Vier Tote in Frankreich
Alpen-Drama: Ging es um Geld?
07.09.2012
Spekulationen: Eines der Opfer soll ein irakischer Spion gewesen sein.
Starb im Kugelhagel: Geschäftsmann Saad Al-Hilli, 50,
Die Opfer des mysteriösen Vierfach-Mordes auf einem Parkplatz in Ostfrankreich sind offenbar alle durch Kopfschüsse getötet worden. Der Staatsanwalt von Annecy, Eric Maillaud, sagte am Donnerstagabend im Fernsehsender TF1, alle Opfer seien von mehreren Schüssen getroffen worden, "und alle wurden von mindestens einer Kugel im Kopf getroffen". Eine Autopsie der Leichen am Freitag werde mehr Klarheit bringen, fügte der Staatsanwalt hinzu.
Bis auf einen Radfahrer, der vermutlich zufällig amTatort vorbeikam, handelte es sich bei den Opfern um eine in Großbritannien lebende Familie, die in Frankreich im Urlaub war. Der erschossene Familienvater Saad al-Hilli, habe anscheinend Geldstreitigkeiten mit seinem Bruder gehabt. "Diese Information scheint seriös zu sein, sie stammt von der britischen Polizei." Der Bruder müsse nun "sehr lange" befragt werden, so der ermittelnde Staatsanwalt Eric Maillaud.
Auftragsmord?
Allerdings gerät auch die Vergangenheit von Saad al-Hilli ins Zentrum von Spekulationen. Er ist dem britischen Geheimdienst bereits seit 20 Jahren bekannt, berichtet die "Daily Mail". Nicht auszuschließen ist, dass der gebürtige Iraker, der erst seit zehn Jahren in England lebt, ein Spion gewesen ist. Für die "Daily Mail" gibt es mehrere Hinweise, dass Profikiller am Werk waren:
- Drei der vier Opfer, der Vater (50), die Schwiegermutter und der Radfahrer, wurden gezielt mit einem Kopfschuss getötet.
- Der Tatort war perfekt für ein solches Verbrechen geeignet, kilometerweit keine Menschenseele.
- In der Nähe des Tatorts gab es Flughäfen in drei Ländern (Frankreich, Italien und die Schweiz), perfekt für eine Flucht.
- Es wurden nur die Scheiben des BMW zerschossen, berichtet "Sky News".
Der zerschossene BMW
Kopfschüsse
Zuvor hatte Maillaud bei einer Pressekonferenz gesagt, der Fahrer des Wagens der Opfer, eine der beiden Frauen sowie ein Radfahrer, der offenbar zufällig vorbeikam, seien durch Kopfschüsse getötet worden. Die Todesursache einer weiteren Frau auf dem Rücksitz war demnach noch unklar. Nach seinen Äußerungen bei TF1 war Maillaud zunächst nicht für nähere Erläuterungen erreichbar. Am Mittwoch hatte der Staatsanwalt bereits irrtümlich gesagt, ein am Tatort gefundenes Mädchen sei tot. Später stellte er klar, das Kind befinde sich auf der Intensivstation.
Mindestens 15 Schüsse
Nach Angaben der Ermittler wurden am Tatort auf einem Waldparkplatz in der Nähe von Annecy mindestens 15 Schüsse abgefeuert. Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr aus Ermittlerkreisen, dass die Leiche des Radfahrers fünf Schusswunden aufwies und jedes der anderen Todesopfer zwei. Mindestens eine andere Kugel traf das siebenjährige Mädchen, das ins Krankenhaus kam. Ihre vierjährige Schwester blieb äußerlich unversehrt. Sie wurde erst acht Stunden nach dem Blutbad in der Nacht auf Donnerstag in dem Auto entdeckt, wo sie unter der Leiche ihrer Mutter gekauert hatte.