Terror-Prozess in Frankfurt

Al-Kaida-Mitglied legte Geständnis ab

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Der Angeklagte wurde vom "Party-Menschen" zum Islamisten.

In einem Terrorprozess vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main hat das mutmaßliches Al-Kaida-Mitglied Rami M. ein umfassendes Geständnis abgelegt. Der angeklagte Deutsch-Syrer räumte zum Prozessauftakt am Donnerstag unter anderem ein, in einem Ausbildungslager des Terrornetzwerks in Pakistan gewesen zu sein. Das Gericht wiederum stellte ihm eine mildere Strafe im Rahmen von viereinhalb bis fünf Jahren Haft in Aussicht.

Schloss sich 2009 der Al-Kaida an
Der 25-jährige Rami M. soll Deutschland im März 2009 verlassen haben und über den Iran mit Hilfe eines Schleppers nach Waziristan gelangt sein. Dort soll er sich dem Terrornetzwerk Al-Kaida angeschlossen und Ausbildungslager besucht haben. Der Deutsch-Syrer wurde schließlich vor seiner geplanten Rückreise nach Deutschland im Juni 2010 von pakistanischen Sicherheitsbehörden festgenommen. Im August 2010 wurde er nach Deutschland ausgeliefert und befindet sich seither in Untersuchungshaft.

Frühere Aussagen von Rami M. sollen Medienberichten zufolge mit dazu beigetragen haben, dass im vergangenen November wegen befürchteter Terroranschläge die Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland vorübergehend verschärft worden waren.

Detailiertes Geständnis

In dem Verfahren räumte der Angeklagte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ein. Er schilderte detailliert, wie er 2009 nach Pakistan ging und dort in einem Terrorlager unter anderem an verschiedenen Waffen ausgebildet wurde. Als er im Jahr 2010 wieder nach Deutschland reisen wollte, wurde er nach eigenen Aussagen von der Al-Kaida beauftragt, die Organisation finanziell zu unterstützen. Auf dem Weg zur deutschen Botschaft wurde er demnach von pakistanischen Sicherheitsbehörden festgenommen.

Verteidigung und Bundesanwalt nehmen Deal an
Vor seinem Geständnis hatte der Vorsitzende Richter Thomas Sagebiel Rami M. eine Strafe von viereinhalb bis fünf Jahren in Aussicht gestellt, wenn er die Taten einräume und sich für Fragen zur Verfügung stelle. Er zeigte sich zudem bereit, neben der Untersuchungshaft auch die Haft des Angeklagten in Pakistan bei der Strafe anzurechnen. Verteidigung und Bundesanwaltschaft stimmten der Vereinbarung zu. Als Höchststrafe hätten ihm sonst zehn Jahre Haft gedroht.

"Party-Mensch" schlitterte in den Islamismus
Rami M. schilderte vor Gericht auch ausführlich seinen Weg in den Islamismus. Der in Frankfurt geborene Angeklagte war bis zum Jahr 2007 nach eigener Darstellung nicht besonders religiös. "Ich war ein Party-Mensch", sagte der Angeklagte. Im Fastenmonat Ramadan befasste er sich schließlich intensiver mit dem Islam. In dieser Zeit stieß er auch auf islamistische Propaganda-Seiten im Internet. Dort habe er auch Videos des inzwischen getöteten Al-Kaida-Führers Osama bin Laden gesehen und regelmäßig die Moschee besucht.

Schließlich habe er sich von der Gesellschaft losgesagt. Auch durch das Umfeld in Moscheen in Frankfurt und Hamburg, wo seine Frau wohnt, fasste er den Entschluss auszuwandern. "Ich passte nicht mehr nach Deutschland", sagte der 25-Jährige vor Gericht. "Ich bin hingegangen, um meine Religion voll auszuleben." Zudem hätten ihn Polizisten in Frankfurt wegen seines muslimischen Glaubens diskriminiert.

Der Generalbundesanwalt wirft dem gebürtigen Frankfurter vor, rund ein Jahr Mitglied der Al-Kaida gewesen zu sein. Er soll sich dabei an Kämpfen gegen die pakistanische Armee beteiligt haben und später als Kontaktmann in Deutschland vorgesehen gewesen sein.

In dem Prozess sind bisher nur zwei weitere Verhandlungstage festgelegt. Bereits am kommenden Montag wird ein Urteil erwartet.

 

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