Riss im AKW

Atom-Wolke jetzt auf dem Weg nach Tokio

03.04.2011

Wegen des Murkses der Skandalfirma Tepco dürfte die Strahlenkrise noch Monate weitergehen.

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© Reuters
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Das Foto, das einen 20-Zentimeter-Riss zeigt, aus dem tödliches Strahlenwasser aus dem Fukushima-Unglücks-AKW direkt in den Pazifik strömt, schockiert die Welt. Darauf deutlich zu sehen: Der unter hohem Druck stehende Wasserstrahl im Kabelschacht bei Reaktor 2.

Bei ersten Dichtungsversuchen kam es prompt zu neuen Pannen:
Zuerst wurde Beton in den Schacht geschüttet, doch der erhärtete nicht. Dann versuchten es Arbeiter mit einem Mix aus Sägespänen, Zeitungen und chemischem Polymer. Auch hier kein Erfolg. Auch eine neue Methode mit Kunstharz – es sollte das Wasser absorbieren – hatte zunächst keinen Erfolg.

Im Fukushima-Leck wurden 1000 Millisievert pro Stunde gemessen, eine Dosis, die zu Strahlenkrankheit führt. Das Loch wird als wichtigste Quelle der hohen Strahlenbelastung im Meer angesehen, die nun gar 40 Kilometer entfernt gemessen wurde.

Überwältigende Probleme, fragliche Lösungsansätze
Ernüchternd dazu die Kommentare vom Sprecher der japanischen Atomaufsicht, Hidehiko Nishiyama, wonach es noch „mehrere Monate dauern werde“ für eine Wende im Kampf gegen den schlimmsten Atomunfall seit Tschernobyl.

Dank der Pannen der Skandalfirma Tepco ist die Liste der Probleme lang:

  •  Für die Brennelemente in den Reaktoren 1, 2, und 3 fehlt weiterhin eine ausreichende Kühlung, die partielle Schmelze dauert an.
  •  In Reaktor 1 wurden gar blaue Leuchtspuren über der Ruine gesichtet, Indizien eines „kritischen Zustands“.
  •  In Nr. 2 haben sich die geschmolzenen Brennelemente schon „zum Betonsockel durchgefressen“, warnt General Electric-Experte Richard Lahey gegenüber ÖSTERREICH. Die einzige Lösung: Die Zufuhr von Wasser, „bis sich die Stäbe abkühlen“, so Lahey. Gerade lieferte Deutschland eine riesige Wasserpumpe zur präziseren Kühlung.
  •  Immer größere Mengen verstrahlten Wassers in den AKW-Ruinen gefährden Arbeiter und verlangsamen die Reparaturarbeiten. Die Giftbrühe soll nun auf ein vor dem AKW ankerndes Stahlfloß (Fassungsvermögen: 18.000 t) gepumpt werden. Gegen die Strahlung in der Luft wurde „klebriges“ Kunstharz versprüht.

Tepco gab den Fund zweier toter Arbeiter bekannt: Sie starben nach dem Aufprall des Monster-Tsunami am 11. März. Laut Autopsie waren sie „verblutet“. Panik unterdessen wieder in Tokio: Ein kräftiger Nordwind bläst eine neue radioaktive Wolke über die 13-Mio.-Einwohnerstadt.

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