Putsch abgewendet
Militär-Putsch gegen Erdogan gescheitert
16.07.2016
Militär versuchte Putsch +++ Regierung: "Putschversuch abgewendet" +++ Erdogan: "Putschisten wollten mich töten" +++ Mehr als 260 Tote, tausende Verletzte
„Es war ein brennend heißer Tag. Ich kam erschöpft um 18 Uhr von der Arbeit“, berichtet Yalçın Göktaş (30) für ÖSTERREICH aus Istanbul. „Plötzlich fiel der Strom aus, und mein Bruder rief: ,KRIEG!‘ Ich fragte: ,Welcher Krieg? Syrien? Irak?‘ Er sagte: ‚Unser Land! Die Türkei! Ein Militär-Putsch!‘“ Die Details:
Alle Details zum Putsch- Drama in der Türkei
- Freitag, 21 Uhr: Erste Meldungen über Jets im Tiefflug kursieren. Über Istanbul kreisen Hubschrauber.
- Freitag, 22 Uhr: Es heißt, Teile des Militärs hätten einen Putschversuch begonnen. „Dieser Versuch wird nicht erlaubt werden“, sagt Ministerpräsident Binali Yildirim, die Hintermänner „werden den höchsten Preis bezahlen“.
- Freitag, 22.30 Uhr: Die putschenden Streitkräfte melden, sie hätten „die Macht in der Türkei vollständig übernommen“.
- Freitag, 23 Uhr: Sie besetzen den Atatürk-Flughafen.
- Samstag, 0 Uhr: Staatspräsident Erdogan ruft das Volk zu öffentlichen Versammlungen gegen den Putsch auf – per live übertragenen Telefonanruf beim Sender CNN Türk.
- Samstag, 0 Uhr: Über Istanbul fliegen Kampfjets. Panzer rollen durch die Straßen.
- Samstag, 0 Uhr: Die Putschisten verhängen eine Ausgangssperre im ganzen Land.
- Samstag, 0.05 Uhr: Sie ziehen vom Atatürk-Flughafen wieder ab, nachdem Demonstranten eingedrungen sind.
Demonstranten attackieren Soldaten in Istanbul
- Samstag, 1 Uhr: Auf CNN Türk macht Erdogan Anhänger des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen verantwortlich. Der dementiert.
- Samstag, 1.30 Uhr: Erste Anführer des Putschversuchs werden festgenommen.
- Samstag, 2 Uhr: Yildirim sagt: „Die Situation ist weitgehend unter Kontrolle.“
- Samstag, 3 Uhr: Soldaten dringen beim Sender CNN Türk in Istanbul ein, die Sendung wird eingestellt. Schüsse und laute Tumulte sind zu hören.
- Samstag, 3 Uhr: Erdogan tritt auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul auf. Er kündigt an, das Militär zu „säubern“.
- Samstag, 10 Uhr: Sicherheitskräfte befreien Armeechef Hulusi Akar aus der Gewalt von Putschisten. Politiker erklären, der Putsch sei gescheitert.
- Samstag, 12.40 Uhr: Putschisten kapern im Marinestützpunkt Gölcük ein Kriegsschiff.
- Samstag, 13.30 Uhr: Jetzt werden Massaker von Erdogan-Fans bekannt: Ein Soldat wird laut Daily Mirror vom Mob öffentlich enthauptet.
1. Bilanz des Schreckens: 265 Menschenleben sind zu beklagen, 2.839 Militärs wurden festgenommen, 3.000 Richter abgesetzt. Die Kämpfe gehen weiter.
Augenzeuge Yalcin Göktas berichtet aus Istanbul
Für Österreicher, die sich im Land befinden, richtete das Außenministerium in Wien eine Krisen-Hotline ein: 0043-1-90115-4411
Der LIVE-Ticker zum Nachlesen