Jean-Claude Duvalier ruft nun zur "nationalen Versöhnung" auf.
Bei seiner ersten Pressekonferenz nach seiner Heimkehr hat Haitis Ex-Diktator Jean-Claude Duvalier alias "Baby Doc" sein Bedauern über die Opfer seines Regimes zum Ausdruck gebracht. Er wolle seine "tiefe Traurigkeit über die, die sich als Opfer unter (meiner) Regierung ansehen", ausdrücken, sagte Duvalier am Freitag während eines kurzen Auftritts vor der Presse in Port-au-Prince. Zugleich rief der 59-jährige Ex-Präsident seine Landsleute zu "nationaler Versöhnung" auf, um die derzeitige politische Krise zu beenden.
"Ich bin hier, um meine Solidarität in dieser schwierigen Zeit zu bekunden", begründete Duvalier seine überraschende Rückkehr aus dem französischen Exil vergangene Woche. Er sei "beeindruckt von dem Willkommen", das ihm insbesondere zahlreiche junge Menschen bereitet hätten, "die mich nicht kennen". Bei seiner ersten Pressekonferenz seit seiner Ankunft in Haiti am Sonntag vergangener Woche verlas Duvalier mit leiser Stimme eine Erklärung auf Französisch und auf Kreolisch. Er verließ das Podium bereits nach etwa zehn Minuten, ohne Fragen zugelassen zu haben, und überließ seinen Anwälten das Wort.
30.000 Menschen gefoltert
"Baby Doc" hatte 1971 im Alter von 19 Jahren die Macht in Haiti von seinem Vater François "Papa Doc" Duvalier geerbt. Bis zu seinem Sturz 1986 soll er mit seinen Getreuen hunderte Millionen Dollar an Staatsgeldern veruntreut haben. Die dem Duvalier-Clan treu ergebene Geheimpolizei, die "Tonton Macoutes" soll bis zu 30.000 Regierungskritiker entführt, gefoltert und ermordet haben.
Seit Dienstag laufen in Haiti Ermittlungen wegen Korruption und Veruntreuung gegen Duvalier. Am Mittwoch strengten vier Haitianer zudem ein Strafverfahren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit an. Vorläufig darf der Ex-Diktator Haiti nicht verlassen.
Politische Krise
Der verarmte Karibikstaat steckt zur Zeit in einer politischen Krise. Die offiziellen Ergebnisse der ersten Runde der Präsidentschaftswahl Ende November sind umstritten und hatten gewalttätige Proteste ausgelöst. Die Stichwahl, die ursprünglich für den 16. Jänner geplant war, wurde daher auf unbestimmte Zeit verschoben. Haiti hat außerdem weiter unter den Folgen des verheerenden Erdbebens vor gut einem Jahr zu leiden.