Demonstranten und Soldaten säuberten am Samstag den Tahrir-Platz.
Die ganze Nacht über haben tausende Ägypter den Rücktritt von Staatschef Hosni Mubarak gefeiert. Auf dem Tahrir-Platz in der Hauptstadt Kairo tanzten Samstag früh zahlreiche Menschen, schwenkten ägyptische Fahnen und hielten auf einer nahe gelegenen Brücke Autos an, um mit den Fahrern zu feiern. "Oh Morgen des Sieges", rief ein Jugendlicher.
Viele Menschen hatten erneut auf dem Tahrir-Platz - zentraler Ort und Symbol der 18 Tage langen Proteste gegen Mubarak - übernachtet, viele andere machten aber die ganze Nacht kein Auge zu. Die Feierlichkeiten dauerten die ganze Nacht, berichtet ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl aus Kairo.
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Auch am Tag nach dem Rücktritt Mubaraks strömten tausende Menschen auf den Tahrir-Platz. Diesmal aber nicht mit Steinen und Wut bewaffnet, sondern mit Besen, Schaufeln und Müllsäcken. Ganze Putzbrigaden säubern den Platz, berichtet ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl. Sogar die Pflastersteine, die vor wenigen Tagen noch aus Wurfgeschoss verwendet wurden, wurden wieder eingesetzt. Die Stimmung ist positiv elektrisierend: "Wir sind frei. Jetzt bauen wir Ägypten neu auf. Unsere Kinder werden es einmal besser haben als wir. Ägypten soll zum Deutschland Nordafrikas werden."
Am Samstag hat sich das Leben in der Millionenstadt Kairo praktisch wieder normalisiert. Die Geschäfte haben wieder offen, die Menschen gehen wieder zur Arbeit, sogar auf zwei großen Baustellen nahe des Tahrir-Platzes wird wieder gearbeitet.
Nur am Tahrir-Platz selbst gibt es noch einige tausend Menschen, die dem Frieden noch nicht trauen. Sie harren weiter in ihren Notzelten aus, weil sie nicht glauben können, dass Mubaraks Macht endlich gebrochen ist.
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"Das ist eine große Feier, wir sind wie neugeboren", sagte Ussama Tufik Saadallah, ein 40 Jahre alter Agraringenieur. "Das ist das Ende der Ungerechtigkeit. Im Vergleich zu anderen Ländern waren wir im Rückstand, jetzt besitzen wir im Ausland, in der arabischen Welt, hohes Ansehen."
Mehr als eine Million Menschen hatten in Ägypten gegen Mubarak demonstriert, als dieser am Freitagnachmittag zurückgetreten war. Das Ende seiner fast 30 Jahre währenden Amtszeit wurde von den Demonstranten frenetisch gefeiert und international begrüßt. Ägypten soll nun vorübergehend vom Obersten Militärrat des
Landes regiert werden.
"Rat der Revolution" gegründet
Einige der Organisatoren der Massenproteste haben nun einen "Rat zur Verteidigung der Revolution" ins Leben gerufen. Aufgabe des Rates werde es sein, in der Übergangsphase die Revolution im Dialog mit dem regierenden Obersten Militärrat voranzutreiben, sagte ein Sprecher des neu gebildeten Gremiums am Samstag vor Journalisten auf dem Kairoer Tahrir-Platz. Sollte das Militär die Forderungen des Volkes nicht erfüllen, werde erneut zu Demonstrationen aufgerufen.
Muslimbruderschaft fordert Rücktritt von Suleiman
Die ägyptische Muslimbruderschaft geht davon aus, dass die Armee die Macht so rasch wie möglich an eine zivile Regierung abgeben wird. "Wir hoffen, dass der Armee, die bisher eine hervorragende und konstruktive Rolle gespielt hat, so schnell wie möglich der sichere Übergang zu einer zivilen Regierung gelingen wird", sagte der Generalsekretär der Bruderschaft, Hussein Mahmoud, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Zugleich forderte er, dass Vizepräsident Omar Suleiman und andere Exponenten des bisherigen Regimes zurücktreten. "Das Volk hat entschieden, dass diese Leute der Vergangenheit angehören", sagte Mahmoud. Die Vertreter des alten Regimes sollten sich auch vor Gericht verantworten müssen.
Informationsminister angeblich unter Hausarrest
Informationsminister Anas al-Fiqi ist unter Hausarrest gestellt worden. Das berichtete der arabische TV-Nachrichtensender Al-Arabiya am Samstag unter Berufung auf Armeekreise in Kairo. Gegen Fiqi und andere führende Mitglieder der Regierung des zum Rücktritt gezwungenen Präsidenten Hosni Mubarak waren zuvor schon Reisebeschränkungen verfügt worden.
Wie Flughafenmitarbeiter mitteilten, solle damit verhindert werden, dass sie sich im Vorfeld möglicher Korruptionsanklagen ins Ausland absetzen. Auch einige Geschäftsleute dürfen das Land nicht mehr verlassen. Ihr Vermögen wurde eingefroren.