Der feige Mordanschlag auf den slowakischen Premier Robert Fico zeigt die politisch motivierte Gewalt explodiert ++ Er schwebt in Lebensgefahr
Drei Kugeln. Der hinterhältige Angriff auf den slowakischen Regierungschef Robert Fico (59) hat international Entsetzen ausgelöst, macht besorgt und nachdenklich. Fico wurde angeschossen, als er auf vermeintliche Anhänger zuging, er wollte bürgernah sein, und freundlich.
Drei Kugeln haben ihn am Arm und in den Bauch getroffen, sie sollen Organe zum Glück knapp verfehlt haben. Zuletzt war sein Zustand - nach einer Not-OP -zwar stabil, es bestand aber noch immer Lebensgefahr.
Der Attentäter: Ein 71-jährigen Schriftsteller, der noch am Tatort verhaftet wurde. Er soll gestammelt haben: "Ich verabscheue die Regierungspolitik."
Politische Tat. Mordversuch als "befreiende Aktion" eines Verwirrten, der sich ohnmächtig "ob der komplexen politischen Probleme" in seinem Heimatland fühlte. Praktisch alle politisch motivierten Taten geschahen zuletzt im Schatten großer gesellschaftlicher Debatten.
Krankenhausreif. Im Mai wurde der Dresdner SPD-Politiker Matthias Ecke zusammengeschlagen, als er Wahlplakate für die Europawahl aufhängen wollte. Vier schwarz gekleidete und vermummte Männer schlugen auf ihn ein, traten ihm in den Bauch, als er bereits am Boden lag. Die Täter waren aus dem "rechten Eck", der jüngste erst 17, der älteste 20. Es war ein besonders brutaler Überfall in Deutschland, aber nicht der einzige. Wenige Tage später wurde Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (ebenfalls SPD) verletzt: Ein Mann attackierte sie in einer Bibliothek.
Mordversuch als »befreiende Aktion«
Weitere Attacken gab es auch auf eine Grünen- Politikerin in Dresden und zwei AfD-Landtagsabgeordnete in Stuttgart. In Österreich wurde ein Farbattentat mit Kunstblut auf Europaministerin Karoline Edtstadler verübt -zum Glück ohne größere Folgen.
Experten wie die deutschen Soziologen Wilhelm Heitmeyer und Harald Welzer orten die Ursachen für zunehmende Gewalt im "aufgeheizten, extrem nach rechts oder links verschobenen Diskurs. Starke Feindbilder würden gepf leg t, angeheizt, gleichzeitig wird nichts bis wenig gegen die Verrohung der Gesellschaft und die daraus resultierende Demokratiegefährdung getan", so die Experten.
Politisch motivierte Täter glauben in ihrer wahnhaften Vorstellungswelt, "im Namen der Allgemeinheit zu handeln, sie fühlen sich legitimiert, die schrecklichsten Taten zu setzen", so der Soziologe Holger Lengfeld in der "Tagesschau24": "Wer sich entscheidet, eine politische Person zu überfallen, den interessiert das Strafmaß nicht."
Ohnmacht. Ein weiterer Grund sind völlige Ohnmachtsgefühle und die verbreitete Wut darüber, nicht gehört zu werden, nicht zu zählen, nicht repräsentiert zu werden. Der Akt der Gewalt wird letztlich zum Moment der Selbstermächtigung.