Tote und Verletzte

Ägypten: Neue blutige Proteste

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Vor Parlamentswahlen droht die Situation außer Kontrolle zu geraten.

Eine Woche vor den ersten Parlamentswahlen in Ägypten hält die Welle der Gewalt an. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei kamen am Sonntag mindestens zehn Menschen ums Leben. Das Staatsfernsehen berichtete zudem von 214 Verletzten. Auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo ging die Polizei unter Rückendeckung der Armee erneut mit Gummiknüppeln und Tränengas gegen Demonstranten vor, die einen Rücktritt der Militärregierung forderten. Dutzende wurden Augenzeugen zufolge festgenommen.

Mindestens vier Demonstranten starben an Schussverletzungen. Ein Arzt, der ein Feldlazarett auf dem Tahrir-Platz im Zentrum der ägyptischen Hauptstadt leitet, sagte am Abend, es seien drei weitere Leichen mit Schusswunden in das Lazarett gebracht worden. Nach Angaben weiterer Ärzte war zuvor bereits ein Demonstrant durch einen Schuss mit scharfer Munition getötet worden. Drei Menschen waren erstickt, offenbar nachdem sie Tränengas eingeatmet hatten.

Auch in Alexandria, Suez, Ismailia und dem Nord-Sinai kam es zu Protesten. Es sind die schwersten Zusammenstöße seit dem Aufstand gegen den früheren Staatschef Hosni Mubarak - offiziellen Angaben zufolge starben seit Freitag zwölf Menschen.

Die ersten Wahlen nach dem Sturz Mubaraks sollen ab dem 28. November abgehalten werden. Viele Ägypter sind besorgt, dass es der Polizei nicht gelingen könnte, dabei für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Zudem gibt es Streit zwischen politischen Gruppierungen und den Militärmachthabern über die künftige Rolle der Streitkräfte. Dabei geht es um grundsätzliche Regeln für eine Verfassung, nach denen die Armee auch künftig nicht einer parlamentarischen Kontrolle unterstehen könnte. Das Parlament soll ein Gremium bestimmen, welches die Verfassung erarbeitet.

General Mohsen Fangari erklärte im Fernsehen, diejenigen, die einen Sturz der Regierung forderten, wollten auch den Zusammenbruch des Landes. Zugleich betonte er, die Wahlen fänden wie geplant statt und würden nicht verschoben. Die Armee und das Innenministerium würden für die Sicherheit sorgen. Ein Rückzug der Armee sei wie bereits angekündigt für Ende 2012 vorgesehen. Dann könnten auch die Präsidentschaftswahlen stattfinden.

Der Friedensnobelpreisträger und aussichtsreiche Präsidentschaftskandidat Mohamed ElBaradei verurteilte jegliche Gewalt gegen Demonstranten. Er habe eine "Regierung der nationalen Rettung" gefordert, berichtete die Nachrichtenagentur Mena. Die Proteste hatten am Freitag begonnen und waren vornehmlich von Islamisten initiiert. Seither hat die Bewegung vor allem von jungen Ägypten zahlreichen Zulauf erhalten.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich "äußerst besorgt" über die anhaltende Gewalt. Sie forderte die Beteiligten zu "Ruhe und Zurückhaltung" auf und verurteilte die Gewalt "auf das Schärfste". Bürger und Parteien, die eine Fortsetzung des Übergangsprozesses anhand demokratischer Grundsätze forderten, müssten angehört werden.
 

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