Vor dem Gerichtssaal kam es zu schweren Ausschreitungen.
Begleitet von gewaltsamen Protesten ist in Ägypten am Montag der Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten Hosni Mubarak fortgesetzt worden. Von einer Klinik in der Nähe von Kairo wurde Mubarak mit einem Hubschrauber und dann mit einem Krankenwagen zum Gericht in einem Vorort der Hauptstadt gebracht. Der 83-Jährige muss sich wegen Gewalt gegen Regierungsgegner sowie Korruption und Amtsmissbrauch verantworten.
Keine Live-Übertragung
Die Anhörung, die unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen in einer Polizeischule stattfand, wurde im Gegensatz zu den beiden vorherigen auf Anordnung von Richter Ahmed Refaat nicht live im Fernsehen übertragen. Nach Aussagen von Prozessbeobachtern hielten Pro-Mubarak-Aktivisten im Gerichtssaal ein Foto des Ex-Präsidenten hoch und lieferten sich ein Handgemenge mit Anwälten und Angehörigen von Opfern. Vor Mubaraks Ankunft lieferten sich auch außerhalb des Gebäudes Dutzende Gegner und Anhänger des früheren Machthabers gewaltsame Auseinandersetzungen.
"Wir lassen dich nicht allein", riefen die Anhänger des Ex-Staatschefs, während dessen Gegner forderten: "Bestrafung, Bestrafung - sie haben unsere Kinder erschossen." Spezialeinheiten der Polizei schritten ein, um die Zusammenstöße zu beenden. Etwa ein Dutzend Demonstranten wurde verletzt, zwanzig Demonstranten wurden festgenommen, wie die ägyptische Nachrichtenagentur Mena am Abend berichtete. Zusammenstöße gab es auch zwischen Bereitschaftspolizei und Angehörigen von Opfern, die versuchten, den Eingang zur Polizeischule zu stürmen.
Zeugen gehört
Das Gericht hörte unterdessen Zeugen an, um zu klären, wer die Schüsse gegen Demonstranten während der Rebellion im Jänner und Februar anordnete, die am 11. Februar zu Mubaraks Sturz führte. Der Chef des Kommunikationsdienstes der Bereitschaftspolizei, Hussein Said Mursi, sagte aus, gegen die Demonstranten seien Schnellfeuerwaffen eingesetzt worden, von konkreten Anordnungen wisse er aber nichts. Schon am 28. Jänner, drei Tage nach dem Beginn der Revolte, sei vom Einsatz solcher Waffen die Rede gewesen. Es sei auch erörtert worden, ob Krankenwagen zum Transport von Waffen und Munition benutzt werden sollten, weil Demonstranten die Polizeiwagen angegriffen hätten.
Mubarak, der drei Jahrzehnte an der Macht war, steht mit seinen beiden Söhnen Gamal und Alaa sowie dem ehemaligen Innenminister Habib al-Adli vor Gericht. Während der Proteste gegen seine Herrschaft starben nach amtlichen Angaben mehr als 850 Menschen, tausende wurden verletzt. Sollte Mubarak wegen Mordes verurteilt werden, droht ihm die Todesstrafe. Er plädiert auf nicht schuldig.