Angeblich flossen Millionen aus Libyen an die Haider-FPÖ. Hier alle Details.
Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider hat über viele Jahre enge Beziehungen zur Familie des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi gepflogen. Haider war des öfteren in Tripolis, mit einem der Söhne, Saif al-Islam al-Gaddafi, verband ihn eine persönliche Freundschaft. Saif kam nach dem Unfalltod Haiders im Oktober 2008 auch zu den Begräbnisfeierlichkeiten nach Klagenfurt. Zudem sollen angeblich Dutzende Millionen von Gaddafi an die Haider-FPÖ geflossen sein.
Erste Reise 1999
1999 besuchte Haider das erste Mal Libyen. Da war er eigenen Angaben zufolge bereits mit Saif al-Islam al-Gaddafi befreundet, den er als "lieben, netten Kerl" bezeichnete. Im Mai 2000 flog Haider erneut nach Libyen, vorerst ohne jede Öffentlichkeit. Der Besuch bei Gaddafi wurde aber bekannt, und bald entspann sich eine heftige Diskussion im Land. Mit an Bord waren auch der damalige Vorstandschef der Kärntner Hypo-Alpe-Adria Bank, Wolfgang Kulterer, sowie etliche Geschäftsleute. Zehn Jahre später stellte sich dann heraus, dass die Hypo Haiders Ticket bezahlt hatte. In einer parlamentarischen Anfragebeantwortung hatte Haider ausgesagt, die Flugkosten seien "aufgeteilt" worden.
Im Juni 2000 absolvierte Haider gleich den nächsten Besuch im Wüstenstaat, wobei er mit Muammar al-Gaddafi zusammentraf. Diesmal hatte er eine große Wirtschaftsdelegation aus Kärnten dabei, von Ölgeschäften und Investitionen Gaddafis in die Hypo war die Rede. Viel Konkretes ergab sich letztlich aber nicht.
Im Herbst 2001 flog er mit dem damaligen Verteidigungsminister und Parteifreund Herbert Scheibner nach Libyen, 2003 mit Vizekanzler Hubert Gorbach (F) und einer Delegation. Da traf er sich erneut mit dem Revolutionsführer, über die wirtschaftlichen Erfolge des Besuches ist nichts bekannt.
Gaddafi-Kunst im Auersperg - Reisen nach Kärnten
Gaddafi-Sohn Saif stellte Gemälde im Palais Auersperg aus (2004), kam zum Opernball (2006) oder schaute bei einer Büro-Eröffnung von Haiders langjährigem Vertrauten Karl-Heinz Petritz in Klagenfurt vorbei (2007).
Gab es diplomatische Verwicklungen, bot Haider flugs seine Vermittlungstätigkeit an. Ob es sich um bulgarische Krankenschwestern handelte, die zum Tode verurteilt wurden oder um in der Sahara gekidnappte Salzburger, Haider machte Schlagzeilen mit Aussagen wie: "Ich habe mehrmals mit Saif al-Islam Gaddafi telefoniert", eine Lösung sei "auf dem Weg". Auch beim Konflikt zwischen der Schweiz und Libyen nach der Festnahme von Muammars Sohn Hannibal mischte Haider zumindest verbal mit. Er bot 2008 seine Vermittlung an, um öffentlich anzumerken: "Mir war klar, dass Libyen heftig auf die Verhaftung von Hannibal reagieren würde. Man hätte ihn nie ins Gefängnis stecken dürfen."
Gesellschaft gegründet
Um die Freundschaft der Völker voranzutreiben, gründete Haider 2002 die österreichisch-libysche Gesellschaft, die "einen Beitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten" leisten sollte. Präsident wurde Jörg Haider, die prominenten Mitglieder rekrutierten sich fast ausschließlich aus der FPÖ bzw. später dem BZÖ. Im Jahr nach Haiders Tod, im Sommer 2009, übernahm seine Witwe Claudia die Präsidentschaft der Gesellschaft.
45 Millionen Euro an FPÖ?
Vergangenen Sommer tauchten dann Gerüchte auf, Haider und seine Partei hätten von Gaddafi Geld erhalten. Der ehemalige Haider-Vertraute Walter Meischberger hatte in einem Tagebuch notiert, Gaddafi habe der FPÖ insgesamt 45 Millionen Euro überwiesen, das Geld sei auf Haider-Konten in Liechtenstein gelandet. Bewiesen wurden die Geldflüsse bisher allerdings nicht.