Die Balkanstaaten machen ihre Grenzen dicht. Die EU fürchtet neue Ausweichrouten.
Es rächt sich nun, dass die 28 EU-Regierungschefs bei ihrem Gipfel am Montag nicht in der Lage waren, sich auf eine gemeinsame Asylpolitik zu einigen: Gestern riegelten die Staaten entlang der Balkanroute, über die die Flüchtlinge bislang die EU erreichten, endgültig ihre Grenzen ab – obwohl Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel dagegen gekämpft hatte.
- Slowenien gab offiziell bekannt, dass ab Mittwoch nur noch Menschen mit Visa oder gültigen Papieren das Land betreten dürften.
- Kurz darauf folgten Serbien und Kroatien, die ihre Grenze für Flüchtlinge ebenfalls sperren.
- Mazedonien lässt die Balken ebenfalls weiter unten, was zu immer größeren Spannungen an der Grenze zu Griechenland führt.
Rumänien rüstet sich für Flüchtlingsansturm
Die Frist für eine gemeinsame Linie in der Flüchtlingspolitik verrinnt jedenfalls. Während Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel – wir berichteten – weiter auf einen Deal mit der Türkei hofft, um die Flüchtlingsströme zu stoppen, appellieren nun Frankreichs Präsident François Hollande und Italiens Premier Matteo Renzi, „Alleingänge zu stoppen“.
Immerhin befürchten beide Staaten, dass die Abriegelung der Balkanroute zu Ausweichrouten von Schleppern und Flüchtlingen führen könnte.
Rumänien rüstet sich bereits für einen Flüchtlingsansturm. Die Menschen, die derzeit in Idomeni festsitzen, und jene, die noch in Flüchtlingscamps in der Türkei ausharren, könnten laut UNO-Experten schon bald von der Türkei aus versuchen, das EU-Land Rumänien zu erreichen.
Von Rumänien aus würde der Zug sich weiter nach Ungarn aufmachen. Der ungarische Premier Viktor Orbán hat gestern daher bereits den Krisenzustand in seinem Land ausgerufen.
Letzte Chance EU-Gipfel am 17. März in Brüssel
Die UNO schätzt, dass dieses Jahr mindestens 1,2 Millionen Menschen Richtung EU flüchten wollen. Damit die Lage nicht endgültig eskaliert, bleibt der Europäischen Union nur noch Zeit bis zum EU-Gipfel am 17. und 18. März in Brüssel. Dort wollen die 28 EU-Regierungschefs weiter diskutieren und sich mit der Türkei auf einen Flüchtlingspakt einigen.
Isabelle Daniel