US-Generalstabschef: „Kobane wird an ISIS fallen.“
„Die Straßen sind voller Leichen “, berichtet der kurdische Aktivist Mustafa Ebdi aus Kobane. Im Südosten der Stadt, dem wichtigsten kurdischen Gebiet an der Grenze zur Türkei, hatten die US-Streitkräfte die ganze Nacht über Bomben auf ISIS-Terroristen abgeworfen.
Die Hilfe scheint aber zu spät zu kommen. Mehrere Stadtteile sind bereits unter Kontrolle der radikalislamistischen Schlächter . An Wohnhäusern wurden die schwarzen Flaggen der Pseudo-Kalifen gehisst. „Wir werden Kobane bis zum letzten Blutstropfen verteidigen. Wir haben erfahrene Kämpfer. Aber wir brauchen bessere Waffen und mehr Luftschläge. Die Welt muss uns helfen“, sagt Idris Nassan von der kurdischen Volksschutzeinheit im ÖSTERREICH-Gespräch. Er sitzt mitten im Zentrum von Kobane. Im Hintergrund hört man Explosionen.
Frauen verteidigen ihre Stadt – ISIS köpft weiter
US-Generalstabschef Martin Dempsey sagte gestern hingegen: „Ich fürchte, Kobane wird fallen.“ Die Kurden im umkämpften Gebiet, denen ein wahres Massaker durch die ISIS-Barbaren droht, kämpfen indes weiter. Weibliche Kämpfer haben sich um die Stadt postiert und wollen das drohende Massaker verhindern. ISIS postet indes Fotos mehrerer von ihm enthaupteter Frauen. Und die ganze Welt schaut zu. Wie lange noch?
Isabelle Daniel
ÖSTERREICH telefonierte mit einem Kurdenführer, der im Zentrum von Kobane ist.
ÖSTERREICH: Wie weit ist ISIS bereits nach Kobane vorgedrungen?
Idris Nassan: Die Terroristen haben im Osten und Südosten der Stadt bereits Häuser eingenommen. Es gibt Tote und Verletzte. Sie haben Kurden geköpft. Und sie drohen, alle zu köpfen. Aber unsere YPG-Kämpfer (Volksschutzeinheit) konnten sie vom Zentrum fernhalten.
ÖSTERREICH: Was brauchen Sie konkret?
Nassan: Die USA haben erstmals am Tag Luftschläge gemacht. Das war hilfreich. In der Nacht versteckt sich ISIS. Aber wir brauchen mehr Luftschläge und bessere Waffen. Wir sind Teil der Anti-Terror-Koalition. Die Welt muss uns helfen. Wir werden Kobane bis zum letzten Blutstropfen verteidigen.
Interview: I. Daniel
Mehrere Tote bei Kurdendemos in der Türkei. In Wien ist am Freitag Großdemo geplant.
Türkische Soldaten hindern Kurden daran, über die Grenze zu gehen, um Kobane zu helfen. Dienstagnacht protestierten Tausende Kurden in Istanbul und quer durch die Türkei gegen Erdogans „ISIS-Politik“. Sie werfen der Türkei vor, die Terroristen „heimlich zu unterstützen“. Erdogans Polizei setzte Tränengas ein. Islamisten attackierten Kurden in Istanbul. Mindestens 14 Kurden wurden dabei getötet. Die PKK droht der Türkei mit dem Ende der Waffenruhe. Das Land droht im Chaos zu versinken.
Appelle
Indes demonstrierten auch gestern in ganz Europa verzweifelte Kurden gegen das drohende Massaker durch ISIS-Terroristen. In Hamburg kam es zu Schlägereien zwischen Kurden und Salafisten. Auch in Österreich werden via Facebook Kurden von Islamisten bedroht. Am Freitag soll in Wien eine Großdemonstration von Kurden und linken türkischen Vereinen stattfinden.