ÖSTERREICH-Reporter in Nizza
"Alle fünf Meter lagen Leichen und Verletzte"
16.07.2016
Tag zwei nach der Katastrophe: Betroffene Berichten von dem grauenhaften Attentat.
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Promenade des Anglais, der Todesboulevard am Samstag. Der Verkehr rollt, die Cafés haben offen, die Spuren des Massakers mit 84 Toten sind beseitigt. Am Strand liegen wieder Touristen.
Aber: Nichts ist so, wie es war.: Vor dem Hotel Mercure ein Blumenmeer . Doriane Pasquale, 74, kniet nieder. Sie hat ihr Enkelkind verloren, legt einen Stoffteddy niederin. Daneben der blutige, rosafarbene Schuh ihrer Enkelin: „Er hat gezielt das Kinderkarussell angesteuert, wo meine Tochter und meine Enkelin waren.“
Drei junge Australierinnen kauern an der Gehsteigkante, sie weinen: „Wir waren an der Strandpromenade, als der Albtraum losging“, erzählen sie. Es war Donnerstag, 22.30 Uhr. Fast 30.000 Menschen waren an der Strandpromenade, bewunderten das Feuerwerk.
Die Mädchen sahen, wie der Laster auf Höhe des Restaurants Le Bambou Plage auf die Promenade einbog: „Erst fuhr er langsam, dann immer schneller. Zickzack.“ Schließlich raste er über den Gehsteig auf die Menschenmenge zu. Wie Kegel seien die Menschen weggeschleudert worden.
Der Laster sollte möglichst viele Leute zerquetschen
Herbert Reitbauer, 71, Steuerberater aus Frankfurt, war mit seiner Frau gerade vor dem Hotel Negresco: „Wir hörten das Krachen, die Schreie. Der Laster hat immer wieder kurz die Richtung geändert, wohl um möglichst viele Menschen zu zerquetschen“, sagt er zu ÖSTERREICH: „Schrecklich zugerichtete Verletzte lagen vorm Hotel. Das Negresco wurde zum Notlazarett.“ Unter dem 25-Tonnen-Lkw sei ein Mädchen mitgeschleift worden, erzählt er.
Vor einem Hotel zermalmte der Laster 30 Menschen
Martin Wagner, 23, Betriebswirtschafts-Student aus dem Burgenland, war mit drei Freunden gerade am Strand, als das Chaos losbrach: „Wir hörten Schüsse und Schreie, Menschen rannten in Panik davon.“ Alle fünf Meter lagen Leichen und Verletzte.
Wagner absolviert in Nizza eine Sommerakademie. Durch Glück überstanden er und seine Freunde unverletzt: „Wir haben einfach Glück gehabt.“
1,7 Kilometer weit rast der Todeslenker. Polizisten rennen hinter ihm her. Feuern. Allein vor dem Hotel Palais de la Méditerranée zermalmt der Truck 30 Menschen. Ein Passant springt auf den Truck. Will den Fahrer rausreißen. Der feuert mit einer Pistole, schreit „Allahu akbar“ (Gott ist groß).Polizisten schießen zurück. Töten den Massenmörder.
Karl Wendl, Nizza