Seit Mittwoch berät die „Jury“ (fünf Frauen, sieben Männer) über das Schicksal des früheren und möglicherweise künftigen US-Präsidenten im New Yorker Schweigegeld-Prozess.
Trump wird vorgeworfen, mit Geldzuwendungen im Wahlkampf 2016 hochnotpeinliche Sexstorys aus dem Weg räumen ließ. Er habe dabei, so die Anklage, Geschäftsunterlagen gefälscht und den Wahlkampf manipuliert. 130.000 Dollar etwa gingen an Porno-Darstellerin Stormy Daniels, die jetzt im Zeugenstand (zu) detailliert ein angebliches Sextreffen mit Trump 2006 beschrieben hatte.
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Donnerstag berieten die Geschworenen bereits den zweiten Tag. Sie hatten insgesamt sechs Fragen an den Richter übermittelt. Bei jedem Wunsch geht im Gerichtssaal 1530 ein „Buzzer“ (Alarm) los. Die Gruppe wollte nochmals Passagen der Aussagen der Kronzeugen David Pecker (Ex-Herausgeber des „National Enquirer“) und Michael Cohen (Trumps Ex-Anwalt) hören, wie auch die Instruktionen des Richters über den Mechanismus der Urteilsfindung.
Die sind in dem komplexen Fall entscheidend – und ellenlang (ausgedruckt 53 Seiten). Der Fall ist verwirrend und verschachtelt: Die Geschworenen müssen zuerst zur Ansicht gelangen, dass Trump das Zurückzahlen der Stormy-Summe durch die Fälschung von Geschäftsunterlagen vertuscht hatte. In der zweiten Etappe müssen sie den Vorwürfen der Anklage folgen, dass dadurch weitere Verbrechen ermöglicht wurden. Angeführt wurden dabei vage Wahl-, Wahlspenden und Steuergesetze.
Kuriose Bitten der Jury
Kurios: Die Jury hatte auch um Kopfhörer mit einem 3,5-Millimeter-Stecker für den Laptop mit Beweisakten angesucht. Der Richter bot dazu auch Lautsprecher an.
Das Beratungszimmer im Manhattaner Strafgericht wird laut der „New York Times“ als karg und düster beschrieben. Ein Raum mit langem Konferenztisch für 12 Personen, abgewetzte Bürosessel und zwei Klos. Trump wartete ebenfalls in einem kleinen Zimmer nahe dem Gerichtssaal: Sein Sohn Don Jr. postete auf TikTok eine Szene, in der der Angeklagte überraschend gut gelaunt Snacks wie Chips und Candies aß und eine Diätcoke trank.
Der ganze Prozess, aber besonders das gerade hilflose Warten sei eine Qual für den sonst kontrollwütigen republikanischen Spitzenkandidaten. Er ist völlig machtlos. Vor dem von Medien, Demonstranten und Schaulustigen bereits belagerten Gerichtsgebäude wird der Sicherheitskordon verstärkt – aus Furcht vor Protesten, egal wie der Prozess ausgeht…