Mehrere bewaffnete Männern stürmten zwei Moscheen und eröffneten das Feuer.
Extremisten haben in der ostpakistanischen Stadt Lahore während des Freitagsgebets zwei Moscheen einer muslimischen Minderheit angegriffen und ein Blutbad angerichtet. Mindestens 70 Menschen kamen ums Leben, teilten Polizei und Regierungsvertreter mit. Die Angreifer hatten die Gotteshäuser mit Handfeuerwaffen und Granaten gestürmt. Zum Anschlag auf die Moscheen der Ahmadi-Sekte bekannten sich radikal-islamische Taliban-Milizen.
Handgranaten
Die Angreifer warfen nach Aussagen von Zeugen
zunächst Handgranaten in die Moscheen in den Stadtteilen Model Town und
Gardhi Shahu. Dann eröffneten sie das Feuer auf die Gläubigen. Einige
sollchen auch Sprengstoffgürtel getragen und sich selbst in die Luft
gesprengt haben. Die Polizei in Lahore konnte etwa 2000 Menschen aus den
beiden Moscheen befreien. In Gardhi Shahu dauerten die Kämpfe mehrere
Stunden an, und hunderte Gläubige wurden dort von den Extremisten als
Geiseln gehalten. Mindestens vier Terroristen seien verletzt worden. In
Fernsehaufnahmen war einer der Extremisten zu sehen, wie er von einem
Minarett aus auf die anrückende Polizei feuerte.
Bekennerschreien
Die Taliban warfen den "Ahmadis" in
einem Bekennerschreiben vor, Mohammed nicht als Propheten anzuerkennen,
gegen den Heiligen Krieg zu konspirieren und gemeinsame Sache mit Juden zu
machen. Der Angriff sei die letzte Warnung an die Minderheit, Pakistan zu
verlassen. Anderenfalls würden sie sterben. In Pakistan leben etwa vier
Millionen Ahmadis.
Die "Ahmadiyya-Muslim"-Bewegung ist eine 1889 gegründete islamische Religionsgemeinschaft, die jegliche Gewalt ablehnt. Sie hat weltweit bis zu 15 Millionen Anhänger. In Pakistan leben mehrere Millionen. Viele pakistanische Ahmadis sind nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen in westliche Länder geflüchtet. Obwohl es in Pakistan gesetzlich Religionsfreiheit gibt, dürfen Ahmadis ihren Glauben dort nicht ausüben. Pakistan ist das einzige muslimische Land, das die Ahmadiyya-Sekte nicht als Glaubensrichtung des Islam anerkennt. Die Ahmadiyya-Minderheit war in der Vergangenheit bereits mehrfach Opfer von Angriffen radikaler Sunniten.
Eine Ahmadiyya-Gemeinde gibt es auch in Österreich. Sie zählt 78 Mitglieder, heißt es auf der Internetseite . Seit dem Jahr 1992 gibt es eine Ahmadiyya-Gemeinde in Wien. Ahmadis leben und arbeiten aber auch in Graz, Sankt Pölten, Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark.