Russland-USA

Agentenaustausch drohte zu platzen

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Zwei russische Häftlinge befinden sich offenbar in Großbritannien. Sie alle werden neue Identitäten bekommen.

Nach dem abenteuerlichen Agentenaustausch zwischen Russland und den USA schirmen die Geheimdienste die übergebenen Spione vollständig vor der Öffentlichkeit ab. Der größte derartige Tauschhandel seit Ende des Kalten Krieges endete mit der Landung des Flugzeugs mit den begnadigten russischen Häftlingen am Freitag in Washington, wobei offenbar zwei Agenten bereits in Großbritannien von Bord gegangen waren.

Der russische Waffenexperte Igor Sutjagin rief seine Frau aus einem Hotel in einer kleinen Stadt nahe London an, wie dessen Bruder Dmitri am Samstag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Sutjagin war 2004 wegen Weitergabe von Geheimunterlagen an eine Tarnfirma des US-Geheimdienstes CIA zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Bei ihm sei ein weiterer der insgesamt vier übergebenen Russen, sagte Dmitri Sutjagin. Britischen Medien zufolge handelte es sich dabei um Sergej Skripal, ein früherer Oberst des russischen Militärgeheimdienstes, der für Großbritannien spioniert haben soll.

An unbekannten Ort gebracht
Nach Angaben Moskauer Medien wäre der spektakuläre Austausch beinahe noch gescheitert. Nachdem die Namen der vier von Washington gewünschten Westspione in der russischen Presse aufgetaucht seien, wollte die US-Seite den Deal fast platzen lassen, sagte ein Moskauer Geheimdienstler der Zeitung "Moskowski Komsomolez". Zudem habe Sutjagin beim entscheidenden Treffen in Moskau die Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes "hysterisch angeschrien", dass er kein Geständnis unterschreiben werde. Erst nachdem man dem 45-Jährigen gesagt habe, dass die USA ihn selbst als CIA-Agenten austauschen wollten, habe Sutjagin zögerlich zugestimmt.

Die US-Regierungsmaschine hatte auf dem Weg von Wien nach Washington einen Zwischenstopp auf der Luftwaffenbasis Brize Norton in Mittelengland gemacht. Am Freitagnachmittag (Ortszeit) landete das Flugzeug auf dem Flughafen Dulles vor den Toren von Washington. Die zehn in den USA begnadigten russischen Agenten waren zuvor bereits in Moskau angekommen und anschließend an einen unbekannten Ort gebracht worden. Die russischen Behörden machten über das Schicksal der zehn Agenten am Samstag keine Angaben.

CIA-Chef führte Verhandlungen
Der russische Spionagering war Ende Juni in den USA aufgeflogen. Die zehn in den USA Inhaftierten hatten sich am Donnerstag vor einem Gericht in New York schuldig bekannt, als Agenten Russlands aktiv gewesen zu sein. Das Gericht stimmte einer Vereinbarung zwischen Anklage und Verteidigung zu, wonach die Beschuldigten sofort abgeschoben werden sollten. Auf dem Wiener Flughafen vollzogen die USA und Russland dann am Freitagvormittag den Tausch: Die beiden Maschinen parkten nebeneinander auf einem abgelegenen Rollfeld und hoben im Abstand von 15 Minuten zum Rückflug ab.

Nach Angaben des Weißen Hauses hatte CIA-Chef Leon Panetta persönlich den Agentendeal verhandelt. Dabei habe die US-Regierung vier russische Häftlinge nach "humanitären und Gesundheitsbedenken" sowie "anderen Gründen" für den Tausch ausgewählt. Das Weiße Haus sei von den Geheimdiensten erstmals im Februar über den Spionagering informiert worden, hieß es.

Agenten erhalten neue Identitäten
Die frühere Sicherheitsberaterin unter der US-Regierung von Ex-Präsident George W. Bush, Francis Townsend, sagte dem Nachrichtensender CNN, auf die in die USA zurückgekehrten Agenten warte nun eine Nachbesprechung ihres Einsatzes, die Wochen oder sogar Monate dauern könne. Dabei würden sie in der Obhut der CIA sein. "Wir werden von diesen Leuten recht viel erfahren können", mutmaßte Townsend. Anschließend werde der Geheimdienst ihnen neue Identitäten geben und ein neues Leben ermöglichen.

Die Spionageaffäre hatte die Beziehungen zwischen den USA und Russland erheblich belastet. Beide Seiten arbeiteten an einer schnellen Lösung, um langwierige Gerichtsverfahren mit möglicherweise unangenehmen Enthüllungen zu vermeiden. Den Austausch werteten Washington und Moskau als Beleg für die Ernsthaftigkeit ihrer Bemühungen, die Beziehungen nach Jahren des Misstrauens weiter zu verbessern.

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