Zahlreiche Tote

Bagdad von Anschlagsserie erschüttert

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Über hundert Verletzte gibt es in den schiitischen Stadtteilen zu beklagen.

In Bagdad sind am Freitag bei mehreren Bombenanschlägen auf schiitische Einrichtungen mindestens 56 Menschen getötet worden. Insgesamt sieben Explosionen erschütterten verschiedene Viertel der irakischen Hauptstadt zur Zeit des islamischen Freitagsgebets. Die meisten Attacken ereigneten sich in der Nähe von Moscheen und einem Marktplatz. Ein Sprecher der Sicherheitskräfte vermutete hinter der Tat einen Racheakt des Extremistennetzwerks Al-Kaida, nachdem am Sonntag dessen Irak-Chef getötet worden war. Die Terroristen hätten schiitische Gläubige während des Gebets ins Visier genommen.

Mindestens 21 Menschen starben bei der Detonation von drei Sprengsätzen in dem vornehmlich von Schiiten bewohnten Armenviertel Sadr City. Bei einem weiteren Anschlag nahe einer Moschee im Südosten der Hauptstadt kamen mindestens elf Menschen ums Leben. Drei Menschen kamen nach Polizeiangaben durch die Explosion einer Autobombe im Nordwesten Bagdads ums Leben. Nach Angaben der Sicherheitskräfte wurden zudem 180 Menschen verletzt. Der Nachrichtensender Al-Arabiya sprach sogar von 67 Toten und von 112 Verletzten.

Acht Menschen starben bei Bombenanschlägen in der westlichen Unruheprovinz Anbar, die als Rückzugsgebiet der Al-Kaida gilt. In der Stadt Khalidiya starben sieben Mitglieder einer Familie, als Aufständische mehrere Bomben gleichzeitig zündeten. Ein Polizist wurde bei dem Versuch getötet, zwei weitere Sprengsätze zu entschärfen. In der Provinz Anbar leben überwiegend Sunniten.

Am Vortag hatten Aufständische im Nordirak eine Pipeline in Brand gesetzt und damit den Ölexport über den türkischen Hafen Ceyhan zum Erliegen gebracht. Die Spannungen im Land hatten zugenommen, nachdem aus den Parlamentswahlen Anfang März kein klarer Sieger hervorgegangen war. Der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki führt derzeit Koalitionsgespräche, um sein Amt behalten zu können. Die Gespräche könnten sich über Wochen oder Monate hinziehen. Die Affäre um ein erst kürzlich geschlossenes geheimes Foltergefängnis könnte Malikis Chancen schmälern. Das Gefängnis auf dem Gelände des früheren Muthanna-Flughafens war von einer schiitischen Einheit betrieben worden, die dem Premier unterstellt war. Maliki behauptet nun, er habe von den Foltermethoden in der Haftanstalt, in der Sunniten aus der nördlichen Provinz Ninive eingesperrt waren, nichts gewusst.

Für Maliki dürfte es nach Einschätzung politischer Beobachter jetzt sehr schwierig werden, sunnitische Koalitionspartner zu finden. Seine "Allianz für den Rechtsstaat" war bei der Parlamentswahl ganz knapp von dem überkonfessionellen "Al-Irakiya"-Block von Ex-Regierungschef Iyad Allawi überholt worden. Beide Politiker erheben Anspruch auf den Posten des Ministerpräsidenten. Maliki war es zuletzt gelungen, durch gerichtliche Verfügung eine Neuauszählung der Stimmzettel in dem mit Abstand größten Wahlkreis, dem Großraum der Hauptstadt Bagdad, zu erwirken.

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