Die syrische Regierung glaubt nur an einen Teil des US-Wahlkampfs.
Die syrische Führung hat die Drohung von US-Präsident Barack Obama mit einem Militärschlag zur Sicherung der Chemiewaffen als leeres Wahlkampfgeschwätz zurückgewiesen. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana schrieb am Dienstag: "Dies ist Teil des Wahlkampfes zwischen dem republikanischen Kandidaten Mitt Romney und dem Demokraten Barack Obama."
Der US-Präsident hatte am Montag mit einem militärischen Eingreifen gedroht, falls die chemischen oder biologischen Waffen des Regimes im Chaos in die falschen Hände zu fallen drohten. Dabei hatte Obama auch auf Gefahren für den Verbündeten Israel hingewiesen. Die USA hätten "jedem Spieler in der Region" unmissverständlich klargemacht, "dass es enorme Konsequenzen hätte, wenn wir an der Chemiewaffenfront Bewegung oder den Einsatz chemischer Waffen sehen".
Sana kommentierte dies mit den Worten: "Obama hat wieder einmal Angst vor irgendwelchen Waffen verbreitet, von denen man viel hört und über die viel gelogen wird. Dabei hat er Hunderte von atomaren Sprengköpfen vergessen, die Israel besitzt, und die eine Bedrohung für die Sicherheit der Region darstellen."
Akute Gefahr
Syriens Vorräte an Chemiewaffen gelten als die größten in der Region und sollen unter anderem aus Sarin, Senfgas und VX bestehen. Nach den Niederlagen in den Kriegen gegen Israel in den Jahren 1967, 1973 und 1982 begann die Regierung in Damaskus in den frühen 1980er Jahren, ein Arsenal an Chemiewaffen zu unterhalten und durch Zukäufe zu erweitern. Der Aufbau eigener Produktionsstätten begann bereits 1971 in Damaskus.
Experten von Global Security haben vier mutmaßliche Produktionsstätten ausgemacht: Zum einen nördlich von Damaskus und nahe der Industriestadt Homs. In Hama soll eine Anlage neben Sarin und Tabun auch VX herstellen. Eine vierte Stätte soll sich in der Hafenstadt Latakia am Mittelmeer befinden.
Experten von Global Security schätzten unter Berufung auf den US-Geheimdienst CIA, dass mehrere Hundert Liter Kampfstoff vorhanden sind und jährlich Hunderte Tonnen Vorläuferstoffe produziert werden. Das Land soll der Nuclear Threat Initiative (NRI) zufolge über Scud-und SS-21-Raketen, Artilleriegeschosse und Bomben als Trägersysteme verfügen. Die Regierung in Damaskus hat nicht die Chemiewaffenkonvention von 1992 unterzeichnet, die den Einsatz, die Herstellung und Lagerung von chemischen Kampfstoffen untersagt.
© Reuters
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