Bis zu 30.000 Menschen sollen aus politischen Gründen in Haft sitzen.
Syrische Regierungsgegner werden in staatlichen Krankenhäusern laut Amnesty International misshandelt und gefoltert. Die Regierung habe aus den Kliniken "Instrumente der Unterdrückung" gemacht, um die "Opposition zu vernichten", erklärte die Organisation am Montagabend. Syrische Menschenrechtler gingen inzwischen davon aus, dass in dem Land inzwischen 30.000 politische Gefangene festgehalten werden.
In einem Bericht dokumentiert Amnesty, wie verletzte Oppositionelle in vier staatlichen Krankenhäusern nicht nur von Sicherheitskräften, sondern auch von medizinischem Personal gequält werden. Krankenhausmitarbeiter, die verletzte Demonstranten behandelt hätten, seien selbst mit "Arrest und Folter" gepeinigt worden, hießt es in der 39-seitigen Untersuchung der Menschenrechtsorganisation.
Es sei "alarmierend", dass die syrischen Sicherheitskräfte eine "freie Herrschaft in Krankenhäusern" ausübten und medizinisches Personal sie in vielen Fällen bei Folter und Misshandlung unterstütze, sagte Amnesty-Expertin Cilina Nasser. Dem Bericht zufolge lassen sich viele Menschen aus Angst bereits in privaten Krankenhäusern oder in schlecht ausgerüsteten provisorischen Kliniken behandeln.
Politische Gefangene werden in Fußballstadien interniert
Aufgrund der hohen Zahl von 30.000 politischen Gefangenen sind die größten Fußballstadien in Syrien nach Angaben von Radwan Ziadeh vom Zentrum für Menschenrechte in Damaskus zu "Gefängnissen und Folterzentren" geworden. Die Regierung habe deshalb sogar die aktuelle Meisterschaft abgesagt. Ziadeh ergänzte, das Scheitern einer Syrien-kritischen UNO-Resolution im Sicherheitsrat habe die Assad-Gegner verzweifelter gemacht. Sie seien jetzt eher bereit, Waffen für die Verteidigung gegen die Sicherheitskräfte einzusetzen.
Die UN-Resolution war am Veto Chinas und Russlands gescheitert. Westliche Regierungen kritisierten das Veto am Montag erneut. Es sei "tragisch, dass Assads barbarische Taten kürzlich von diesem Rat mit Schweigen quittiert wurden", sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice. Der französische Botschafter Gerard Araud forderte China und Russland auf zu erklären, "welche konkreten Taten sie vorschlagen, um dieses Blutbad zu beenden".
USA und Syrien frieren diplomatische Beziehungen ein
Die USA und Syrien haben am Montag ihre Botschafter aus dem jeweils anderen Land abgezogen. Das US-Außenministerium teilte mit, der US-Botschafter in Syrien, Robert Ford, habe das Land aus Sorge um seine Sicherheit verlassen. Wenig später rief auch Syrien seinen Botschafter aus Washington laut einem Bericht des syrischen Fernsehens zu Konsultationen zurück in die Heimat.
Seit Mitte März gehen in Syrien fast täglich Menschen gegen die Herrschaft von Präsident Bashar al-Assad auf die Straße. Die Staatsmacht geht mit aller Härte gegen die Proteste vor. Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der Todesopfer auf mittlerweile über 3.000.