Die ganze Welt rechnete am Donnerstag mit dem Rücktritt von Präsident Mubarak – aber der täuschte alle und verkündete, dass er bleibt.
Die ganze Welt rechnete am Donnerstag mit dem Rücktritt von Präsident Mubarak – aber der täuschte alle und ließ seinen Rücktritt offen.
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Voreiliger Jubel, Enttäuschung und komplette Verwirrung am Donnerstag, dem 17. Tag der Proteste in Ägypten. Sieben Stunden lang rätselte die ganze Welt am Donnerstagabend über den Rücktritt von Ägyptens Präsident Hosni Mubarak. Der britische TV-Sender BBC meldete um 16.30 Uhr, dass Mubarak noch am selben Abend seinen Abschied bekannt geben und die Macht an seinen Stellvertreter Omar Suleiman übergeben wird. Dann überschlugen sich die Ereignisse:
- CNN meldete, Mubarak habe bereits seinen Posten als Staatschef abgegeben.
- Das ägyptische Staatsfernsehen kündigte eine TV-Rede des Staatsoberhauptes an.
- Der arabische TV-Sender Al-Arabiya verkündete, Mubarak hätte seine Amtsgeschäfte bereits an Vize Suleiman übertragen.
- Sogar US-Präsident Obama meldete sich im TV live zu Wort: „Wir sehen, wie in Ägypten Geschichte geschrieben wird.“
Mubarak trat vor Kameras: „Ich bleibe Präsident!“
Doch dann kam alles ganz anders. Für 21 Uhr war eine TV-Ansprache des ägyptischen Diktators angesetzt. Mubarak ließ alle warten, trat erst um 21.45 Uhr vor die Kameras.
In seiner 20-minütigen Rede kündigte Mubarak an, die Macht an seinen Vizepräsidenten Omar Suleiman zu übergeben. Das Wort „Rücktritt“ nahm der Diktator aber nicht in den Mund. „Ich kann keine Befehle aus dem Ausland akzeptieren“, so Mubarak.
Mubarak meinte zwar: „Ich bin entschlossen, alle Versprechen zu erfüllen.“ Er machte aber auch unmissverständlich klar, dass er bis zu den Wahlen im Amt bleiben will: „Ich werde bis zum Ende meine Verantwortung übernehmen. Ich werde in Ägypten begraben werden.“
Millionen auf der Straße: Droht jetzt Bürgerkrieg?
Umso größer die Verwirrung nach Mubaraks Rede: Von Obama bis Merkel rätselte die ganze Welt, wie es in Ägypten weitergeht.
Der "Wiener" Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei hat vor einer Eskalation der Proteste in dem Land gewarnt. "Ägypten wird explodieren", befürchtete der ehemalige Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO/IAEA).
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Um Mitternacht meldete sich der ägyptische Botschafter in den USA bei CNN - und versucht der Welt das Verwirrspiel seines Präsidenten zu erklären. Der Botschafter sagte: „Mubarak hat die ganze Macht - ich betone: die ganze Macht - an seinen Vize übergeben, er hat keine Macht mehr.“
Dann fragte der CNN-Reporter: „Wer ist jetzt der Staats-Chef in Ägypten?“ Der Botschafter sprach den wirren Satz: „Staatschef ist weiter Präsident Mubarak, der aber alle Macht an seinen Vizepräsidenten Suleiman übergeben hat.“
Scharfe Kritik von Obama
US-Präsident Obama blieb zunächst nur Sarkasmus: „Diese Lösung ist nicht das, was wir wollten.“ Später wurde er aber deutlicher. Die Führung des Landes sei noch nicht ausreichend auf die Forderungen des Volkes eingegangen, erklärte Obama am Donnerstag nach einem Treffen mit seinen nationalen Sicherheitsberatern. Es sei bisher nicht erkennbar, dass der Machtübergang "sofort, entscheidend oder ausreichend" begonnen habe.
Bis zu 20 Millionen auf den Straßen
In Ägypten selbst gehen die Proteste weiter. Sie wurden durch die enttäuschende Rede Mubaraks angestachelt. Es kam im ganzen Land zu Protestkundgebungen. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo, dem Zentrum der Demokratiebewegung, waren immer noch Zehntausende Demonstranten. Tausende standen vor dem Präsidentenpalast und dem Gebäude des staatlichen Rundfunks und Fernsehens. Viele fühlen sich von Mubarak, der seit 30 Jahren an der Macht ist, verraten.
Für Freitag riefen die Regimegegner zu neuen Massenprotesten auf. Die Opposition erwartet bis zu 20 Millionen Demonstranten in ganz Ägypten. Allein in Kairo wollenbis zu 5 Millionen Ägypter Mubarak stürzen!
Lesen Sie auf Seite 2: Der dramatische Tag im Live-Ticker: So überschlugen sich die Ereignisse.
23:08: Jetzt beginnt in Kairo der Marsch auf den Präsidentenpalast. Tausende machen sich auf dem Weg zu Mubaraks Amtssitz, um ihren unmut kundzutun.Die Stimmung ist hochexplosiv.
22:53: Direkt nach der Rede von Staatschef Honi Mubarak hat sein Vize Suleiman ein Ende der Proteste gefordert. In einer eigenen vom Fernsehen übertragenen Ansprache rief er die Demonstranten auf, nach Hause zu gehen. "Kehrt zurück zur Arbeit, geht nach Hause", sagte er wörtlich. Er wolle eine friedliche Übergabe der Macht ermöglichen, sagte Suleiman. Er rief das ägyptische Volk auf, vereint in die Zukunft zu schauen und kein Chaos zuzulassen. "Die Tür für den Dialog ist noch immer offen", sagte Suleiman:
22:48: Der ägyptische Vizepräsident Omar Suleiman will sich nach der Übernahme von einigen Amtsvollmachten von Staatschef Hosni Mubarak selbst an das Volk wenden.
22:38: Mubarak begründet sein Verbleiben im Amt damit, dass er die Umsetzung der versprochenen Reformen und eine friedliche Übergabe der Macht selbst überwachen wolle. Der seit Jahrzehnten geltende Ausnahmezustand bleibt vorerst aufrecht. Wütend reckten die Demonstranten als Zeichen ihres Proteste die Schuhe in die Höhe.
22:37: Der Jubel auf dem Tahrir-Platz ist in blinde Wut umgeschlagen. Damit haben alle nicht gerechnet, dass Mubarak einen Rücktritt ablehnt. Seine Rede begann er mit den süffisanten Worten:"Liebes Volk" -da verstummte der frenetische Jubel in Kairo. Allen stockte der Atem.
22:17: In seiner Rede wiederholte er eine schon früher getroffene Aussage: Er werde bei der nächsten Wahl nicht antreten. Einen Teil seiner Macht gibt er seinem Stellvertreter Suleiman ab. Damit haben die Ägypter nicht gerechnet.
22:13: Der Despot klammert sich weiter an die Macht. Zwar kündigt er Reformen an. Doch die TV-Rede brachte nicht die erwartete Wende. Bis zu den Wahlen im September bleibt Mubarak formell als Präsident im Amt.
22:02: Mubarak: "Ich bleibe in Ägypten, bis ich hier begraben werde". Mit diesen Worten beendet er seine Ansprache.
21:58: Die Masse in Kairo wird unruhig, lauthalser Protest macht sich breit. Drei Millionen Menschen heben die Fäuste.
21:54: Jetzt wird's konkret: Er wirbt um Vertrauen bei seinen Landsleuten und im Ausland. "Ägypten ist in schwierigen Umständen, die Wirtschaft leidet". Jetzt gehe es um die Zukunft des Landes, weniger um Hosni Mubarak. Er kündigt Reformen ab, lehnt aber einen Rücktritt ab. Ebenso verbittet er sich "Einmischungen" des Auslandes.
21:51: Hosni Mubarak wehrt sich gegen Druck aus dem Ausland.
21:49: Mubarak sagt, er bleibe Präsident, bis im September Wahlen stattfinden.
21:48: Mubarak spricht von Fehlern. Er verwehrt sich gegen die Invektiven aus dem Ausland.
21:47: Mubarak bedauert die Toten, die die Proteste gefordert haben. Er verspricht, die Verantwortlichen dafür zu bestrafen.
21:46: Jetzt tritt Mubarak im TV auf. Er sagt eingangs: Ich spreche zu Euch jetzt wie ein Vater zu seinen Kindern.
21:32: Der arabische Fernsehsender Al-Arabiya meldet exklusiv, dass Mubarak seine Amtsgeschäfte an seinen Vize Suleiman übergibt.
21:30: Drei Millionen Menschen schwenken Fahnen auf dem Tahrir-Platz. Sie warten auf die Rede von Hosni Mubarak. Sie sind sich sicher, dass ihr 17-Tage-Protest heute zum Ende des Mubarak-Regimes führen wird.
21:14: Der Beginn der TV-Ansprache von Hosni Mubarak verzögert sich. Noch ist er nicht vor die Kameras getreten. In Kairo fiebern rund drei Millionen Menschen auf Tahrir-Platz der Rede entgegen.
20:56: Jetzt ist es gleich soweit. Mubarak hält um 21 Uhr seine Rede zur Lage der Nation.
20:45: Die Armeeführung berät unterdessen über Maßnahmen. Das Militär hat den Tahrir-Platz abgeriegelt, wo sich zehntausende Menschen versammelt haben.
20:33: Die ganze Welt blickt nach Kairo. Mit Spannung wird erwartet, welchesStatement Mubarak in seiner TV-Rede abgeben wird. Tritt er zurück? Übernimmt das Militär die Macht? Folgt Suleiman nach? Wir halten Sie hier minutenaktuell auf dem Laufenden.
20:04: Jetzt ist es fix: Mubarak wird seine Rede um 21 Uhr halten. Dies bestätigte jetzt ein Regierungssprecher.
19:35: Derzeit herrscht Verwirrung, wann Mubarak seine angekündigte Rede halten wird. Laut BBC soll dies um 21 Uhr unserer Zeit sein; SkyNews meldet als Uhrzeit 19:30 Uhr.
19:23: Zur Stunde trifft sich Mubarak mit Regierungschef Schafik. Mubarak ist also noch in Kairo. Das Vier-Augen-Gespräch findet im Präsidentenpalast in der ägyptischen Hauptstadt statt.
19:05: Hosni Mubarak trifft sich mit seinem Vize Suleiman. Hier das erste Foto der Unterredung:
18:58: Jetzt hat sich auch US-Präsident Obama zu Wort gemeldet. "Wir müssen abwarten", so sein Statement. Die Lage in Ägypten ist nach wie vor unübersichtlich.
18:54: Die Armee hat die Kontrolle in Kairo übernommen. In allen wichtigen Straßen fahren Panzer auf. Auch auf dem Tahrir-Platz bezieht das Militär Stellung. Die Stimmung ist elektrisierend, so ein Augenzeuge.
18:53: Der Informationsminister Al-Fiki ist Medien zufolge zurückgetreten. Vor wenigen Minuten hatte er noch dementiert, dass Mubarak sein Amt abgeben werde.
18:39: Einem hochrangingen Mitglied der ägyptischen Führung zufolge will Mubarak die Führung an das Militär abgeben.
18:29: Bei allem Jubel in Kairo mischt sich jetzt auch Sorge unter das Volk: Ein führendes Mitglied der oppositionellen Muslimbruderschaft zeigte sich besorgt: "Es sieht aus wie ein Militärputsch", sagte Essam Al-Erian gegenüber Reuters. Auch die Meldung, Mubarak sei nicht mehr in Kairo, sondern in Scharm El-Scheich, ist nun mehr als unsicher: Das Staatsfernsehen sagte, Mubarak werde von seinem Palast in Kairo aus seine Rede an die Nation halten. Laut Sender soll er sich derzeit mit seinem Stellvertreter Suleiman zu einem vertraulichen Gespräch treffen.
18:27: Ein Armeesprecher wendet sich im Fernsehen ans Volk: "Alles, was Ihr wollt, werdet Ihr bekommen".
18:11: Zehntausende Menschen jubeln auf dem Tahrir-Platz. Von hier starteten sie die Revolution. Jetzt scheint es, dass sie kurz vor dem Ziel sind.
17:49: Die Amtsgeschäfte von Mubarak könnte jetzt Vizepräsident Omar Suleiman übernehmen.
17:40: Der ägyptische Staatssender kündigt eine Mubarak-Rede zur Lage der Nation für heute Abend an.
17:34: Mubarak soll Kairo bereits verlassen haben, zu seiner Villa im Badeort Scharm-El Scheich. Diese Meldung konnte jedoch nicht bestätigt werden.
17:23: Der Armeechef versichert im ägyptischen Fernsehen, dass das Militär die Sicherheit des Landes garantieren werde.
17:22: Für den Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak gibt es nach den Worten von CIA-Chef Leon Panetta eine "große Wahrscheinlichkeit". Er erwarte noch in der Nacht eine Erklärung des ägyptischen Staatschefs, so der US-Geheimdienstchef.
Das Statement des CIA-Chefs Panetta:
17:14: Derzeit tagt der Militärrat - ohne Hosni Mubarak. Laut CNN tritt Mubarak als Armeechef zurück.
16:53: Tausende Ägypter stürmen den Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo, der zum Symbol des Aufstandes geworden ist:
16:47: "Ich rechne damit, dass der Präsident auf die Forderungen der Menschen eingeht, denn es geht ihm um die Stabilität des Landes, der Posten ist ihm derzeit nicht wichtig", sagte der Generalsekretär der Regierungspartei, Hossan Badrawi, wörtlich. Auf die Frage, ob Mubarak sich am Freitag an die Öffentlichkeit wenden werde, antwortete er laut BBC, dies könne "schon vorher" geschehen.
Hier spricht Badrawi:
16:42: Mubarak will sich noch heute im Fernsehen äußern.
16:41: Die Armee riegelt das Zentrum von Kairo ab.
16:38: Der Militärchef versichert, dass sich die ""Wünsche des Volkes" erfüllen werden.
16:36: Mubarak werde „sehr wahrscheinlich“ am Abend zur Nation sprechen.
16:32: Hossan Badrawi, Generalsekretär der ägyptischen Regierungspartei NDP sagte dem britischen Sender BBC, er hoffe, dass Mubarak die Macht auf seinen Stellvertreter übertrage.
16:28: Einem Bericht der britischen BBC zufolge könnte der ägyptische Präsident Husni Mubarak noch am Abend vollständig zurücktreten und die Macht an seinen Stellvertreter Omar Suleiman übertragen.