach Angaben von Menschenrechtlern rund 300 Menschen zum Opfer fielen.

Erneut Zehntausende am Tahrir-Platz
Auf dem Tahrir-Platz in Kairo, dem Epizentrum der seit zwei Wochen andauernden Proteste, boten Zehntausende Demonstranten Mubarak erneut die Stirn. Allerdings kehrte der Rest Kairos zunehmend zum Alltag zurück. Die meisten Geschäfte waren wieder geöffnet, zudem wurde die nächtliche Ausgangssperre um eine Stunde verkürzt. In anderen ägyptischen Städten gingen am Dienstag insgesamt rund 20.000 Menschen gegen Mubarak auf die Straße.

Geldprobleme bremsen Demonstranten
Nach den tagelangen Protesten fällt es jedoch einigen Mubarak-Gegnern wirtschaftlich zunehmend schwer, sich den Demonstrationen anzuschließen. In einem Land, in dem mehr als 40 Prozent der Bevölkerung von weniger als zwei Dollar am Tag leben, sehen manche keinen anderen Ausweg, als wieder arbeiten zu gehen. "Wir haben einfach kein Geld mehr zu Hause. Wenn ich nicht mehr arbeite, verhungert meine Familie", sagte ein Taxifahrer.

Mubarak bekennt sich zur Jugend
Die jahrzehntelang autoritär regierende Staatsführung gelobte, die vorwiegend jungen Demonstranten in Frieden zu lassen. Mubarak habe betont, dass die Jugend des Landes die Wertschätzung der Nation verdiene, sagte Vizepräsident Omar Suleiman nach einem Gespräch mit dem Präsidenten. Es sei eine Verfügung erlassen worden, um die Protestierenden vor Verfolgung sowie Bedrohung zu schützen und ihnen das Recht auf freie Meinungsäußerung zu garantieren. Doch auf dem Tahrir-Platz fürchteten Demonstranten, selbst bei einem Rücktritt Mubaraks werde erneut ein autoritärer Machthaber die Kontrolle übernehmen - und die ersehnte Demokratie auf der Strecke bleiben.

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