Schwere Schäden im ganzen Land - Notstand ausgerufen.
Beim schwersten Erdbeben seit Jahrzehnten in Ecuador sind nach jüngsten Angaben mindestens 272 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 2520 weitere verletzt worden. Dies erklärte Staatspräsident Rafael Correa bei einer Pressekonferenz im stark betroffenen Tourismusort Portoviejo. Weiterhin gebe es "Lebenszeichen" aus den Trümmern, die Bergung der Verschütteten habe aktuell "Priorität", so Correa. Dennoch werden Hunderte weitere Tote vermutet.
Landesweit blieb der Ausnahezustand, ebenso wie der Notstand in den sechs am stärksten betroffenen Provinzen auch am Sonntag aufrecht. Laut Vizepräsident Jorge Glas wurden 14.000 Sicherheitskräfte, 241 Mediziner und zwei mobile Krankenstationen in die am stärksten betroffenen Regionen geschickt. Verstärkung wurde aus Kolumbien und Mexiko erwartet.
Schlimme Situation in Pedernales und Portoviejo
Glas vertritt aktuell Präsident Rafael Correa, der sich auf Staatsbesuch im Vatikan aufhält. Besonders schlimm sei die Situation in Pedernales und Portoviejo, teilte Correa auf Twitter mit. Beide Städte sind nicht weit von Cojimes an der Westküste des Landes entfernt, wo sich das Beben der Stärke 7,8 in einer Tiefe von knapp 20 Metern ereignet hatte.
Der Bürgermeister des im Epizentrum gelegenen Urlaubsortes Pedernales am Pazifik rechnete mit bis zu 400 Toten allein in seiner Stadt - viele von ihnen könnten in den Trümmern der rund 40 eingestürzten Hotels liegen. "Pedernales ist verwüstet", sagte Bürgermeister Gabriel Alcivar."Wir brauchen Hilfe. Wir brauchen Medikamente, Wasser und Lebensmittel, um den Menschen zu helfen."
Tsunamiwarnung aufgehoben
Die Erdstöße ereigneten sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS in einer Tiefe von 20 Kilometern. Eine vorübergehende Tsunamiwarnung wurde mittlerweile wieder aufgehoben.
Besonders stark betroffen war auch die zweitgrößte Stadt des Landes, Guayaquil, aus der in Sozialen Netzwerken zahlreiche Schäden gemeldet wurden. Fotos zeigten ein unter einer einstürzenden Brücke eingeklemmtes Auto.
In Teilen der Hauptstadt Quito fiel der Strom aus, wie die Tageszeitung "El Comercio" berichtete. Mehrere Transformatoren seien explodiert. Bürgermeister Maurico Rodas berichtete auf Twitter zudem von mehreren eingestürzten Häusern.
Horror-Szenen
Die Menschen berichteten von Panik-Szenen nach dem Erdbeben. In sozialen Netzwerken wurden Bilder völlig zerstörter Straßenzüge und schwerbeschädigter Häuser verbreitet. Hunderte Familien schliefen in Esmeraldas aus Angst vor Nachbeben auf den Straßen, schrieb die Zeitung "El Comercio". Die Lage war dort auch am Sonntag angespannt. "Die Menschen sammeln Lebensmittel und packen Koffer", sagte ein Anrainer dem regionalen Fernsehsender Telesur.
Ausmaß der Zerstörung
In ersten Berichten war von mehr als 100 komplett zerstörten Häusern landesweit die Rede. Nach Angaben von Einsatzkräften wurden zwei wichtige Verbindungsstraßen zwischen Küste und Landesinnerem wegen Schäden gesperrt. Auch aus Guayaquil, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, wurden schwere Schäden und Tote gemeldet. Eine Tsunami-Warnung, die das Pazifik-Zentrum herausgegeben hatte, wurde inzwischen wieder aufgehoben.
Rund 10.000 Soldaten und 3.500 Polizisten wurden zum Einsatz in die Erdbebengebiete gesandt, wie Vizepräsident Glas weiter schrieb. Zudem waren Helfer aus dem Ausland, vor allem aus Mexiko und Kolumbien, zur Unterstützung der Rettungsarbeiten nach Ecuador unterwegs. Der internationale Caritas-Verband stellte 100.000 Euro für die Soforthilfe zur Verfügung.
Hier ereignete sich das Beben:
Grafik: USGS