19 Tote bei Attentat auf Krim

Amoklauf in Schule: Das ist der Killer

17.10.2018

Ermittlungen wegen Mordes, vermutlich kein Terror.

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Bei dem brutalen Angriff auf eine Schule auf der Halbinsel Krim sind nach Angaben der Regionalverwaltung 20 Menschen getötet worden. Die Regierung in Simferopol veröffentlichte am Donnerstag eine Liste mit den Namen von 19 Opfern. Der Name des mutmaßlichen Schützen, der Selbstmord begangen haben soll, wurde nicht genannt.

Auch von einer Explosion war die Rede. Der 18 Jahre alte Täter erschoss sich den Ermittlern zufolge anschließend selbst.

 
 
Das ist der Killer. Wladislaw Rosljakow (18) ist laut Behörden der Amokläufer auf der Krim. Es soll sich um einen Jungen aus dem Ort handeln, der alleine gehandelt haben soll. Die Behörden berichten, dass sich der Amokläufer nach der Tat umgebracht hat.

© all

Die regionalen Gesundheitsbehörden gaben die Zahl der Todesopfer am Abend mit 19 an. Unklar blieb, ob diese Zählung den Täter mit einbezog. 39 Verletzte lagen demnach weiter im Krankenhaus, sechs von ihnen schwebten in Lebensgefahr.

© APA

Die russische Staatsanwaltschaft stufte die Tat als Mord ein, nachdem zunächst von einem "Terroranschlag" die Rede gewesen war. Der Regierungschef der 2014 von Russland annektierten Krim, Sergej Aksjonow, sagte im russischen Fernsehen, es handle sich um einen "von einem Mistkerl verübten Massenmord".
 
Bei den meisten Opfern handelt es sich den Ermittlern zufolge um Jugendliche. Der Täter wurde als der 18-jährige Wladislaw Rosljakow identifiziert, der die Schule ab 2015 besuchte. Die Zeitung "RBK" zitierte einen Mitschüler mit den Worten, der Bub habe die Schule "wegen bösartiger Lehrer gehasst" und angedeutet, dass er sich an diesen rächen wolle. Die Leiche des 18-Jährigen wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft neben einer Pump-Gun gefunden.

© Kerch Info

Ein Schüler, der das Drama miterlebte, schilderte, dass er gerade im Unterricht saß, als er aus dem ersten Stockwerk der Schule Schüsse gehört habe. Er und seine Mitschüler seien aus der Klasse gestürmt. Auf dem Flur hätten fliehende Schüler ihnen zugerufen, "dass ein Mann mit einer Schusswaffe auf jeden schießt".
 
"Dann gab es eine heftige Explosion. Zum Glück war ich schon im Freien, aber ich habe gesehen, wie die Druckwelle die Fenster gesprengt und Leute nach draußen geschleudert hat", sagte der spürbar geschockte Schüler.

"Riesige Tragödie"

Krim-Regierungschef Aksjonow sprach von einer "riesigen Tragödie" und rief eine dreitägige Staatstrauer in der Region aus. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin zeigte sich erschüttert von der Tat und betonte, nichts rechtfertige Gewalt gegen unschuldige Schülerinnen und Schüler.
 
Das russische Katastrophenschutzministerium rief den Ausnahmezustand in Kertsch aus und entsandte nach eigenen Angaben drei Hubschrauber mit medizinischem Personal sowie ein Flugzeug. Die russische Armee schickte 200 Soldaten, Fernsehbilder zeigten Panzerfahrzeuge und Soldaten in Tarnanzügen an den Zufahrtsstraßen nach Kertsch.

Opfer starben durch Schüsse - Leiche des Täters aufgefunden

Die Opfer des Schulmassakers auf der ukrainischen Krim-Halbinsel sind nach neuesten Angaben der Ermittlungsbehörden erschossen worden. Erste Untersuchungen der Leichen hätten ergeben, dass die Opfer an Schussverletzungen gestorben seien, erklärte die russische Staatsanwaltschaft am Mittwoch.

Aufnahmen aus einer Überwachungskamera zeigten demnach, wie ein mit einem Gewehr bewaffneter junger Mann an der Berufsschule ankommt. Die Leiche des Täters sei mit Schussverletzungen aufgefunden worden. Den Ermittlern zufolge handelte es sich um einen Amoklauf.

Zuvor hatten die Ermittler von einer Explosion an der Polytechnischen Schule der Hafenstadt Kertsch gesprochen. Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow ging von 18 Toten aus. Die Zahl der Toten stieg inzwischen auf 19 an.

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Russland reagiert nervös auf Vorfälle auf der Krim

Russland reagiert nervös auf alle Vorfälle auf der Krim, denn die Annexion der Halbinsel ist international nicht anerkannt. Die EU kritisiert sie als Bruch des Völkerrechts. Moskau fürchtet vor allem Unruhe unter den Krimtataren, die loyal zur Ukraine standen. Die Ukraine erhöhte ihrerseits die Sicherheit an den wenigen Übergängen von und zur Krim.
 
Beim letzten großen Terroranschlag in Russland im April 2017 waren in der U-Bahn von St. Petersburg 14 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden. Der Selbstmordattentäter war ein islamistischer Extremist aus Kirgistan in Zentralasien. Auch Amokläufe an Schulen hat es Russland bereits gegeben, allerdings noch nie mit so schweren Folgen wie in Kertsch. Bei einem Anschlag in Tschetschenien im August, den die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) für sich reklamierte, hatten die Drahtzieher Jugendliche auf Polizisten gehetzt.

Zweite Bombe gefunden

Nach dem Angriff auf eine Schule in Kertsch auf der Krim haben Sicherheitskräfte dort einen zweiten, nicht explodierten Sprengsatz gefunden. Die Bombe sei unschädlich gemacht worden, meldeten mehrere russische Nachrichtenagenturen am Mittwoch unter Berufung auf eine Quelle in der Einsatzleitung.
 
Durch Schüsse und die Explosion eines ersten Sprengsatzes sind in der Berufsschule 19 Menschen getötet und etwa 40 verletzt worden. Die Behörden gehen nicht von einem Terrorakt, sondern vom Amoklauf eines Schülers aus.
 
Die Ukraine betrachtet die Krim weiter als ihr Staatsgebiet, auch wenn Russland die Halbinsel 2014 annektiert hat. Präsident Petro Poroschenko sprach den Opfern sein Beileid aus. "Warum das für uns so wichtig ist? Weil das ukrainische Staatsbürger sind", sagte er in einem Statement auf Facebook. "Wenn ukrainische Staatsbürger umkommen, wo immer das auch geschieht, dann ist das eine Tragödie."

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