Luxus-Haft

Assange: Von der Zelle in ein Schloss

15.12.2010

Das Tauziehen um die Entlassung des WikiLeaks-Gründers geht weiter.

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Julian Assange, der die Welt mit der Veröffentlichung von 250.000 US-Geheim-Dokumenten in Aufruhr versetzte, dünstete am Mittwoch weiter in einer Einzelzelle im Londoner Wandsworth-Gefängnis. Richter Howard Riddle genehmigte zwar die Freilassung des Australiers gegen eine Kaution von 234.000 Euro. Doch gleichzeitig wurde den Staatsanwälten in Stockholm, die Assange wegen möglicher Sexverbrechen an zwei Schwedinnen festnehmen ließen, 48 Stunden für die Prüfung eines Einspruches eingeräumt. Lehnt London den ab, könnte der Internet-Aktivist heute freikommen.

So luxuriös lebte der Globetrotter noch nie
Die Auflagen des Richters sind strikt: Assange muss wegen Fluchtgefahr eine elektronische Fußfessel tragen, sich jeden Abend auf einer Polizeiwache melden. Doch sein neues "Zuhause“ ist prächtig: Der betuchte Gründer des Journalistenklubs Frontline Club, Vaughn Smith, selbst einmal Enthüllungsreporter, bot dem Richter an, Assange in seiner Prachtvilla zu beherbergen. So residierte Assange – der bisher bei Mitstreitern am Sofa schlief – wohl noch nie: Die Zehn-Räume-Villa im georgianischen Architekturstil aus dem 18. Jahrhundert namens "Ellingham Hall“ liegt inmitten eines 242 Hektar großen Prachtparks am Land vor London. Das ist kein "Hausarrest“, scherzte ein Anwalt, sondern "Villen-Arrest“.

Vor neugierigen Paparrazzi geschützt
Assange kann dort auch von der Weltpresse abgeschirmt werden: Paparazzi müssten Hausfriedensbruch begehen, um geeignete Fotopositionen zu erreichen. Assange ist wegen Druck der USA und der umstrittenen Schweden-Sexklage längst Märtyrer und Held. Eine illustere Runde an Promis brachte die Kaution auf, darunter die Milliarden-Erbin und Hugh Grants Ex-Freundin Jemima Khan, Menschenrechtsaktivistin Bianca Jagger oder US-Dokufilmer Michael Moore.

Massenpanik wegen geheimen Dokumenten
In den US herrscht weiter Hysterie wegen Assanges Geheimnisverrat: Die US-Luftwaffe zensierte sogar das Internet, sperrte den Zugriff auf 25 Websites, die Geheimdokumente publizierten. Darunter: Die New York Times, der Guardian oder Der Spiegel. Das US-Magazin Time bekam auch kalte Füße: Statt wie erwartet Assange zur "Person des Jahres“ zu küren, wählte das Magazin Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

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