Schockierende Bilder aus Moskau: In einer Konzerthalle im Gebiet Moskau sind am Freitagabend Schüsse gefallen. Es gibt mehr als 60 Tote. In der Crocus City Hall seien zudem mehr als 100 Menschen verletzt worden.
Laut "Meduza" befürchten russische Sicherheitsbehörden, dass die Angreifer vom Tatort geflohen sein könnten. Das ist aber noch nicht bestätigt. Offenbar soll eine Fahndung nach einem weißen Auto laufen. Bisher ist nicht bekannt, wer die Attentäter sind. Russlands zentrales Ermittlungskomitee hat ein Verfahren wegen eines mutmaßlichen Terrorakts aufgenommen. Inzwischen hat die Terrororganisation "Islamischer Staat" die Verantwortung für den Angriff in Moskau übernommen.
Die Gruppe schrieb am Freitag im Onlinedienst Telegram, IS-Kämpfer hätten "eine große Zusammenkunft ... am Rande der russischen Hauptstadt Moskau" angegriffen. Spezialeinheiten der russischen Nationalgarde waren im Einsatz. Gesucht werde nach den Verbrechern, teilten die Einsatzkräfte am Freitagabend in Moskau mit. Zudem würden Personen in Sicherheit gebracht. Auf Videos war zu sehen, wie Menschen um ihre Leben rannten.
Terrorexperte: IS-Bekennerschreiben zu Anschlag bei Moskau echt
Der Terrorexperte Peter Neumann vom King's College in London hält das Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zum Anschlag bei Moskau für echt. Das bestätigte Neumann am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Die Bekennernachricht lief über alle offiziellen IS-Kanäle. Ich und meine Kollegen können das 100-prozentig bestätigen", schrieb Neumann zudem auf X (vormals Twitter).
Der aus Deutschland stammende Wissenschafter warnte auch vor Falschnachrichten, die auf russischen Telegram-Kanälen kursierten mit der Behauptung, die IS-Mitteilung sei gefälscht. Es gebe "bereits massenweise Fake-News -- vermutlich, um das Narrativ zu spinnen, die Ukraine sei für Anschlag verantwortlich", schrieb Neumann.
In einer auf dem Telegram-Kanal des IS-Sprachrohrs Amak verbreiteten Mitteilung hatte es zuvor geheißen, IS-Kämpfer hätten den Anschlag mit Dutzenden Toten und vielen Verletzten in der Stadt Krasnogorsk in der Region Moskau ausgeführt und sich anschließend in Sicherheit gebracht.
Weitere Explosionen gemeldet
Nach Behördenangaben wurden nach Schüssen und einem Brand in der Veranstaltungshalle weitere Explosionen gemeldet. Unbekannte in Kleidung in Tarnfarben hätten die Crocus City Hall kurz vor Beginn eines Konzerts gestürmt und das Feuer eröffnet, teilte die russische Generalstaatsanwaltschaft mit. Bei den Opfern soll es sich russischen Medien zufolge sowohl um Mitarbeiter als auch um Besucher der Konzerthalle handeln.
An dem berühmten Gebäude waren lodernde Flammen zu sehen und eine riesige Rauchwolke. Das Dach soll eingestürzt sein. Die Lage war unübersichtlich. Nach Behördenangaben waren Dutzende Rettungswagen im Einsatz und viele Busse, um Menschen in Sicherheit zu bringen. Das russische Zivilschutzministerium teilte mit, dass das Gebäude, in dem auch eine Konzerthalle mit Tausenden Sitzplätzen ist, auf einer Fläche von 13.000 Quadratmetern in Flammen stehe. Bisher gelinge es nicht, das Feuer zu löschen. Auch Löschhubschrauber waren im Einsatz.
Spekulationen über Terroranschlag seit 7. März
Spekulationen über einen möglichen Terroranschlag in Moskau waren seit dem 7. März kursiert. Damals hatte die US-Botschaft eine diesbezügliche Warnung ausgesprochen, die am 8. März unter anderem auch vom österreichischen Außenministerium übernommen worden war. Putin hatte seinerseits am Dienstag "provokative Erklärungen einer Reihe von offiziellen westlichen Strukturen" über einen möglichen Terroranschlag in Russland heftig angeprangert. "All das erinnert an offene Erpressung und die Absicht, Angst zu verbreiten und unsere Gesellschaft zu destabilisieren", hatte er ausgerechnet vor den Spitzen des für Terrorbekämpfung verantwortlichen Inlandsgeheimdiensts FSB erklärt.
Das Weiße Haus teilte laut "Bild" mit, dass es derzeit keine Anhaltspunkte für eine Verbindung in die Ukraine gebe. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington. Man könne noch nicht viel zu den Details mitteilen, rate aber zu diesem frühen Zeitpunkt eindringlich von der Annahme ab, dass es eine Verbindung zur Ukraine gebe. "Die Bilder sind einfach schrecklich", betonte Kirby zudem und sagte, man sei in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen.
Ukraine: "Absolut nichts" mit dem Angriff zu tun
Die Ukraine laut eigenen Angaben "absolut nichts" mit dem Schusswaffenangriff zu tun. "Lassen Sie uns klarstellen, dass die Ukraine absolut nichts mit diesen Ereignissen zu tun hat", schreibt der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mychailo Podoljak, via Telegram.
2002 hatten tschetschenische Bewaffnete 850 Menschen in einem Musical-Theater in ihre Gewalt gebracht. Am vierten Tag des Dramas betäubte der Inlandsgeheimdienst die Geiselnehmer und die Geiseln mit einem Gas. Die Terroristen wurden erschossen. 135 Geiseln kamen ums Leben, die meisten von ihnen durch unzureichende medizinische Versorgung.