Von der Arbeitsniederlegung in Deutschland auch der Zugverkehr in Österreich betroffen.
Bei der Deutschen Bahn (DB) hat am Dienstagabend der angekündigte Streik begonnen. Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer ließen zunächst Güterzüge stehen, wie eine Sprecherin bestätigte. Mittwochfrüh standen dann auch Personenzüge in vielen Bahnhöfen still, wie Fotos zeigten. "Zug fällt aus", war vielfach an den Anzeigetafeln zu verschiedenen Reisezielen zu sehen. Von der Arbeitsniederlegung in Deutschland ist zum Teil der Zugverkehr in Österreich betroffen.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände hatte im Voraus gewarnt, die schwierige Erholung der Wirtschaft werde durch die Folgen des Arbeitskampfes gefährdet. Hintergrund ist der Tarifkonflikt der GDL mit der Deutschen Bahn. Dabei geht es um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.
Hunderttausende Berufspendler und Urlauber werden in Deutschland mitten in der Ferienzeit von Zugausfällen und Verspätungen getroffen. Die Deutsche Bahn hat für Mittwoch und Donnerstag 75 Prozent ihrer Fernzüge gestrichen. Einen weitgehend störungsfreien Verkehr erwartet die Deutsche Bahn erst wieder für den Freitag, wie das Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilte. Offiziell endet der Arbeitskampf am Freitag um 02.00 Uhr.
Deutsches Eck nicht betroffen
Die ÖBB erwarten auch Ausfälle im internationalen Zugverkehr von und nach Deutschland in Österreich, wie es am Dienstag auf Anfrage der APA hieß. "Wegen des Lokführerstreiks kann die Deutsche Bahn internationale Züge ab den Grenzbahnhöfen nicht übernehmen", sagte ein ÖBB-Sprecher. Betroffen davon seien sowohl Tages- als auch Nachtverbindungen in Österreich von und nach Deutschland.
Wichtig für heimische West-Ost bzw. Ost-West-Pendler: Der innerösterreichische Tagverkehr von Salzburg nach Tirol über den DB-Korridor ist von den Einschränkungen nicht betroffen. Ebenfalls sollen die Railjet-Verkehre Wien/Klagenfurt nach München, sowie die Eurocity-Verkehre von Italien über Innsbruck weiter nach München planmäßig geführt werden.
Im Nachtreiseverkehr können ab heute und bis 12. August allerdings Verbindungen nach Brüssel, Hamburg und Berlin nicht geführt werden. Konkret sind die Züge NJ 490/491 (Wien-Hamburg/Amsterdam/Brüssel), NJ 20/421 (Innsbruck-Amsterdam/Hamburg), NJ 470/471 (Zürich-Berlin/Hamburg) und NJ 456/457 (Wien-Berlin) betroffen.
Weitere Tagesverbindungen nach Deutschland können ab dem morgigen Mittwoch bis voraussichtlich 12. August nur im österreichischen Abschnitt geführt werden. Die ÖBB bitten die Fahrgäste vor Abfahrt den aktuellen Status ihrer Verbindung zu überprüfen: scotty.oebb.at oder unter Tel.: 05/1717.
Streik-Priorität in Deutschland haben laut dortigen Bahn-Angaben die besonders stark genutzten Verbindungen wie zwischen Berlin und dem Rhein-Ruhr-Gebiet, zwischen Hamburg und Frankfurt sowie die Anbindung wichtiger Bahnhöfe und Flughäfen. Ziel sei ein zweistündliches Angebot mit besonders langen Zügen auf den Hauptachsen.
Ringen um Einigung
Trotz des Ersatzfahrplans könne man nicht garantieren, dass alle Reisenden wie gewünscht an ihr Ziel kommen. Man bitte daher Fahrgäste, die nicht zwingend fahren müssen, ihre Reise möglichst zu verschieben. Gegenüber den Kunden wolle man sich sehr kulant zeigen. Die für den Streikzeitraum gelösten Karten könnten bis einschließlich 20. August bei aufgehobener Zugbindung genutzt oder erstattet werden.
"Die Bahn hat bisher provoziert und kein Interesse an einer Einigung gezeigt", begründete GDL-Vorsitzender Claus Weselsky den Streik nach den gescheiterten Tarifverhandlungen. In einer Urabstimmung hätten sich 95 Prozent der GDL-Mitglieder für flächendeckende Arbeitskämpfe ausgesprochen. Dies zeige deutlich die Stimmung der Belegschaft. Der deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bat beide Seiten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Alle müssen ein Interesse daran haben, das Vertrauen in die Bahn als zuverlässiges Verkehrsmittel aufrecht zu erhalten - erst recht nach den harten Monaten der Coronapandemie", sagte er.
Bereits vor der Coronakrise hatte die DB mit schrumpfenden Gewinnen und Unpünktlichkeit zu kämpfen. Nach einem Verlust im Coronajahr 2020 von fast 6 Mrd. Euro waren es im ersten Halbjahr 2021 immer noch 1,4 Milliarden. Dazu kommen die Milliarden-Kosten der Flutkatastrophe. Seit April und mit den Coronalockerungen hatte die Bahn allerdings wieder einen Aufwärtstrend gespürt. Gerade der Güterverkehr entwickelte sich zudem positiv. Auf der anderen Seite ist die Bahn auch wegen chronischen Personalmangels gerade bei Lokführern verwundbar für Streiks.